Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
Catriona verriet ihm, dass seine Spitzen ins Schwarze getroffen hatten. Dolag war puterrot und zog den Kopf ein, wie um sich zu verstecken; Catriona stand da, die Fäuste fest in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgeschoben und die Haut vor Wut gerötet.
»Ich habe eine gute Idee«, sagte er. Dabei schlug er noch immer die Trommel, schaute Catriona aber unverwandt in die Augen. »Ich singe Euch jetzt ein Lied, das wir alle kennen. Ihr könnt mit einstimmen und der süßen Dolag«, er schenkte dem Mädchen einen Blick, der ihm sagen sollte, wie einmalig es war, »eine Atempause von Euren Hänseleien gewähren.«
Das trug ihm ein kleines, scheues Lächeln ein, das er wiederum mit einem Grinsen und einem Zwinkern erwiderte. Abermals wurde das Mädchen tiefrot. Oh ja, sie war sittsam, aber viel
zu
sittsam. Sie war so kleinlaut, dass er fürchtete, ihre eigenen Kinder könnten ihr eines Tages auf der Nase herumtanzen. Tayg konnte sich nicht vorstellen, mit einer Frau verheiratet zu sein, die sich solche Sticheleien nicht nur zu Herzen nahm, sondern sich obendrein nicht einmal dagegen wehrte.
Er seufzte und begann mit einem wohlbekannten, etwas derben Lied, in das die Menge, sehr zu seiner Erleichterung, eifrig einstimmte. Catriona bedachte ihn mit einem finsteren Blick, als sie sich durch den Kreis der MacKenzies drängte und aus dem Saal stürmte.
Catriona stampfte aus dem vollen Saal und hinaus in die kalte Nachtluft. Wolken jagten über den silbrig blassen Mond, als hätten sie es eilig, sich davonzumachen. Genau das sollte sie eigentlich auch tun. Sich davonmachen. Sie ging über einen ausgetretenen Pfad durch den Schnee. Dieser eingebildete, leidige Barde! Er hatte an ihrem Stolz gerührt, ihre Wut geschürt und dabei die ganze Zeit über gewusst, dass sie, wenn sie ihre Zunge nicht im Zaum hielt, sich und ihn so sehr in Schwierigkeiten brächte, wie sie es sich nicht einmal vorstellen wollten. Und dann hatte er sie mit dem Wort belegt, das sie hasste wie kein anderes: Biest.
Nur der Gedanke, für immer an diesen ungehobelten MacDonell gebunden zu sein, hatte ihr die Kraft gegeben, still zu sein. Wie konnte er es wagen, sie vor all diesen Leuten so bloßzustellen! Er war genauso schlimm wie ihre Brüder. So dumm wie ihr Vater. So unausstehlich wie … wie … ihr fiel überhaupt niemand ein, der so unausstehlich gewesen wäre wie dieser Barde. Wenn er überhaupt ein Barde
war
, denn er sang wie eine sterbende Kröte.
Catriona zog ihren Umhang fest um sich. Sie hatte das Ende des Dorfes erreicht, drehte um und ging zurück in die Richtung des Saales.
Sie hatte es von Herzen satt, als Biest tituliert zu werden. Und wenn er sie so nannte, traf sie das irgendwie noch härter, als wenn Broc es tat, von dem sie nichts anderes erwartete. Sie musste es ihm heimzahlen. Musste ihn vor Fremden hänseln und aufziehen, bis … nun, ein bisschen hatte sie das ja bereits getan. Aber er verdiente noch mehr. Viel mehr. Zu dumm, dass sie seine Hilfe brauchte,sonst hätte sie ihn hiergelassen, wo er wie ein Narr herumgrinsen und -zwinkern konnte vor der ebenso süßen wie dummen Dolag, die nicht genug Verstand besaß, um sich gegen ihre Peiniger zur Wehr zu setzen. Das Mädchen sollte anfangen, ein bisschen Rückgrat zu zeigen, denn so ein bedauernswertes Geschöpf wollte niemand heiraten.
Freilich, Broc behauptete auch, außer Hundsgesicht würde sie kein Mann heiraten, aber das lag wenigstens nicht daran, dass sie bedauernswert gewesen wäre. Es war besser, seine Meinung laut auszusprechen, als gar keine Meinung zu haben, die der Rede wert gewesen wäre.
Sie machte wieder kehrt, um abermals bis zum Ende des Dorfs zu gehen. Es war ihr nicht möglich gewesen, Tayg seine Worte so zu vergelten, wie sie es gern getan hätte, andernfalls hätte sie seinen ganz und gar nicht unterschwelligen Hinweis darauf, wer sie wirklich war, bestätigt. Aber sie würde ihre Rache schon noch bekommen.
Zum einen boten sich die einfachen Wege und Mittel an. Sie hätte ihm im Schlaf einen Eimer Wasser über den Kopf schütten können, das wirkte immer, aber dann wäre seine Kleidung nass und sie müssten ihre Abreise aufschieben. Nein, das kam also nicht infrage.
Wäre die Schneedecke nicht so hoch gewesen, hätte sie trockene, stachelige Disteln sammeln und ihm ins Bett legen können. Damit hatte sie Callum ein paar Mal hereingelegt, als sie klein gewesen war, aber er war irgendwann schlau genug gewesen, in seinem Bett
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