Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
Das war Deflation. In den Jahren seit 1970 dagegen, als die feste Bindung des Dollar an das Gold nicht mehr bestand und es auch keine Goldeinlösungspflicht mehr gab, verringerten sich die Preise nur in einem Prozent der Zeit (6 von 486 Monaten). Das ist ein bemerkenswerter Unterschied. Freilich ist dabei zu berücksichtigen, dass die Zeiten zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg und auch die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg besonders turbulent waren. Insofern sind nicht alle Deflationen dieser Jahre der Goldwährung zuzuschreiben.
Selbst wenn man die Goldwährung ablehnt, ist doch nicht zu bestreiten, dass Gold eine besondere Anziehungskraft für die Menschen hat. Nach einer Studie des Research Center for Financial Services an der Steinbeis-Hochschule Berlin werden in Deutschland rund 168 Milliarden Euro als Anlagegold gehalten. Das sind rund 3 Prozent des gesamten Geldvermögens der privaten Haushalte.
Bei Anlageberatern gibt es eine Daumenregel, dass bei größeren Vermögen rund 10 Prozent des Portfolios in Gold sein sollte. Sie raten dabei häufig zu physischem Gold, Münzen oder Barren. Man solle es auch nicht bei der Bank aufbewahren, sondern am besten im Garten vergraben und sich die Stelle merken, damit man sie im Bedarfsfall wiederfindet. Vielleicht, wenn es wieder einmal eine Währungsreform oder ein Chaos wie nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland geben sollte, kann man es dann ausgraben und damit Brot beim Bäcker kaufen. Freilich sollte man sich daran erinnern, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg mit amerikanischen Zigaretten mehr kaufen konnte als mit Gold (was aber vielleicht auch damit zusammenhing, dass nur wenige damals Goldmünzen besaßen).
Als Folge des Vertrauensverlustes in der Wirtschaft ist der Goldpreis in den letzten Jahren drastisch nach oben geschnellt. Bis zum Ende des Bretton-Woods-Systems galt noch der amtliche Goldpreis von 35 Dollar je Feinunze. Dann schoss der Preis bis 1980 auf fast 700 Dollar nach oben. Das war die Folge der Inflationsgefahren durch den höheren Ölpreis. Danach war es relativ ruhig, der Goldpreis fiel wieder auf unter 300 Dollar. Von 2000 bis 2009 erhöhte sich er sich dann auf 900 Dollar, 2010 auf 1200 Dollar, 2011 auf 1500. Für einen Investor im Euro-Raum muss man hier die zwischenzeitliche Aufwertung der D-Mark beziehungsweise ab 1999 auch die des Euro abziehen. Trotzdem bleibt eine erhebliche Verteuerung des Goldes. Manche rechnen schon damit, dass der Goldpreis auf 2000 Dollar steigen könnte, vielleicht sogar auf 5000 und mehr.
Der größte Goldschatz der Welt
Wie dem auch sei: Wenn Gold so viel Vertrauen bei den Menschen genießt, umgekehrt der Euro immer mehr unter mangelndem Vertrauen leidet, warum soll man die beiden nicht zusammenbringen? Nicht als Neuauflage der Goldwährung, aber in dem Sinn, dass man eine Bindung des Euro an das Gold herstellt, so dass die Menschen wieder Vertrauen schöpfen.
Manche halten das für unmöglich, weil die Geldbestände heute so groß sind, dass das vorhandene Gold gar nicht ausreicht, um zum Beispiel eine Goldeinlösungspflicht einzuführen. Die Geldmenge M3 – der derzeit gängigste Geldbegriff – im Euro-Raum beispielsweise beträgt derzeit 9400 Milliarden Euro. Das ist fast das Zehnfache der gesamten Goldreserven aller Zentralbanken der Welt.
Aber warum muss man das gesamte M3 durch Gold decken? M3 ist ein abstrakter Begriff, mit dem der Normalbürger gar nichts anfangen kann. Er enthält nicht nur den gesamten Bargeldumlauf, sondern auch die Sichteinlagen bei den Banken, die Termineinlagen bis zu zwei Jahren, Geldmarktfonds und Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren. Kein Mensch kann erwarten, dass all diese Papiere durch Gold gedeckt werden sollen.
Immerhin: Die Europäische Zentralbank und die Länder des Euro-Systems haben die größten Goldreserven der Welt. Es handelt sich um gut 10.400 Tonnen. Zum gegenwärtigen Goldpreis sind sie rund 350 Milliarden Euro wert. Die Amerikaner mit ihrem berühmten Fort Knox besitzen demgegenüber nur 8100 Tonnen mit einem Wert von 270 Milliarden Euro. Die so viel gelobten Chinesen mit ihren riesigen Währungsreserven von 3000 Milliarden Dollar haben angeblich gerade mal ein Prozent davon in Gold angelegt (so genau weiß man das nicht, weil die Chinesen selbst Gold produzieren und es nicht am Weltmarkt kaufen müssen).
Das ist ein Schatz der Europäer, von dem nur wenige wissen. Mit ihrem Gold könnte
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