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Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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konnten nicht mehr in Ostdeutschland einkaufen - brauchten es auch nicht, denn das so entstandene Liefervakuum wurde von Ländern mit niedrigerem Währungsniveau schnell gefüllt.

    Man hat das nicht vorausgesehen, unter anderem, weil es für den Übergang von sozialistischer Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft keinen Präzedenzfall gab. Als ich 1990 von Detlev Rohwedder in den Verwaltungsrat der Treuhand berufen wurde, zerbrachen wir uns den Kopf darüber, wie die beiden gegensätzlichen Systeme kompatibel gemacht werden konnten. Dabei stellte sich heraus, dass es zwar ganze Bibliotheken mit Literatur gab, die den Übergang vom kapitalistischen in das sozialistische System schilderten, doch fand sich kein einziges Buch, das den umgekehrten Weg beschrieb. Offenbar gab es niemanden, der dies zuvor für möglich gehalten hatte - dafür finden sich heute wieder genügend Politiker im Bundestag, die davon träumen, uns den bewährten »demokratischen Sozialismus« zurückbringen zu können.
    Nicht nur die ostdeutschen Firmen litten unter der D-Mark - auch die D-Mark selbst litt unter Wiedervereinigung und »Versöhnung« mit dem mittellosen Stiefbruder. Das schlug sich am deutlichsten im starken Ansteigen der Staatverschuldung nieder. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Deutschen betrug 1970 umgerechnet etwa 1.000 Euro, im Jahr der Wiedervereinigung war sie auf das Achtfache angestiegen. 2010 sind wir bei über 20.000 Euro angelangt. Diese auch durch Wiedervereinigung und D-Mark-Schwächung ausgelöste Verschuldungskatastrophe hat paradoxerweise dazu geführt, dass die einst so propere Bundesrepublik, die den Osten auf ihr Niveau anheben wollte, sich heute mit ihren Schlaglöchern, baufälligen Schulen, geschlossenen Schwimmbädern und verkommenen Innenstädten dem Erscheinungsbild eines sozialistischen Staates wie der DDR angenähert hat. Manche fragen sich schon, wer sich damals eigentlich wen einverleibt hat …
    Die Frage könnte sich einem auch stellen, wenn man unsere heutige Parteienlandschaft ansieht. Sie hat sich nach links verschoben
- im Oktober entschied sich bei Umfragen nur noch ein Drittel der Bürger für das bürgerliche Lager - und damit einer Ideologie angeglichen, die dem Mauer-und-Stacheldraht-Staat DDR zugrunde lag. Ich spreche vom Neosozialismus. Immerhin wählt heute ein Drittel der Bevölkerung der neuen Bundesländer die Linke, eine Partei also, die das Erbe der einstigen DDR-Einheitspartei angetreten hat und sich nicht scheut, einen eigenen Flügel für stalinistische Gedankenspiele (»Kommunistische Plattform«) zu unterhalten. Da wir heute hinreichend über die mörderischen Folgen der stalinistischen Diktatur, die Gulag-KZs und die Unterdrückung des Ostblocks aufgeklärt sind, fragt man sich doch, wieso unser freiheitliches System sich gegen rechten Extremismus mit Händen und Füßen wehrt, während es beim Neostalinismus einer Parlamentspartei beide Augen zudrückt.
    Man stellt sich ohnehin blind, wenn es um Linksextremismus geht. Wäre beispielsweise die skandalöse Äußerung des SPD-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck vom August 2010, bei der er die deutsche Wiedervereinigung als einen »Anschluss« bezeichnete, als sei sie mit Hitlers Annexion Österreichs vergleichbar - wäre, sage ich, ein solch skandalöser Vergleich von einem Rechtsextremen geäußert worden, hätte er mit einem öffentlichen Aufschrei der Empörung und wohl auch einer Anzeige wegen »Volksverhetzung« rechnen müssen.
    Man kann also zweifelsfrei feststellen, dass die Wiedervereinigung zu einem gesellschaftspolitischen Linksrutsch geführt hat, wie er in keinem anderen EU-Land zu beobachten ist, sowie zu einer gewaltigen Verschuldung und letzten Endes auch zu einem Absinken des Gesamtniveaus im Westen, das sich aus Solidarität mit dem Osten eigener dringend benötigter Mittel beraubt hat.
    All dies ließ sich noch nicht absehen, als der Abschied von der D-Mark beschlossen wurde. Zwar wussten Kanzler Kohl,
Außenminister Genscher, Finanzminister Waigel und andere, dass sie das Wertvollste aufgaben, was Deutschland auf dem Altar Europas zu opfern hatte - und geopfert werden musste, da die Wiedervereinigung von den anderen als Stärkung eines wirtschaftlichen Konkurrenten eingeschätzt wurde. Doch andererseits trösteten sich die deutschen Politiker mit der Aussicht, dass die neue Währung, wenn sie auch nicht mehr D-Mark hieß, doch ebenso hart und stabil sein würde. Die passenden Regelungen würden sich

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