Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
die Europäische Zentralbank 40 Prozent der Banknoten und Münzen im Euro-Raum decken. Die Forderungen der Kreditinstitute gegen das Euro-System aus geldpolitischen Operationen könnten in normalen Zeiten voll durch Gold gedeckt werden. Warum soll man diesen Schatz nicht nützen?
Natürlich muss man mit festen Deckungsregeln vorsichtig sein. Das würde die Europäische Zentralbank schnell in Schwierigkeiten bringen. Denn in einer wachsenden Wirtschaft müsste sie dann möglicherweise Gold auf dem Markt kaufen, um ihre Deckungsregeln einhalten zu können. Das kann teuer werden. Es treibt den Goldpreis weiter nach oben. Bei einem sinkenden Goldpreis gerät man sogar in noch größere Schwierigkeiten, denn dann geht der Wert des Goldes zurück.
Was man aber machen kann, ist, vorsichtige Kennzahlen einzuführen. Zum Beispiel: Wenn der Bargeldumlauf in Euro-Land das Zehnfache des Goldbestandes erreicht, muss die Notenbank erklären, warum das so ist, ob es dafür vernünftige Gründe gibt und ob man eventuell eine neue Regel aufstellen sollte. Oder man nimmt die Geldmenge M1, in der neben dem Bargeld auch noch die täglich fälligen Sichteinlagen enthalten sind. Was man macht, ist letztlich egal. Wichtig ist nur, den Menschen zu signalisieren: Der Euro ist an Gold gebunden. Es gibt eine feste Regel, dass die Menge an Euro nicht beliebig steigen kann. Er ist keine Goldwährung, sondern eine Goldkern-Währung. Die Goldbindung ist eher symbolisch. Das Vertrauen der Bürger in den Euro steigt. Der Inflation ist ein weiterer Riegel vorgeschoben.
Gleichzeitig könnte man, um das auch transparent zu machen, Banknoten mit einem Gold-Label drucken, um auch äußerlich deutlich zu machen, dass dies ein Gold-Euro ist und nicht mehr die vorherige Papierwährung. Es ist gar nicht schlimm, wenn zwei unterschiedliche Geldscheine zirkulieren: ein Gold-Euro und ein normaler Papier-Euro. Die Menschen werden sich schnell aussuchen, welchen Scheinen sie mehr trauen und welche sie lieber haben. Man hätte eine Parallelwährung. Ich bin aber sicher, dass das nur kurze Zeit dauern würde. Nach wenigen Monaten, vielleicht Jahren, hätte der Gold-Euro den Papier-Euro verdrängt.
Für das Vertrauen kommt es nicht auf eine Goldeinlösungspflicht an. Symbolische Handlungen reichen.
Noch einmal, um nicht falsch verstanden zu werden: Es geht hier nicht um eine neue Goldwährung. Es ist auch nichts, was man jetzt unbedingt und sofort einführen sollte. Es ist ein Notnagel. Wenn alle Stricke reißen und nichts mehr hilft, um wieder mehr Vertrauen in den Euro herzustellen, kann man auf solche Hilfskonstruktionen zurückgreifen. In jedem Fall aber kann man in der Kommunikation ein bisschen mehr auf den großen Goldschatz der Europäer hinweisen. Schon das schafft bei manchen Zweiflern wieder mehr Zuversicht.
Im Übrigen geht es mit solchen Maßnahmen auch nur darum, die Übergangsphase zu überwinden, solange der Euro noch so jung ist. Es ist bemerkenswert, dass bei alten Währungen wie dem US-Dollar und dem Pfund Sterling das Goldproblem gar keine Rolle spielt.
Dass sich mit solchen Goldbindungen jedoch das grundlegende Problem des »unfertigen Euro« nicht lösen lässt, versteht sich von selbst.
VII. Vorkehrungen für die Übergangszeit
25. April 2011 Ein Bekannter kommt gerade von einer Portugalreise zurück. Er erzählt von der Krisenstimmung in dem Land. In Lissabon schließen Geschäfte, Ärzte müssen über Kosteneinsparungen nachdenken, weil weniger Patienten kommen. Die Preise von Immobilien an der Küste purzeln. Die Menschen beurteilen die Zukunftsaussichten skeptisch. In den Fernsehnachrichten wird nur noch über die Probleme im eigenen Land berichtet. Ereignisse wie in Japan oder Libyen werden nur am Rand erwähnt.
Dabei geht es bisher nur um die Zahlungsfähigkeit des Staates. Was wird dort noch alles passieren, wenn die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds die Sanierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Geldleistungen für Portugal bekannt geben und sie umgesetzt werden müssen?
Wir beschweren uns immer, dass wir für andere zahlen oder bürgen müssen. Man sollte aber auch stets die Betroffenen sehen, die gewaltige Opfer bringen – nachdem sie sich freilich die Suppe durch eine nur wenig stabilitätsorientierte Politik selbst eingebrockt haben.
1. Rettungsschirm im Euro-Raum
Eigentlich braucht man ihn nicht. Keine der gut funktionierenden Währungsunionen hat einen
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