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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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und zwang die Autofahrer auf der einen Spur anzuhalten und sie durchzulassen. Chris tat das Gleiche beim Gegenverkehr. Das wilde Gehupe, das daraufhin einsetzte, beachteten sie nicht.
    Schon hatten sie die Straße überquert und drängten sich durch die Menge, die immer weiter anwuchs. Kaha brüllte die Uniformierten, die das Ganze unschlüssig betrachteten, an: „Zwei Mann hier runter zu uns. Die anderen beiden bleiben am Eingang.”
    Bongard wandte sich an einen Reporter und sprach ihm ins Mikrofon: „Filmen Sie das ruhig.” Er begann, auf die Eltern einzuschimpfen, die sich hilflos umsahen und verzweifelt nach einem Ausweg suchten: „Sie sollten sich schämen. Wegnehmen sollte man Ihnen das Kind, sofort wegnehmen.“
    „Platz da”, herrschte Kaha ihn an und zog ihn weg. Gleichzeitig drängte er sich unsanft zwischen den Reporter und die Familie.
    „Polizei. Geben sie den Weg frei”, rief Chris und versuchte, dem jungen Paar gemeinsam mit den Streifenpolizisten einen Weg zu bahnen.
    Das Kind auf dem Arm der Mutter begann zu weinen.
    „Sehen Sie nicht, dass es dem Kind schlecht geht?”, schrie Bongard, der ihnen auf den Fersen geblieben war.
    „Ja, und warum wohl?”, blaffte Kaha ihn an. Inzwischen hatte der Pulk die gläserne Eingangstür erreicht. Die Mutter mit ihrem Kind, dann der Vater und schließlich Chris zwängten sich hindurch. Irene Wolf wartete schon und nahm sie in Empfang.
    „Natürlich. Da kommen schon die Gutmenschen, um diese Monster in Schutz zu nehmen“, rief Bongard mit höhnischer Stimme.
    Irene Wolf öffnete die Tür ein Stück weiter und trat Bongard entgegen. „Diese Eltern tun genau das Richtige und Sie verschwinden jetzt besser.“
    „Dem kann ich mich nur anschließen”, sagte Kaha. „Na los. Haut ab. Ende der Vorstellung”, brüllte er in die Menge.
    Einige waren schon zurückgewichen, als sie sahen, dass ihre Beute entkommen war. Nun zogen sich auch die Übrigen zurück. Der Fotograf und die Kamerafrau waren bereits verschwunden, und auch die meisten der Schaulustigen setzten ihren Weg fort.
    Nur Hans Neumann und fünf oder sechs Getreue verharrten mit ihren Schildern auf dem Bürgersteig.
    „Den hier”, sagte Kaha zu seinen uniformierten Kollegen und zeigte dabei auf Bongard, bringt ihr mir aufs Präsidium. Mit dem beschäftigen wir uns später.”
     

19
     
    Kaha und Chris kamen gerade dazu, als die junge Mutter aufgeregt versuchte, Irene Wolf, der Chefin des Jugendamts, die Situation zu erklären: „Wir geben Luca doch genug zu essen.” Tränen traten ihr in die Augen. „Aber der Arzt sagt, er hat Zölikie oder so.”
    „Ja”, stimmte ihr Mann ihr zu, „aber der Arzt hat so schnell geredet. Wir haben nicht richtig verstanden, was wir tun sollen.”
    „Und deshalb sind Sie jetzt hier”, sagte Irene Wolf freundlich und sah dabei auch Chris und Kaha an. Dann sprach sie wieder direkt mit den jungen Eltern. „Luca hat Zöliakie, das heißt, er verträgt kein Gluten. Frau Koch, Herr Koch, warum begleiten Sie nicht meine Kollegin, Frau Schmidt, in ihr Zimmer. Sie wird Ihnen alles genau erklären. Wenn Ihnen später doch noch Fragen einfallen, rufen Sie uns einfach an.”
    Kaum waren die Eltern außer Hörweite, bat Irene Wolf die beiden Polizisten in ihr Arbeitszimmer, schloss die Tür und machte dann ihrem Ärger Luft: „Ich weiß nicht, was Leute wie dieser Bongard oder Herr Neumann mit ihren Aktionen erreichen wollen. Dass die betroffenen Eltern sich nicht mehr zu uns trauen, weil sie auf dem Weg zur Eingangstür Spießruten laufen müssen durch diesen aufgehetzten Mob? Wie soll das den Kindern helfen?”
    Sie setzte sich auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch und faltete die Hände. Mit etwas ruhigerer Stimme sagte sie: „Können Sie den beiden nicht mal ins Gewissen reden?”
    „Wollen Sie gegen Bongard Anzeige erstatten?”, fragte Chris. „Obwohl ich nicht glaube, dass das viel Erfolg hätte.”
    „Fühlen Sie sich vielleicht bedroht?”, fragte Kaha.
    „Ach was”, winkte Irene Wolf ab. „Ein wenig kann ich diese Leute sogar verstehen. Vieles, was sie tun, ist nur einfach kontraproduktiv. Aber wir sind Kummer gewöhnt.” Mit einem freudlosen Lachen ergänzte sie: „Obwohl meistens Eltern aggressiv werden, die meinen, das Jugendamt kümmert sich zu viel, nicht zu wenig.”
    Sie sah plötzlich müde aus. Alle drei schwiegen. Gerade als Kaha Anstalten machte, aufzustehen und zu gehen, klopfte es und Sandra steckte den Kopf zur Tür

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