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Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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sprechen. Vielleicht war er ein Gefangener, kein Gast. Vielleicht musste er den Schein wahren, dass er ein Götterbote war, um zu überleben. Dann war es jetzt an Anande, einen Weg zu finden, wie sie sich unbeobachtet unterhalten und einen Weg zur Flucht finden konnten.
    Leroc musterte sie erneut, und Anande suchte nach einem Zeichen der Verständigung, einem Blinzeln, einem Nicken. Aber Lerocs Gesicht blieb so ausdruckslos und überheblich wie zuvor.
    »Ich bin der Sohn Andaschis, von meinem göttlichen Vater auf diese Welt gesandt, um das Volk in eine strahlendere Zukunft zu führen«, begann er. Es klang, als spräche er rituelle Worte, die er schon tausendmal gesagt hatte. »Diese Fremden kommen ohne Ehrfurcht vor Andaschis Größe. Sie kommen in Blut und Gewalt hierher, um meine Herrschaft zu gefährden.«
    Anande spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Das klang nicht gut. Gar nicht gut. Während Leroc sprach, waren die anderen Priester vollkommen still geworden. Anande sah, wie sie alle die Köpfe gesenkt hielten, in einer Geste der Demut ... oder der Konzentration? Dann bemerkte er, dass sich die Lippen der Priesterin lautlos bewegten, als würde sie tonlos Worte bilden. Und als Leroc fortfuhr, erkannte Anande mit Entsetzen, dass die Priesterin genau die gleichen Worte formte wie ihr vermeintlicher Göttersohn ... nur stets eine Sekunde, bevor dieser sie laut aussprach.
    »Unser Reich der Sonne wird von euch als Boten der Finsternis nicht bedroht werden. Also hört, Priester Andaschis, mein Urteil.« Leroc sah Anande teilnahmslos an und die Priesterin lächelte kalt. »Schlagt sie in Bande und tötet sie.«

5.

    Die kleine Gruppe kam erstaunlich schnell voran. Sie schlenderten nicht, aber sie eilten auch nicht durch die Straßen, in denen sich immer mehr die Schatten des späten Nachmittags ausbreiteten. Die Verschwörer versuchten noch immer, kein Aufsehen zu erregen, aber trotzdem stand ihnen die Nervosität ins Gesicht geschrieben. Als einmal von einem oberen Fenster ein Tonkrug hinter ihnen auf das Steinpflaster fiel, zuckten sie gemeinsam wie eine Person zusammen und griffen nach ihren Waffen, die sie unter der weiten Kleidung verborgen hielten. Nur mit Mühe schafften sie es nach diesem kleinen Zwischenfall, zu ihrer scheinbare Gelassenheit zurückzufinden.
    Weenderveen bildete keine Ausnahme. Genau wie die Einheimischen sah er sich verstohlen um, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte, lauschte auf fernen Hufschlag und betete still, dass die Gassen sich bald zum freien Umland hin öffnen mochten. Er war erschöpft und verschwitzt, aber er wollte nicht um eine Pause bitten. Je eher er aus dieser Stadt herauskam, desto besser. Seit er wusste, dass die Priester telepathische Kräfte besaßen und in den Köpfen der Leute herumwühlen konnten, hatte er ständig das Gefühl, jemand würde auf und durch seinen Hinterkopf starren ... Das war nichts, worüber er intensiv nachdenken wollte. Also sprach er kein Wort, sondern verwendete seine Kräfte darauf, mit den jüngeren Leuten Schritt zu halten.
    Irgendwann wurden die Häuser niedriger und standen weiter auseinander. An fast jedes Gebäude schmiegte sich nun ein kleiner Stall. Knapp hüfthohe Tiere mit einem hellen, kurzen Fell und vier geschwungenen Hörnern drängten sich in den Schatten auf den abgezäunten Höfen zusammen, beobachteten die Vorbeigehenden und bewegten sich träge. Ein leichter Wind kam auf, und die Gerüche der erhitzten Stadt blieben immer mehr hinter ihnen zurück. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie die letzten Häuser hinter sich gelassen haben würden.
    Marekal wandte sich lächelnd zu Weenderveen um und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber er kam nie dazu, die Worte auszusprechen.
    Mit einem dumpfen, widerwärtigen Laut schlug etwas von hinten in Marekals Hals ein. Mehr überrascht, als entsetzt, versuchte der Fremde zu erkennen, was ihn getroffen hatte, aber nur Weenderveen konnte den gefiederten Schaft eines Pfeiles sehen, der urplötzlich aus dem Genick des Attentäters ragte. Weenderveen streckt den Arm aus, um Marekal aufzufangen, aber noch ehe er ihn greifen konnte, war der andere bereits zusammengesackt und auf dem Boden aufgeschlagen.
    Und dann brach das Chaos los.
    Reiter donnerten ihnen entgegen, und Weenderveen brauchte nicht hinzuschauen, um zu wissen, dass es Wachen wie jene waren, denen er schon einmal begegnet war. Er hechtete hinter einen abgestellten Karren und hörte die vier anderen Verschwörer

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