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Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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wird.

KAPITEL ACHT
    Die deutsche Selbstentmachtung
    Man kann nicht behaupten, dass die deutschen Medien den Skandal der Griechenlandrettung auf unsere Kosten mit Stillschweigen übergangen hätten - sie betätigten sich, wie man es in Amerika nennt, als whistle blower , bliesen also warnend in die Trillerpfeife, und die Deutschen, denen man recht tief ins Portemonnaie gegriffen hatte, nachdem ihre Politiker dasselbe recht weit geöffnet hatten, waren einen Moment lang alarmiert und regten sich entsprechend auf. Es rauschte gehörig im Blätterwald. Aber dass es, wie im Fall des Bahnhofstreits »Stuttgart 21«, zu einer Volksbewegung gekommen wäre, die lautstark rebellierte, wurde nicht berichtet. Dabei war das Volumen des Griechenlandpakets und das damit zusammenhängende Unrecht weit größer als das des tiefgelegten Zukunftsbahnhofs.
    Lange hielt man sich nicht bei dieser deutschen Selbstbeschädigung auf, denn schon kurz darauf berichteten die Medien über neue Pakete, die ebenfalls Anlass zur Aufregung boten. Ein weiterer Grund, warum man, im Gegensatz zu Stuttgart 21 oder zum Atomendlager Gorleben, so schnell zur Tagesordnung überging, lag in der Tatsache, dass die Deutschen gegenüber dem Ausland traditionell zur Selbstbegnügung, ja Selbstbeschädigung neigen. Ich brauche hier keine historischen Beispiele zu nennen; sehr wohl aber möchte ich darauf hinweisen, dass man in der jüngeren bundesrepublikanischen Geschichte Wert darauf legte, diesen Selbstdemontagen einen altruistisch-moralischen
Anstrich zu geben: Was man tat, geschah um der Völkerfreundschaft willen. Damit erhielt der Politiker, dessen Nachgiebigkeit eigentlich gegen seinen Amtseid verstieß, die Möglichkeit, seine Verantwortungslosigkeit als höhere Vernunft, seine Schwäche als höhere Moral auszugeben.
    Ich sage Schwäche, weil es in den letzten Jahrzehnten fast immer der Reflex des, pardon, Schwanzeinziehens war, der uns gegenüber den Europäern und Amerikanern finanzielle Nachteile einbrachte. Ja, oft hatte ich das Gefühl, dass unsere Freunde diesseits und jenseits des Atlantik geradezu darauf spekulierten, dass wir uns grundsätzlich duckten, weil wir nun einmal daran gewöhnt waren oder weil wir den »Krieg verloren« hatten oder in der UN-Charta formal immer noch als »Feindstaat« gelten, auch wenn wir wieder als temporäres Mitglied im Sicherheitsrat sitzen dürfen. Es gibt bei uns den berühmten Satz »Der Klügere gibt nach« - weniger bekannt ist der warnende Nachsatz: »Aber keiner ist so dumm, der Klügere sein zu wollen.« Wenn in Europa in Zukunft immer der Klügere nachgibt, wird es bald nur noch von den Dümmeren regiert.
    Im Fall unserer Bundeskanzler traten diese regelmäßigen Schwächeanfälle bevorzugt gegenüber französischen Staatspräsidenten auf, die mittels Glanz und Intrige, Schmeichelei und Erpressung, Zuckerbrot und Peitsche fast alles bekamen, was sie für ihr Volk erreichen wollten. Und wenn man unseren Freunden das vorgeworfen hätte - was selbst unsere alles beklagenden Medien unterlassen haben -, wäre ihre Antwort gewesen: Deutschland hat sich in der Vergangenheit durch demonstrativ gezeigte Stärke verhasst gemacht; es ist also an der Zeit, dass es sich durch tätige Solidarität beliebt macht. Das träfe sogar den Kern der Sache: Hat man sich früher durch allzu großes, oft mit Waffengewalt vorgetragenes Selbstbewusstsein
beschädigt, so zieht man seit Gründung unseres Staates vor, dies mittels mangelnden Selbstbewusstseins zu erreichen.
    Was seit der Finanz- und Bankenkrise in Europa an Finanztransaktionen beschlossen wurde, geht so offensichtlich zulasten Deutschlands, dass einen der Schutzschirmbeschluss vom 9. Mai 2010 gar nicht weiter erstaunen kann. Die Bundesrepublik zieht nun einmal traditionell den Kürzeren, und gerade dann, wenn es um die Verteilung einflussreicher Ämter geht, in denen über deutsche Geldmittel entschieden wird, scheinen ihre Vertreter inexistent zu sein.
    Die Abwesenheit deutscher Führungskräfte in den großen Finanzorganisationen darf man geradezu chronisch nennen: Vertreter der immerhin viertgrößten Volkswirtschaft der Welt und des drittgrößten Beitragszahlers der Vereinten Nationen findet man weder an einer wichtigen Schaltstelle der Welthandelsorganisation WTO, die über den freien und fairen Handel wacht, noch der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, noch des IWF, dem Internationalen Währungsfonds - Horst Köhler

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