Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
ließ sich vom Wind das geflochtene Haar auflösen und genoss lang den kalten Biss der vorüberrasenden Luft in ihre Wangen, bis das Pferd schließlich von selbst langsamer wurde. Erst als es stehen blieb, merkte sie, dass ihr Magen vor Hunger knurrte. Sie schaute auf und versuchte, die Tageszeit zu schätzen, doch der graue Himmel hatte sich inzwischen so weit herabgesenkt, dass er unmittelbar über ihrem Kopf zu hängen schien und die Sonne hinter den Wolken nicht mehr auszumachen war. Die Berge waren in dämmriges Licht getaucht, nur ihre felsigen Ausläufer waren unterhalb der Wolken noch zu sehen. Der Wind, den Catriona dem Tempo des Pferdes zugeschrieben hatte, zerrte an ihrem Umhang, als wollte er ihn fortreißen.
Wie weit war sie geritten? Sie entdeckte ringsum nichts, was ihr bekannt vorkam. Erste Schneeflocken tanzten im Wind. Sie hätte das Meer unterdessen doch erreicht haben müssen. Sie sah sich um, überzeugt, dass das Donnern, mit dem die Wellen auf die Felsenküste trafen, ganz nah sein musste. Vielleicht dämpften die Wolken das Geräusch? Aber der Geruch … schnüffelnd sog sie die Luft ein. Sie erinnerte sich von ihrem einzigen Besuch bei der Familie ihrer Mutter an den Geruch des Meeres, doch der scharfe, klare Duft von Salz und Gischt lag nicht im Wind. Dafür roch es nach Schnee.
Panik erfasste sie einen Moment lang, bis sie sich zwang, tief durchzuatmen und klar zu denken. Hatte sie den falschen Weg genommen? Um ihren Orientierungssinn war es nicht gut bestellt, das stimmte, aber sie hatte doch alles geplant. Hätte sie nicht so im Hochgefühl ihrer Flucht geschwelgt, dann hätte sie womöglich besser aufgepasst. Vielleicht war sie einfach nur falsch abgebogen … aber nein, der Loch lag noch zu ihrer Seite, also konnte das nicht sein. Sie musste nur bis zum Ende des Lochs reiten und dann auf demselben ausgetretenen Weg bis zum Meer bleiben.
Das Pferd fraß von dem kargen Moos, das entlang des Weges wuchs. Catriona zog an den Zügeln und versuchte, den Kopf des Tieres beiseitezuziehen. Es schüttelte sich nur und fraß weiter. Sie wollte jedoch nicht Gefahr laufen, hier draußen in einen Schneesturm zu geraten. Sie musste schnell einen Unterschlupf finden. Der Winterwar bedrohlich nahe gerückt. Sie atmete noch einmal tief ein und versuchte, Ruhe zu bewahren, was nie ihre größte Stärke gewesen war.
Sie hätte auf dem Weg, den sie gekommen war, nach Assynt zurückreiten können, aber das wollte sie nicht. Sie musste weiter und sich eine Zuflucht suchen, und zwar schnell. Wenn sie erst einmal vor dem nahenden Sturm in Sicherheit war, konnte sie in Ruhe überlegen, wo sie fehlgegangen war, und den richtigen Weg zum Meer suchen. Aber dazu war später Zeit. Jetzt brauchte sie einen Unterschlupf, und dem rasch tiefer sinkenden Himmel nach zu schließen, musste sie sich beeilen.
Sie zog abermals an den Zügeln des Pferds, und wieder schnaubte es nur und schüttelte den Kopf. Sie versuchte, es mit den Fersen anzutreiben. Es rührte sich noch immer nicht vom Fleck.
Schnee stach ihr ins Gesicht, und nun riss ihr der Geduldsfaden. »Du hohlköpfiges Viech!« Sie trat es fester und zog zugleich an den Zügeln. Das Pferd reagierte, allerdings nicht wie gewünscht.
Catriona flog durch die eisige Luft und landete hart auf dem Rücken. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, und für einen Augenblick wurde es um sie dunkel. Als sie wieder atmen konnte, rappelte sie sich vorsichtig auf, dankbar dafür, dass das verfluchte Pferd sie in Moos und welkes Heidekraut abgeworfen hatte und nicht auf den steinigen Teil des Weges, der just hinter ihnen lag.
Wütend sah sie zu dem widerspenstigen Tier auf und langte nach den herabhängenden Zügeln. Das Pferd tänzelte nach hinten, gerade weit genug, um ihrem Griff zu entgehen. Sie trat vor. Das Pferd wich nach links aus. Sie sprang. Das Pferd drehte sich um, trabte davon und verschwand im Nu hinter einer Anhöhe.
Catriona stand mitten auf dem Weg und starrte mit offenem Mund in die leere Gegend. Das Pferd hatte sie im Stich gelassen.
»Aaaargh!« Sie legte all ihre Enttäuschung und Wut in diesen einen Schrei, dann belegte sie das Pferd mit sämtlichen Schimpfnamen, die sie je von ihren Brüdern aufgeschnappt hatte, und dazu noch mit einer Handvoll, auf die zu kommen den Kerlen der Verstand fehlte.
»Eine wahrlich feine Sprache, derer Ihr Euch da befleißigt.«
Catriona schrie auf, fuhr herum und sah sich von Angesicht zu Angesicht einem
Weitere Kostenlose Bücher