Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari
Gründen auch immer, würde man sie hingegen kaum entdecken können.
Weenderveen hätte nicht einmal genau zu sagen vermocht, was ihn dazu brachte, Marekal zu begleiten. Vielleicht war es einfach Neugierde. Vielleicht wollte er auch bloß wissen, was die Gründe für die Ereignisse waren, die er weder verstehen, noch billigen konnte. Später gab es sicher noch eine Gelegenheit für ihn, zum Beiboot zurückkehren.
Anande, Trooid, Thorpa und er hatten verabredet, dass sie sich im Morgengrauen beim Schiff treffen würden, sollten sie getrennt werden. Dieser Zeitpunkt war gewählt worden, damit auch Thorpa sich notfalls alleine durch die Stadt bewegen konnte, ohne viel Aufsehen zu erregen. Bis dahin hatte Weenderveen die Möglichkeit, sich mit den Problemen dieser Welt vertraut zu machen – auch wenn das, wie er nicht ohne Belustigung feststellte, eigentlich die Aufgabe des Pentakka gewesen wäre.
Zielsicher und scheinbar gelassen führte Marekal sie durch die Straßen. Trotzdem konnte sich Weenderveen oft des Eindrucks nicht erwehren, dass sie kreuz und quer gingen und manche Gassen sie in die Richtung zurückleiteten, aus der sie gekommen waren. Als er den Einheimischen darauf ansprach, zuckte der nur mit den Schultern.
»Das stimmt. Auch wenn ich denke, dass mich die Priester aufspüren werden, so hat es doch keinen Sinn, sie oder die Wachen mit der Nase auf unser Versteck zu stoßen. Vielleicht ist es auch nur die alte Gewohnheit: Wir begeben uns niemals direkt in unsere Unterkünfte.«
»Wenn du sicher bist, dass sie dich entdecken – warum bringst du die anderen in Gefahr, indem du dich noch mal mit ihnen triffst?«
»Es war so abgesprochen. Ob Erfolg oder Fehlschlag, ich werde es ihnen selber mitteilen. Gerüchte sind nicht glaubwürdig, und es kann sein, dass die Priester ihre eigene Wahrheit erfinden. Es wäre nicht das erste Mal. Ich habe den Kajabar verbrennen sehen, mit meinen eigenen Augen. Niemand wird uns erzählen können, er sei nur schwer verletzt von den Priestern gerettet worden und würde nun vom Tempel aus regieren.«
Weenderveen nickte. Daran hatte er nicht einmal gedacht, aber es klang logisch.
Ein Regent mit schweren Verbrennungen würde keine öffentlichen Ansprachen mehr geben, sich auf Festen oder Paraden zeigen, und wenn, dann wahrscheinlich mit einer Maske oder etwas in der Art. Darunter könnte sich jeder verbergen. Wenn der König den Priestern als gute Marionette gedient hatte, dann waren sie vermutlich nicht begeistert, ihn zu verloren zu haben.
Für einen kurzen Moment hatte Weenderveen die schreckliche Idee, dass sich ein den Priestern ergebener Mann auf ihren Befehl hin selbst Brandwunden beibringen könnte, die ihn zur Unkenntlichkeit entstellen würden. Wenn er dann behaupten würde, der König zu sein, und die Priester das bestätigen würden, dann wäre alles wie zuvor.
Darum wollte Marekal persönlich Bericht erstatten, dass der Herrscher tot war – unwiederbringlich tot. Diese Nachricht eines Augenzeugen würde sicher schneller und wirksamer verbreitet werden, als die Priester einen eigenen Plan realisieren konnten.
Schließlich, für den in der brüllendheißen Sonne schwitzenden Weenderveen nach einer Ewigkeit, hielt Marekal vor einem kleinen Haus an. Es war so still und staubig wie alle anderen und trug wie so viele ein Sonnensymbol über der Tür eingeschnitzt. In einem der offenen Fenster stand eine Schüssel, aus der es dampfte und der Geruch nach etwas Gebackenem aufstieg. Dieses Gebäude wirkte so normal und unschuldig, dass Weenderveen sich sicher war, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
Tatsächlich öffnete Marekal ohne weitere Umstände die Tür und trat ein – er schloss sie nicht hinter sich, als wolle er Weenderveen weder einladen noch aussperren. Weenderveen zuckte die Schultern und folgte ihm.
Er gelangte in eine kleine Kammer, von der zwei weitere Zimmer abgingen. Dies schien ein Schlaf- und Wohnraum zu sein mit einfachen Holzmöbeln und wenig Zierrat. Alles war so sauber, dass es nicht wirklich den Eindruck machte, als würde hier jemand wohnen.
»Das Haus ist leer und gleichzeitig sehr bewohnt«, griff Marekal den unausgesprochenen Gedanken auf. »Unsere Gruppe besteht aus ungefähr sieben Händen und ein paar anderen, denen wir vertrauen.«
Sieben Hände? Das Haus war zu klein, um 35 Personen aufzunehmen. Marekal ging durch die linke Tür in die kleine Küche, während er fortfuhr. In dem gemauerten Ofen glomm noch Asche. Auf dem sauber
Weitere Kostenlose Bücher