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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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beleuchteten Teil der Stadt. Wenn ich mich dazu zwingen wollte, meine Angst zu überwinden, dann hätte ich mir keinen besseren Ort aussuchen können.
    Sechs Blocks weiter ging ich in den Supermarkt, dessen Tür klingelte, als ich eintrat. Ich war so in Gedanken versunken, dass es ein paar Herzschläge dauerte, bis ich bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Der Laden war unheimlich still. Aber ich wusste, dass ich nicht allein war; durch die Schaufensterscheibe hatte ich Köpfe gesehen, als ich den Parkplatz überquert hatte. Vier Männer. Aber sie waren alle verschwunden, und das schnell. Sogar die Kasse war verlassen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals einen Supermarkt betreten zu haben, in dem die Kasse allein gelassen worden wäre. Damit bat man ja förmlich darum, ausgeraubt zu werden. Besonders nach Anbruch der Dunkelheit.
    »Hallo?«, rief ich. Ich ging die Frontseite des Ladens entlang und sah in die Reihen hinein, in denen es von Feigenplätzchen bis zu Dramamine alles zu kaufen gab. »Ist hier jemand? Ich brauche Kleingeld zum Telefonieren.«
    Ein unterdrückter Laut kam aus dem Flur im Hintergrund. Dort war es dunkel, vermutlich ging es da zu den Toiletten. Ich lauschte, ob ich den Laut noch einmal hörte. Nach all dem falschen Alarm in letzter Zeit fürchtete ich, dass das der Anfang einer weiteren Halluzination sein könnte.
    Dann hörte ich einen zweiten Laut. Das leise Quietschen einer Tür, die geschlossen wurde. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Laut real war. Was bedeutete, dass sich dort hinten womöglich jemand versteckte, gerade außerhalb meiner Sichtweite. Aufregung verkrampfte meinen Magen, und ich hetzte nach draußen.
    Ich ging um das Gebäude herum und fand die Telefonzelle, tippte 911 ein. Ich hörte, wie es einmal läutete, bevor eine Hand über meine Schulter griff, den Hörer auflegte und den Anruf beendete.

Acht
    I ch fuhr herum.
    Er war gut fünfzehn Zentimeter größer und zwanzig Kilo schwerer als ich. Die Lampen vom Parkplatz reichten nicht bis hierher, aber ich ging die Liste von Erkennungsmerkmalen durch: rotblondes Haar, gegelt und stachelig hochgekämmt, wässrig blaue Augen, Ohrringe in beiden Ohren, eine Kette aus Haifischzähnen. Leichte Akne auf der unteren Hälfte seines Gesichts. Ein schwarzes ärmelloses T-Shirt, muskulöser Bizeps, auf den ein feuerspeiender Drache tätowiert war.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte er, wobei er die Lippen verzog. Er bot mir sein Handy an und hielt dann den Arm über das Telefon, wobei er sich noch näher zu mir herüberlehnte. Sein Lächeln war ein bisschen zu süßlich, ein bisschen zu überheblich. »Ich seh es nicht gern, wenn ein hübsches Mädchen Geld für einen Anruf hinauswirft.«
    Als ich ihm nicht antwortete, legte er die Stirn leicht in Falten. »Sofern es sich dabei nicht um einen kostenlosen Anruf handelt.« Er kratzte sich die Backe, in tiefem Nachdenken. »Aber der einzige kostenlose Anruf, den man von diesem Telefon aus machen könnte, wäre … die Polizei.« Jegliches Anzeichen von Engelhaftigkeit verschwand aus seinem Ton.
    Ich schluckte. »Da drin war niemand an der Kasse. Ich dachte, etwas stimmt nicht.« Und jetzt wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Der einzige Grund, aus dem es ihn interessieren könnte, ob ich die Polizei anrief oder nicht, war, dass es in seinem besten Interesse lag, sie weit, weit weg zu wissen. Dann war es ein Einbruch?
    »Lass es mich dir einfach machen«, sagte er, nahm eine lässige Haltung an und kam auf Augenhöhe zu mir, so als wäre ich eine Fünfjährige, die langsame und klare Anweisungen benötigte. »Setz dich wieder in dein Auto und fahr weiter.«
    Mir wurde klar, dass er nicht wusste, dass ich zu Fuß hierhergekommen war. Aber der Gedanke wurde irrelevant, als ich Schritte hörte, die sich aus der Gasse direkt um die Ecke näherten. Ich hörte eine Menge Fluchen und ein schmerzerfülltes Stöhnen.
    Ich überdachte meine Möglichkeiten. Ich konnte Haifischzahnkettes Rat befolgen und mich schnell davonmachen, so tun, als wäre ich nie hier gewesen. Oder ich konnte zur nächsten Tankstelle an der Straße rennen und die Polizei anrufen. Aber dann war es wahrscheinlich schon zu spät. Wenn sie dabei waren, den Laden auszurauben, würden sie sich nicht lange aufhalten. Meine einzige andere Wahl war, zu bleiben und den entweder sehr tapferen oder aber sehr dummen Versuch zu unternehmen, den Raub zu stoppen.
    »Was ist denn dahinten los?«, fragte ich unschuldig und zeigte auf

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