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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Deutschland ein so krasser Politikwechsel vollzogen, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Bisher unterstellte ich immer, dass sich die Dinge in einer Demokratie nur sehr langsam bewegen. Es müssen 1000 Gremien befragt werden, es müssen Menschen überzeugt werden, die Parlamente müssen beraten. Und jetzt? Es muss auf dem Heimflug von Brüssel nach Berlin gewesen sein, als Frau Merkel über die Konsequenzen des japanischen Atomunfalls nachdachte. Sie entschied, dass so etwas in Deutschland nicht passieren dürfe. Es sei daher notwendig, die ein halbes Jahr zuvor beschlossene Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke rückgängig zu machen. Mehr noch: Es müsste einen generellen Ausstieg aus der Atomenergie geben. Es dauerte keine zwei Wochen, da war alles weitgehend beschlossen und auf den Weg gebracht. So schnell kann das manchmal gehen. Es gab zwar ein paar Kritiker, die sich damit schwertaten. Aber sie waren rasch überstimmt.
    Solch ein Tempo müsste doch auch auf anderen Gebieten möglich sein.

1. Wie baut man eine Währungsunion?
     
    Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Reißbrett und sollen eine Währungsunion konstruieren. Die Vorgabe ist: Eine Reihe von Ländern, die miteinander über Handel und Kapitalbewegungen verbunden sind, beschließt von einem Tag auf den anderen, dass sie eine Währungsunion gründen wollen. Wie macht man das?
    So oder ähnlich muss es den Vätern der Europäischen Währungsunion in den 1980er Jahren gegangen sein. Das Erste, was man in solch einer Situation tut: Man sucht nach Vorbildern. Wo hat es den Übergang zu einer Währungsunion schon einmal gegeben?
    Keine Vorbilder
     
    Leider gibt es bei der Suche nach Blaupausen für eine Währungsunion nur Fehlanzeigen. Die Währungsunionen, die in der Geschichte entstanden waren, waren schon sehr alt. Zudem waren die Ausgangsbedingungen anders. Im Deutschen Reich (ab 1870) beispielsweise war der Währungsunion die politische Zusammenführung der einzelnen deutschen Teilstaaten vorausgegangen. Das machte die Einführung von neuem Geld einfach. Man brauchte dem neuen Staat nur die Währungshoheit und das Recht zur Emission der neuen Noten und Münzen zu geben und die bisherigen alten Währungen abschaffen. Ähnlich war es in Italien bei der Zusammenführung von Nord- und Süditalien und auch in den USA.
    All das konnte man für die Europäische Währungsunion nicht als Muster nehmen. Hier gab es keine zentrale Instanz, die die Währungshoheit für sich beanspruchen konnte, weil es hier keine politische Union gibt.
    Anders war es mit den Währungsunionen, die nicht mit einer politischen Union verbunden waren. Hier beschlossen souveräne Staaten, die auch weiterhin souverän bleiben wollten – also vergleichbar der Situation der Euro-Staaten –, eine gemeinsame Währung für alle einzuführen. Beispiele sind die Lateinische Münzunion, die 1865 von Frankreich, Belgien, der Schweiz und Italien gegründet wurde (später trat unter anderem noch Griechenland bei), oder die Nordische Münzunion (gegründet 1873 von Dänemark und Schweden). An sich waren das genau die Verhältnisse, wie sie die Gründer des Euro auch in Europa vorfanden. Es waren ein paar unabhängige Staaten, die sich auf monetärem Gebiet zusammentun wollten.
    Aber das wollte man nicht zum Vorbild nehmen. Zum einen basierten diese Währungsunionen auf der Goldwährung, die inzwischen passé ist. Zum anderen waren diese Währungsunionen letztlich nicht erfolgreich. Sie zerfielen Anfang des 20. Jahrhunderts.
    Die Lehren von Robert Mundell
     
    Auch die ökonomische Theorie gab für den Aufbau einer Währungsunion nicht viel her. 1961 hatte der spätere Nobelpreisträger Robert Mundell einen Aufsatz über die Theorie der optimalen Währungsunionen geschrieben. Zwei Jahre später folgte der amerikanische Ökonom Ronald McKinnon mit einem anderen Ansatz. Beiden Autoren ging es aber nicht um die institutionelle Ausgestaltung einer Währungsunion. Sie interessierten sich vielmehr dafür, welche Eigenschaften die Länder haben sollten, die eine erfolgreiche Währungsunion gründen könnten. In Europa war aber längst klar, wer der Währungsunion beitreten sollte. Mundell oder McKinnon hätten den Vätern des Euro lediglich sagen können, dass diese Länder sich nicht für eine optimale Währungsunion eignen würden. Das ganze Projekt wäre daher zum Scheitern verurteilt.
    Das Einzige, auf das man bauen konnte, waren die Erfahrungen mit den verschiedenen Festkurssystemen nach

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