Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
schwieg. Er war schlimm verletzt, und sie war nicht einmal sicher, ob er überhaupt bei Bewusstsein war. Hin und wieder hielt sie inne, um sich zu überzeugen, dass er noch über dem Sattel hing. Das tat sie auch jetzt gerade wieder und entlockte ihm ein Stöhnen, als sie versehentlich nicht sein Bein, sondern seine Hüfte berührte.
»Tayg?« Sie rüttelte ihn am Bein. »Tayg, Ihr müsst aufwachen.« Sie hob die Laterne, die Isobel ihr gegeben hatte, hoch, damit ihr schwacher Lichtkreis auf sein zerschrammtes Gesicht fiel.
Träge öffnete er die Augen. »Sind wir schon da?«, fragte er, ohne sich aufzusetzen.
»Nay. Ich habe die Hütte noch nicht gefunden, aber wir haben auch den Zufluss noch nicht erreicht … das glaube ich jedenfalls.«
Tayg schloss die Augen und ließ Catriona wieder allein.
Sie seufzte und wandte sich zurück in die Richtung, in die sie, wie sie zumindest dachte, gehen sollten, und wieder peitschte ihr der vom Wind getriebene Schnee ins Gesicht. Der Fluss verlief irgendworechts von ihr, und früher oder später würden sie schon auf den zufließenden Bach stoßen. Isobel hatte gesagt, dass sie ihn nicht überqueren, sondern daran entlanggehen und nach einem großen Felsbrocken Ausschau halten sollten, der am Fuß einer riesigen alten Kiefer lag, ganz in der Nähe der Stelle, wo der Bach in den Fluss mündete. Weiter hatte sie gesagt, dass die Äste des Baums, wenn man im richtigen Winkel darauf blickte, am Bachufer entlang nach oben und direkt zu einer Schutzhütte für Reisende zeigten. Nur fürchtete Catriona, dass sie hier und jetzt, mitten in dieser langen Winternacht und einem tobenden Schneesturm, den Bach erst dann sehen würde, wenn sie hineinfiel, von dem Baum ganz zu schweigen.
Aber sie musste weitergehen. Andernfalls würden sie erfrieren. Tayg ebenfalls, auch wenn das Pferd ihn ein bisschen wärmen mochte. Catriona bewegte die Schultern und schüttelte den Schnee ab, der an ihrem Umhang klebte. Sie brauchten ein Dach über dem Kopf, ein Feuer und etwas Warmes zu trinken, und zwar bald. Sie bewegte ihre Zehen und war froh, sie noch zu spüren.
Langsam gingen sie weiter. Catriona bahnte den Weg, das Pferd folgte ihr und stockte nur gelegentlich. Taygs anhaltendes Schweigen ängstigte sie am meisten. Er war ganz und gar auf sie angewiesen, darauf, dass sie ihn sicher zur Schutzhütte brachte. Sie biss sich auf die Lippe, hielt den Kopf gesenkt, damit ihr der Schnee nicht direkt ins Gesicht peitschte, und zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie würde ihn nicht sterben lassen. Sie schluckte hart. Tayg hatte schon zu viel für sie getan, sie stand in seiner Schuld. Er war ihr Barde. Sie würde ihn in Sicherheit bringen und sich dann um seine Verletzungen kümmern. Das war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte.
Ihr Fuß glitt aus, und sie hörte das Knacken von brüchigem Eis, dann spürte sie die scharfe, schneidende Kälte von Wasser, das in ihren Stiefel drang. Der Bach. Sie trat zurück, schüttelte das Wasser von ihrem Fuß. Durch ihren Kopf sauste der Gedanke, dass sie in ernstlichen Schwierigkeiten wäre, wenn der Stiefel zu Eis wurde oder ihre Haut einfror. Sie hob die Laterne an und versuchte, in der Dunkelheit wenigstens Umrisse zu erkennen.
Der Schnee umtanzte sie, und bisweilen sah sie im schwachen Lichtschein nichts außer einem dichten Vorhang, der vor der Schwärze der Nacht hin und her zu wogen schien. Sie bückte sich, senkte die Laterne und streckte sie vor, bis sie das Ufer des Bachs sehen konnte.
Bergauf.
Dieses eine Wort formte sich in ihren dumpfen Gedanken wie ein Licht in der Nacht.
Bergauf.
Sie wandte sich um und stapfte den steilen, rutschigen Hang hinauf. Jeder Schritt knarrte auf dem eisigen Schnee, und sie merkte, dass sie den Fuß, der nass geworden war, nicht mehr spüren konnte. Wind pfiff den Hang herunter und blies ihr beißenden Schnee ins Gesicht, dann drehte er sich unvermittelt und fuhr von hinten heran, als sei er sich selbst nicht einig, ob er nun kommen oder gehen sollte.
Eine besonders heftige Bö erfasste sie überraschend, stieß sie auf die Knie nieder und schlug ihr die Laterne aus der Hand. Sie sah ihr nach, wie sie in das weiße Wirbeln hineinrollte und in der Finsternis dahinter verschwand.
»Nay!«
»Cat?« Taygs Stimme drang aus der völligen Dunkelheit ringsum zu ihr. Er war auf sie angewiesen. Sie musste ihn in Sicherheit bringen.
Sie rappelte sich auf und stapfte zum Pferd zurück. Einen Moment lang
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