Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
gleich, und den König aufsuchen. Auf der Stelle. Aber Tayg war noch im Saal und unterhielt ihren Erzfeind. Wusste er denn nicht, wer Hundsgesicht war? Hatte Tayg ihn nicht dort sitzen sehen, mitten unter ihnen? Nay, er war ja zu sehr damit beschäftigt, Isobel schöne Augen zu machen.
Finster starrte sie auf den ledernen Sack, den sie gepackt hatte. Irgendwie musste sie Tayg aus dem Saal lotsen, damit sie fliehen konnten, ehe Hundsgesicht aufging, wer die Frau mit der Rise war, mit der er da gesprochen hatte. Aber Tayg, dieser alte Tändler, würde nicht nach ihr suchen, obschon sie so jäh verschwunden war. Er amüsierte sich ja. Was kümmerte es ihn, wenn der Mann, der ihren Clan und ihr Leben ruinieren könnte, ihm gegenübersaß? Er würde den Saal nicht verlassen, ehe er bereit zum Aufbruch war. Also musste sie ihn davon überzeugen, dass es Zeit zum Aufbruch war. Allerdings konnte sie es nicht riskieren, noch einmal dort hineinzugehen.
Einmal auf Hundsgesicht zu treffen war schon einmal zu viel. Sie schlang die Arme um sich und versuchte dem Zittern Einhalt zu gebieten, das in ihrem Bauch begonnen hatte und sich rasch ausbreitete, bis es ihre Hände flattern und ihre Zähne klappern ließ. Das war wirklich knapp gewesen. Noch eine Gelegenheit herauszufinden, wer sie war, wollte sie Hundsgesicht nicht bieten.
Wenn es doch nur jemanden gegeben hätte, den sie schicken könnte. Jemanden, der ihr helfen würde …
Isobel.
Isobel würde ihr helfen. Sie hatte gesagt, dass sie Freundinnen waren. Aber Isobel war wahrscheinlich selbst noch im Saal. Das half Catriona also nicht weiter. Sie biss sich auf die Lippe, um zu verhindern, dass sie laut aufheulte. Es gab niemanden sonst, der ihr helfen konnte.
Es gab niemanden sonst, der ihr helfen konnte.
Wenn der Barde auch nur noch eine Minute länger da drin bleiben wollte, dann sollte er sich doch mit Hundsgesicht herumschlagen. Er verdiente es. Wenn sie allein weiterziehen musste, dann würde sie das eben tun. Sie brauchte ihn nicht. Sie kam auch allein gut zurecht.
Und sie würde jetzt gehen, solang Hundsgesicht noch ahnungslos mit Tayg und Isobel im Saal hockte. Bis morgen Früh würde niemand merken, dass sie verschwunden war.
Wenn es überhaupt jemanden kümmerte.
Den Barden gewiss nicht. Sie hätte wissen müssen, dass seine Küsse nichts bedeutet hatten. Es war mehr als deutlich, wofür er sich interessierte. Wenn es ihm gelang, Hundsgesicht davon zu überzeugen, dass er nichts über sie wusste, war er in Sicherheit. Und selbst wenn Hundsgesicht die Wahrheit herausfand, würde Tayg ihm erzählen, dass alles ihre Idee gewesen sei. Schließlich war sie dumm und schwierig und niemand, mit dem er freiwillig umhergereist wäre. Er würde über die Maßen froh sein, sich ihrer Gesellschaft zu entledigen. Genau wie es jedermann sonst stets war.
Und Hundsgesicht würde ihm glauben. Was bliebe ihm auch anderes übrig, da Tayg doch so offenkundig die Wahrheit sagte?
Na schön. Sie würde allein aufbrechen. Tayg konnte auf sich selbst achtgeben. Er brauchte sie nicht, und sie brauchte ihn nicht. Sie brauchte niemanden.
Catriona wischte sich mit einer Hand ungeduldig über die Wange, wo eine dicke Träne ihrem Auge entfleucht war. Tränen nutzten nichts. Es war ja nicht so, dass sie noch nie hintergangen worden wäre. Sie würde es überleben. Sie hatte ja kaum eine andere Wahl.
Catriona zog an ihrer Rise, um ihr Kinn noch etwas mehr zu verdecken, schlüpfte in ihren schweren Umhang, schnappte sich ihren Reisesack und stahl sich aus der Kammer hinaus.
Die Gänge waren leer bis auf das unheimlich flackernde Fackellicht, das hier und da den Weg erhellte. Es mussten noch alle Mann um Tayg versammelt sein, um seinen Geschichten zu lauschen – an seinen Liedern lag es gewiss nicht. Sie versuchte, nicht an das Grinsen zu denken, das sein Gesicht jetzt bestimmt zeigte, und auch nicht an das Zittern in seiner Stimme, wenn er an eine schwierige Stelle eines Lieds kam, und ebenso wenig daran, wie seine Worte, wenn er eine Geschichte zum Besten gab, sich um sie zu schlingen vermochten wie die Arme eines Geliebten und sie wärmten und so weit forttrugen, dass sie sich selbst vergessen konnte.
Sie wischte noch eine verirrte Träne von ihrer Wange und bedachte Tayg mit jedem Schimpfwort, das sie je von ihren Brüdern gehört hatte. Aber irgendwie half ihr das nicht.
Sie ging die eng gewundene Treppe hinunter, ohne sich die Mühe zu machen, ihr Murmeln und Grummeln zu
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