Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz
zum Werkzeug eines sehr einseitigen Massakers
werden.
»Ja, Majestät«, brachte er mühsam hervor. »Es ...«
»Captain!«
Der Ausruf aus der Ortung unterbrach ihn. Der Zintaraner wirbelte herum.
»Meldung!«
»Sir, das Panzerschiff Thunderchild hat die Erkennungssignale gesendet.
Dort sind sämtliche Energieerzeuger angelaufen. Das Schiff löst sich
aus dem Orbit, begleitet von den Polizeibooten der Hegemonie. Sie nehmen direkten
Kurs auf uns!«
Es herrschte atemlose Stille in der Zentrale.
»Das ... was tun die?«, stammelte Joran hervor. »Ein Panzerschiff?«
»Ja, Majestät!« Es konnte kein Zweifel bestehen. Der massive
Leib des altertümlichen Ungetüms zeichnete sich nun auf der taktischen
Darstellung deutlich ab. Es war doppelt so groß wie die Antagonist ,
aber es war so gut wie allein, und es war alt.
Sehr alt.
Enzilla-Triilo hatte den ersten Schock überwunden.
»Majestät, damit werden wir ohne Probleme fertig. Eine kleine Anpassung
unserer taktischen Projektionen. Aber die Thunderchild wird uns nicht
über Gebühr aufhalten.«
Doch Joran schien gar nicht zuzuhören. Er starrte auf die Ortungsabbildung
des alten Behemoth, als ob er seiner eigenen Nemesis entgegen sehen würde.
»Das verdanken wir Sentenza und seiner widerlichen Brut!«, giftete
Joran, und seine Hände krallten sich in die Armlehnen seines Sessels, als
er seinen Körper empor stieß. Dann löste er seinen Blick vom
Bildschirm.
»Captain, ich dulde kein Versagen. Mein Befehl gilt. Vollständige
und gnadenlose Vernichtung. Und jetzt kommandieren Sie Ihr Schiff!«
Ohne auf eine weitere Reaktion zu warten, wirbelte Joran herum und stürmte
aus der Zentrale. Fast spürbar besserte sich die Atmosphäre auf der
Brücke. Die bedrückende Furcht vor individuellem Terror wich der eingeübten
Professionalität einer Eliteeinheit der Kaiserlichen Raummarine.
Enzilla-Triilo gab seine Befehle mit Erleichterung in der Stimme. Zum einen
Erleichterung deswegen, weil es nun doch kein völlig einseitiges Massaker
werden würde und Aussicht auf einen echten Gegner bestand. Zum anderen
Erleichterung deswegen, weil Joran fort war.
Er war sich nicht einmal darüber sicher, was von beidem überwog.
»So, Admiral, da hätten wir sie.«
An'ta legte das Multifunktionswerkzeug fort, mit dem sie den veralteten Holotank
der Hauptbrücke repariert hatte. In fahlen Farben zeichnete sich nun die
Formation des imperialen Geschwaders ab, das stetig abbremsend Kurs auf Pronth
genommen hatte.
Admiral Marten war die personifizierte Konzentration. Er betrachtete die taktischen
Darstellungen intensiv.
»Die haben keine Angst vor uns«, schloss er aus seiner Analyse. »Die
tun so, als wären wir gar nicht da.«
»Das sollten sie aber nicht«, kommentierte An'ta mit einem ironischen
Unterton.
Der Admiral lächelte vielsagend.
»Nein, das sollten sie tatsächlich nicht. Bleiben Sie noch etwas hier,
Captain. Es geht mir hier zuviel in die Brüche, ich brauche einen Allroundspezialisten
wie Sie bei mir.«
An'ta nickte und setzte sich in einen der Notsessel. Marten schien ihre Anwesenheit
schon wieder vergessen zu haben, denn er begann sofort, Befehle zu geben.
»Begleitgeschwader, Sie konzentrieren sich auf rein defensive Maßnahmen,
vor allem Raketen- und Torpedoabwehr!«
Das entsprach ihrer Angriffsdoktrin. Die kleinen Patrouillenkreuzer konnten
gegen die imperialen Schiffe nichts ausrichten. Also sollten sie nur eines tun:
Helfen, das Leben der Thunderchild so lange wie möglich zu erhalten.
Dann erschien das Bild des Hegemons auf dem Bildschirm. Er hielt sich nur mühsam
aufrecht. Seine Augen aber brannten vor ungebrochener Energie – und vor
Zorn.
»Admiral Marten«, sagte das Staatsoberhaupt der Hegemonie, »Sie
haben freie Hand. Der imperiale Kommandeur hat meine Aufforderung zum Rückzug
ignoriert.«
»Danke, Exzellenz!«, erwiderte Marten ungerührt. Er hatte, wie
jeder, mit nichts anderem gerechnet. »Ich kümmere mich um das Problem!«
Der Hegemon lächelte, nickte, und dann verblasste sein Abbild. »Admiral,
die imperialen Schiffe sind in zehn Sekunden in Reichweite.«
Marten lächelte grimmig. Die Magazine der Thunderchild waren voll
bestückt mit altertümlichen Waffensystemen. Alleine über 2000 Blutstahl -Raketensätze standen dem Panzerschiff zur Verfügung,
eine längst nicht mehr gebräuchliches, panzerbrechendes Geschoss,
das alleine durch seine
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