Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
wahnsinnig, solch ein Manöver
in geringem Abstand zu einem Koloss wie dem Trägerschiff durchzuführen,
oder wusste ganz genau, wozu er fähig war.
Es gingen weitere Befehle um, und Ash befolgte sie für seinen Teil fast
automatisch, ohne näher darüber nachzudenken. Ständig kreisten
seine Gedanken um den Verrat, das Komplott, das hier geschmiedet wurde. Wenn
er doch nur mehr Informationen bekäme, worum es hierbei ging – und
wenn er dann noch eine Chance erhielt, sich unbemerkt von Bord stehlen oder
eine verschlüsselte Nachricht zu schicken ...
Illusionen , ermahnte er sich, blinzelte kurz und kehrte in die Wirklichkeit
zurück. Er war an Bord gefangen, und entweder fügte er sich den Befehlen
des Captains, oder sein Leben war verwirkt – davon war er fest überzeugt.
Der kleine Konvoi aus den zwei Trägergiganten, den beiden Leichten Kreuzern
und dem Lazarettschiff hatte sich mit maximalem Schub von der Station Vortex
Outpost entfernt. Ash hielt den Blick starr auf seine Instrumente gerichtet
und führte die Anweisungen aus, die ihm von der Hope übermittelt
wurden.
»Vorbereitung für Hyperraumsprung läuft«, verkündete
er laut, als die entsprechende Meldung über seinen Monitor lief.
»Triebwerke abschalten«, befahl LeWine.
»Hyperantrieb der Hope wird aktiviert«, meldete Huntington.
Ash sah auf dem Schirm, wie sich die schematische Darstellung eines aktiven
Hyperfelds, ausgehend vom Rumpf der Hope über die Liebenfels und das Lazarettschiff ausbreitete. Parallel dazu wurde die Camelot vom
Hyperfeld der Bright Future erfasst. Nur Sekundenbruchteile darauf verschwamm
die Sicht auf dem Hauptschirm. Der sternenübersäte Normalraum wich
dem Flimmern eines übergeordneten Kontinuums.
»Befinden uns im Hyperraum«, teilte Ash mit und lehnte sich zurück.
Ihr Flug würde einige Stunden dauern, ehe sie einen Knotenpunkt erreichten,
um die Koordinaten für den Weiterflug zu übermitteln.
Elf Stunden darauf und ebenso viele Lichtjahre von ihrem Startpunkt entfernt,
verließ der Konvoi den Hyperraum.
Sofort wurde ihre gegenwärtige Position über die Navigationscomputer
ermittelt und eine neue Sprungkoordinate zum eigentlichen Ziel, dem Carilla-System,
errechnet. Insgesamt gab es auf der kompletten Strecke von Vortex Outpost bis
Carilla sieben solcher Knotenpunkte, die den Transit durch den Hyperraum unterbrachen,
damit sich die Schiffscomputer neu orientieren konnten. Ash fragte sich, an
welchem dieser Punkte LeWine und seine Mannschaft zuschlagen würden. Je
länger er darüber nachdachte, desto weniger wollte er es wirklich
wissen.
Es geschah beim vierten Transitpunkt. Der Konvoi hatte mit dem letzten Sprung
eine Strecke von zweiundzwanzig Lichtjahren zurückgelegt und orientierte
sich neu. Die Schiffe flogen bei maximaler Geschwindigkeit eine großzügig
bemessene Kreisbahn, und jedes Mal, wenn sie in den Normalraum zurückfielen,
mussten die Begleitraumer ihre eigenen Triebwerke zünden, um längsseits
der beiden gewaltigen Trägerschiffe zu bleiben und ihre Manöver nachzuvollziehen.
»Nächster Sprung in zehn Sekunden«, teilte Arthur Trooid mit.
Während Weenderveens und Thorpas Augen wie gebannt am Bildschirm hingen
und die einzelnen Manöver mitverfolgten, schenke Captain Sentenza dem ganzen
nur geringe Aufmerksamkeit. Hin und wieder kontrollierte er die Daten, die über
sein Terminal liefen und verglich sie mit Sonja DiMersis Station. Alles lief
routinemäßig über die Bühne. Sentenza rechnete auch nicht
wirklich mit Schwierigkeiten. Er vermutete eher, dass McLennane ihn und die
Mannschaft von Bord der Station haben wollte, weil sie dort nur untätig herumlungerten .
»Fünf Sekunden«, sagte Trooid. » Bright Future erreicht
Sprunggeschwindigkeit.«
»Moment mal«, meinte Sonja und drückte eine Reihe von Tasten.
» Bright Future und Camelot sind in den Hyperraum eingetreten«,
verkündete Trooid.
»Kom-Verbindung zur Hope unterbrochen!«, rief Sonja laut.
Sentenzas Kopf ruckte herum. »Sind wir noch auf Kurs?«
»Erreichen Sprung ...«, begann Trooid, hielt aber plötzlich inne.
»Energieanstieg auf der Backbordseite.«
» Hope verliert an Schub«, presste der Chief hervor. In ihren
Augen leuchtete Panik auf. »Das Hyperfeld ist kollabiert.«
»Verdammt noch mal!« Sentenza sprang aus seinem Sessel. »Weenderveen,
Thorpa, auf Ihre Posten.«
Die beiden fuhren erschrocken hoch, als hätten
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