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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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abwarten, dass der Staub sich legt, und dafür sorgen, dass die Schwarze Hand denkt, er hätte die Zügel wieder in der Hand. Dann setzen wir uns wieder zusammen und versuchen einen neuen Angriff, wenn er es am wenigsten erwartet.«
    »Er hält die Zügel in der Hand. Es ist kein Zufall, dass er plötzlich mit meiner Mutter zusammen ist. Sie ist nicht das Wichtigste für ihn – das ist seine Nephilim-Armee. Cheschwan fängt nächsten Monat an, im Oktober. Warum also sie, und warum jetzt? Wie passt sie in seine Pläne? Ich muss das herausfinden, bevor es zu spät ist!«
    Scott zupfte sich verärgert am Ohr. »Ich hätte dir nichts erzählen sollen. Du wirst die Nerven verlieren. Die Schwarze Hand wird dich noch aus einer Meile Entfernung zur Rede stellen können. Du wirst reden. Du wirst ihm von mir und von der Höhle erzählen.«
    »Mach dir nur keine Sorgen um mich«, zischte ich. Ich stieg aus dem Charger und setzte zum Abschied noch einen drauf, bevor ich die Tür zuschlug: »Tauch du nur unter. Deine Mutter verliebt sich ja auch nicht jeden Tag mehr in dieses Monster. Ich werde ihn loswerden, ob du nun mitmachst oder nicht.«
    Natürlich hatte ich nicht die geringste Vorstellung, wie. Hank hatte sich in dieser Stadt so verankert, dass er mit ihrem Herzen eng verbunden war. Er hatte Freunde, Verbündete und Angestellte. Er hatte Geld, Mittel und seine eigene Privatarmee. Und am besorgniserregendsten war, dass er meine Mutter in der Hand hatte.
    Zwei wenig ereignisreiche Tage vergingen. Scott hatte Wort gehalten und war verschwunden. Im Nachhinein tat es mir leid, dass ich so ausgerastet war. Er tat nur, was er tun musste, und ich konnte ihm das nicht vorwerfen. Ich hatte ihn beschuldigt, sich davonzumachen, aber das war überhaupt nicht der Fall. Er wusste, wann es an der Zeit war vorzurücken und wann man sich zurückziehen musste. Er war klüger, als ich es ihm zugestehen mochte. Und geduldig.
    Und dann war da noch ich. Ich konnte Hank Millar nicht leiden, traute ihm noch weniger, und je schneller ich herausfand, welches Spiel er spielte, umso besser. Cheschwan hing wie eine schwarze Wolke über meinen Gedanken, eine ständige Mahnung, dass Hank etwas plante. Ich hatte keine greifbaren Beweise, dass meine Mutter Teil dieses Planes war, aber es gab Anzeichen genug. Wenn ich bedachte, was Hank vor Cheschwan noch alles vollbringen wollte, einschließlich eine ganze Nephilim-Armee aufzubauen und dafür auszubilden, von gefallenen Engeln die Macht über ihre Körper wiederzuerlangen, warum widmete er dann meiner Mutter so viel Zeit? Wozu brauchte er ihr Vertrauen? Wozu brauchte er sie überhaupt?
    Erst als ich in Geschichte saß und halbherzig zuhörte, wie mein Lehrer die Geschehnisse beschrieb, die zur englischen Reformation geführt hatten, ging mir ein Licht auf. Hank kannte Scott. Warum hatte ich nicht früher daran gedacht? Wenn Hank den Verdacht hegte, dass Scott der Nephilim war, der vor zwei Nächten in seinem Lagerhaus herumgeschnüffelt hatte, dann wusste er auch, dass Scott so bald, nachdem er geschnappt worden war, keinen zweiten Versuch starten würde. Stattdessen nahm Hank wahrscheinlich an, dass Scott sofort untergetaucht war, was stimmte. Niemals in einer Million Jahren würde Hank einen anderen Einbrecher so bald wie heute Nacht erwarten.
    Nicht in einer Million Jahren …
    Der Abend kam und ging. Um zehn gab mir Mom einen Gutenachtkuss und zog sich in ihr Zimmer zurück. Eine Stunde später machte sie das Licht aus. Ich wartete noch ein paar Minuten länger, dann warf ich die Bettdecke ab. Ich war komplett angezogen, schnappte mir von unter dem Bett eine Tasche, die eine Taschenlampe enthielt sowie eine Kamera und meine Autoschlüssel.
    Als ich den Volkswagen lautlos die Hawthorne Lane hinunterschob, dankte ich Scott innerlich dafür, dass er mir einen leichten Wagen geschenkt hatte. Mit einem Pick-up hätte ich das niemals machen können. Ich ließ den Motor erst an, als ich gut fünfhundert Meter vom Farmhaus entfernt und außerhalb der Hörweite meiner Mutter war.
    Zwanzig Minuten später parkte ich den Volkswagen in einigen Blocks Entfernung von dem Platz, an dem Scott vor ein paar Nächten den Charger abgestellt hatte. Die Szenerie hatte sich nicht verändert. Dieselben zugenagelten Gebäude. Dieselben kaputten Straßenlaternen. In der Ferne hörte ich das verlorene Pfeifen eines Zuges.
    Da Hanks Gebäude bewacht wurde, verwarf ich den Gedanken, mich auch nur in die Nähe davon zu begeben.

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