Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
gerechnet. Auch Taisho und die Crew der Sentok hatten sich
als ausgesprochen fasziniert von den Fremden gezeigt und waren nie müde
geworden, immer neue Fragen zu stellen. »Wenn Sie es wünschen, stehe
ich Ihnen jederzeit zur Verfügung und stille gern ihren Wissensdurst. Allerdings
–«
Prabst winkte ab und wandte sich nun Taisho und Sessha zu. »Sie beide arbeiten
bereits seit Jahren für den Widerstand. Vergessen Sie alles, was sie bisher
gelernt haben und zu wissen glauben. Hier weht ein anderer Wind. Sie können
bei Ansarek bleiben, wenn Sie sich an unsere Gesetze halten. Man wird Sie jetzt
zu Ihren Quartieren führen und Ihnen alles Notwendige erklären. Sollten
Sie sich nicht in unsere Ordnung einfügen wollen, wird Captain Bath Sie
zu einem anderen Planeten bringen und Sie können sich einer Gruppe anschließen,
die ihnen mehr zusagt.«
Taisho hob eine Augenbraue, überrascht und alles andere als erfreut über
den schroffen Befehlston Prabsts, sowie die Trennung von Jason und Shilla. »Moment«,
begehrte er auf. »Das sind unsere Freunde. Ihr Schicksal geht auch uns
etwas an.«
Freunde? Jason legte den Kopf schräg. Dass Taisho, der sich mit Leib und
Seele dem Widerstand verschrieben hatte, mit Prabsts Anordnungen nicht einverstanden
war und sich praktisch zum Beschützer von ihnen beiden machte, ließ
in Jason sämtliche Alarmglocken schrillen.
»Möchten Sie zurück in die Mormora?«, erkundigte sich Prabst
mit falscher Liebenswürdigkeit. »Und was ist mit Ihrer Begleiterin?
Will sie sich Ihnen anschließen oder zieht sie es vor, ihre nächsten
Jahre hier zu verbringen?«
Diese unverhohlene Drohung brachte Taisho zum Verstummen. Jason blinzelte ihm
beruhigend zu. Später gab es bestimmt eine Gelegenheit, Taisho und Sessha
zu treffen und sich zu beraten.
Zunehmend kam Jason zu dem Schluss, dass Ansarek keine gute Wahl gewesen war
– und Taisho schien mit ihm überein zu stimmen. Auf ein Zeichen Prabsts
hin wurden Taisho und Sessha aus dem Raum geführt. Nur zwei Wachen blieben
zurück, und auch ihnen wurde befohlen zu gehen.
Jason und Shilla waren allein mit Prabst und seinen beiden Vertrauten.
Prabst stand schwerfällig auf und machte einige Schritte, blieb plötzlich
stehen und drehte sich abrupt um. »Was wollen Sie?«
Von diesem neuerlichen Stimmungswechsel war Jason verblüfft. »Wie
meinen Sie das?«, erkundigte er sich vorsichtig.
Prabst kam etwas näher. »Sie sind hier, weil Sie Hilfe benötigen.
Ist das richtig?«
Jason nickte und spürte, wie der Händler in ihm erwachte. Falls Prabst
ihm ein Angebot unterbreiten wollte, dann mochte es teuer werden – dieser
Mann verschenkte nichts. »Wir wollen zurück in unsere Galaxis –
das ist alles.«
Der Greis lachte dumpf und kehlig. »Sie kennen unsere Technologie? Dann
wissen Sie auch, dass Sie Unmögliches verlangen.«
»Aber der Widerstand hat Wissenschaftler, Techniker und geheime Anlagen.
Wir haben das Wissen, und wenn Sie uns besorgen, was wir brauchen, dann geschieht
das in Ihrem eigenen Interesse, denn Sie können von uns lernen.«
»Unsere Möglichkeiten sind bescheiden«, erwiderte Prabst. »Wir
können immer nur geringe Mengen von diesem und jenem besorgen, und die
Zeiten werden schlechter, weil uns der Nachwuchs, die Helfer an den entsprechenden
Orten ausgehen.« Er sackte in sich zusammen, als verließe ihn nach
dieser deprimierenden Erklärung die Kraft rapide. »Wir wissen nicht
einmal, ob wir morgen noch hier sind oder ob wir unser Versteck schnell verlegen
müssen, weil man uns entdeckt. Wir können nur im Kleinen operieren
und sind bereit, von einer Sekunde auf die andere alles aufzugeben, um unser
nacktes Leben zu retten. Was Sie verlangen, ist das Zusammentragen von Rohstoffen
und Bauteilen, die Errichtung von Produktionsstätten, der langwierige Bau
eines speziellen Schiffs in einer Technik, die uns völlig fremd ist. Wir
sind schon seit sechs Jahren auf Trapag. So lange konnte noch kein anderer Stützpunkt
vor den Spionen des Nexus' verborgen gehalten werden. Schon die Wahrscheinlichkeit
spricht dagegen, dass wir uns hier noch sehr viel länger werden verstecken
können. Wie sollen wir das, was Sie benötigen, im Ernstfall retten
können? Haben Sie die Geduld und die Lebensjahre, immer wieder von vorn
zu beginnen?«
Prabst hatte nicht Unrecht, aber ganz so pessimistisch wollte Jason die Situation
doch nicht
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