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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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knüllte er das Papier zusammen.
    Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, warf er den gesamten Inhalt des Briefkastens in den Karton für Altpapier, der im Eingangsbereich neben seinen Schuhen stand. Er holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich in einen Sessel fallen. Nach einem kurzen Moment sprang er jedoch auf und ging zurück in den Flur. Er nahm den Brief aus dem Karton, strich ihn glatt und legte ihn ungelesen auf seinen Schreibtisch.
     

15
     
    „Mirko Kerner, den Freund des Mordopfers, können wir wohl von unserer Verdächtigenliste streichen.” Mit diesen Worten empfing Chris Kaha am nächsten Morgen im Büro.
    Chris zeigte auf den Bildschirm seines PCs und klickte sich durch eine Vielzahl von Fotos, die feiernde Menschen in Achims Kneipe zeigten. „Mirko hat uns den Link gemailt. Ein Kumpel von ihm ist offenbar ein begeisterter Fotograf.”
    „Oder er hat ein neues Smartphone.”
    „Oder das”, stimmte Chris seinem Kollegen zu. „Jedenfalls kannst du hier und hier zum Beispiel Mirko sehen. Die Fotos haben einen Zeitcode.”
    Chris zeigte Kaha die Uhrzeit.
    „Das heißt, Mirko hat ein Alibi? Und die anderen auch? Könnte man da was manipulieren?”, fragte Kaha.
    „Die Kriminaltechnik soll sich das mal in Ruhe anschauen. Weiter vorn sind aber noch Fotos, auf denen Rena Karst zu sehen ist. Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, bei manchen Fotos den Zeitcode zu verändern und bei anderen nicht. Und zu deiner Frage nach den anderen Anwesenden …”
    „Immerhin haben wir das Geld, also Renas Anteil an dem Wettbetrug, nicht bei ihr gefunden”, ergänzte Kaha.
    Chris nickte. „Genau, das könnte ein Motiv sein. Aaaaber. Soweit ich sehen konnte, waren alle, die am Anfang auf den Fotos zu sehen sind, auch noch zur Tatzeit in der Kneipe.”
    „Was bleibt uns dann als Ermittlungsansatz?”, fragte Kaha. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, stellte den weißen Origami-Kranich vorsichtig auf seinem Schreibtisch ab und betrachtete ihn nachdenklich. „Miriam redet leider immer noch nicht. Obwohl ich irgendwie das Gefühl habe, dass sie etwas weiß.”
    Chris reckte den Hals und nahm den kleinen Papiervogel ins Visier. Der erste private Gegenstand, den Kaha an seinem Arbeitsplatz zuließ. Was das wohl zu bedeuten hatte?
    „Ach, und noch was”, sagte er und löste einen gelben Klebezettel von seiner Schreibtischunterlage. „Tanja Peters, die Nachbarin von Rena Karst, hat anscheinend angerufen und dem Kollegen gesagt, dass ihr noch etwas eingefallen ist: Hans Neumann, Renas Vater, hat am Tag des Mordes bei ihr geklingelt. Er hat seine Tochter gesucht.”
    „Vielleicht war der Diebstahl des Geldes eine Ablenkung und wir müssen das Motiv im Privatleben von Rena suchen?”, meinte Kaha.
    Genau in diesem Moment betrat Dr. Solm-Lensing den Raum, natürlich ohne zu klopfen. In der einen Hand hielt er eine Zeitung.
    „Es ist mir egal, wo Sie das Motiv suchen, solange Sie es nur bald finden”, nahm er den Gesprächsfaden auf. „Die Presse macht uns die Hölle heiß. Überall ist der Fall auf der ersten Seite. Können Sie das lesen?”
    Er hielt Kaha die Zeitung unter die Nase. „Diese Idioten fragen schon in der Schlagzeile, ob der Mörder von Rena Karst ihren Kindern vielleicht einen Gefallen getan hat.”
    Solm-Lensing ließ die Zeitung in einen Papierkorb fallen. „Sehen Sie zu, dass Sie die Kuh vom Eis holen, ehe die Volksseele überkocht.”
    Manchmal hatte die Sprache des Chefs etwas verwirrend Bildhaftes und beinahe Poetisches, dachte Chris.
    Im Weggehen drehte Solm-Lensing sich noch einmal um: „Jetzt zeigen Sie mal, was Sie können, Fischer. Damit können Sie Ihr früheres Fehlverhalten am besten vergessen machen.”
     

16
     
    Leider war Hans Neumann nicht zu Hause. Seine Frau Inge bot Kaha und Chris zwar wie beim ersten Besuch die obligatorische Tasse Kaffee an, doch dann machte sie ihrem Ärger Luft: „Ich verstehe nicht, warum das Jugendamt die Kinder immer noch nicht bei uns wohnen lässt. Wir haben schon vor einem Jahr extra ein Kinderzimmer eingerichtet.”
    Sie stand auf und bedeutete Kaha und Chris, ihr zu folgen.
    „Frau Neumann”, versuchte Chris, sich zaghaft zu Wort zu melden, „das gehört eigentlich nicht zu unseren Aufgaben. Was wir …”
    „Da”, schnitt die Großmutter von Miriam und Tim ihm das Wort ab. Sie standen inzwischen zu dritt im winzigen Flur der Wohnung und Inge Neumann öffnete die Tür zu einem freundlichen, bunt und

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