Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
für einen möglichen
zweiten Kampf gespart.
Die drei Schiffe entfernten sich und verschwanden schließlich aus dem
Erfassungsbereich der Systeme.
Shilla war fort. Die Fremden hatten sie mitgenommen. Und sie hatte sich ihnen
freiwillig angeschlossen …
Aber sie hatte ihn und seine Begleiter nicht mehr zu töten versucht.
An diesen Gedanken klammerte sich Jason verbissen. Es musste also noch ein Funken
der wahren Shilla verzweifelt darum kämpfen, die Kontrolle über sich
zurückzuerlangen. Gleichgültig, wohin sie verschleppt wurde, Jason
wollte sie finden und befreien. Dafür war er zu allem bereit, koste es,
was es wolle.
Eine Funkverbindung wurde hergestellt. Alix Sinjs hartes Gesicht war zu sehen.
»Berichten Sie, was geschehen ist!«, herrschte sie Jason an. »Wo
ist Prabst? Ist er …?«
Jason starrte sie an. Er fühlte, wie flüssiges Eis durch seine Adern
rann. Langsam richtete er sich auf. Seine Augen wurden schmal.
»Er ist als Held gefallen.«
Sessha, Taisho und Clia tauschten überraschte Blicke aus. Jason kümmerte
sich nicht um die drei. Er wusste jetzt, was er tun musste.
Kurz fasste er die Ereignisse zusammen, ließ jedoch unerwähnt, wie
jämmerlich der alte Mann versagt hatte. Stattdessen stellte er ihn als
unerschrockenen Anführer dar, der schließlich sein eigenes Leben
gegeben hatte, in dem er die manipulierte Shilla ablenkte, um den Rückzug
seiner Begleiter zu decken.
Jason war sich bewusst, dass ihm die Besatzungen beider Schiffe zuhörten
– vielleicht auch die anderen Raumer hinzugeschaltet hatten – und
seine Worte auf fruchtbaren Boden fallen würden. Das Gehörte würde
weiter getragen, die Geschichte allmählich immer mehr ausgeschmückt
und unzählige Details zu dem dramatischen Ende des Alten hinzugefügt
werden. Prabst würde als Märtyrer in die Geschichte der Rebellion
eingehen, ganz wie er es sich gewünscht hatte – wie sein Vorbild,
der legendäre Ansarek.
Wer wie Alix Sinj Prabst besser gekannt hatte und ahnte, dass er zu einer solchen
Aktion nicht fähig gewesen wäre, würde aus Loyalität schweigen
oder einfach glauben wollen, dass der Alte in seiner letzten Stunde noch mal
die Kraft gefunden hatte, der Mann zu sein, der er vor Jahren gewesen war. Niemand
würde es wagen, das glorreiche Bild des Anführers zu zerstören,
das die Gruppe so dringend brauchte, um zusammengehalten zu werden, um weiter
kämpfen zu wollen, um Unterstützung im Nexoversum von Gleichgesinnten
zu erhalten. Der Teilerfolg – die Erlösung der gequälten Gehirne
– würde als das primäre Ziel hingestellt werden, das sie tatsächlich
erreicht hatten. Die Intelligenzen des Nexoversums durften endlich neue Hoffnung
schöpfen: Der Nexus war nicht unangreifbar! Die Gruppe Ansarek würde
deutlich an Ansehen innerhalb des Widerstands gewinnen.
Alix Sinj hatte bekommen, was sie wollte. Sie war zufrieden. Prabsts Tod schien
sie trotz ihrer persönlichen Beziehung zu ihm nicht sehr zu bedauern. Vielleicht
hatte sie ihn früher einmal geliebt, doch als der Mann zu verfallen begann,
diente er ihr nur noch als Werkzeug für die Realisierung der eigenen Machtträume.
Jason war jedoch noch nicht fertig. »Als Prabst sterbend in meinen Armen
lag, musste ich ihm versprechen, die Führung von Ansarek zu übernehmen.«
Die Frau hob verwundert eine Augenbraue. Aus dem Hintergrund war erstauntes
Gemurmel zu vernehmen. Damit hatte niemand gerechnet, am allerwenigsten Alix
Sinj. Nie wäre ihr der Gedanke gekommen, Jason könnte die Absicht
haben, selbst die Leitung zu übernehmen – an ihrer Stelle. Misstrauen
flackerte in ihren dunklen Augen. »Gibt es dafür Zeugen?«
Wieder wechselten Taisho, Sessha und Clia Blicke.
»Wir«, erklärte Clia. Zweifellos war sie zu dem Schluss gekommen,
was auch immer Jason zu diesem Auftritt veranlasst hatte, dass er eine bessere
Wahl als Alix Sinj war. Clia hatte Jasons Führungsqualitäten erlebt
und traute ihm mehr zu als der Adjutantin des Verstorbenen.
»So ist das also …«, murmelte Alix Sinj. »Nun gut. Darüber
werden wir noch sprechen, wenn wir im Stützpunkt sind.«
»Dazu werden wir keine Zeit haben«, fiel ihr Jason scharf ins Wort.
»Interne Machtkämpfe müssen warten, denn die Existenz von Ansarek
steht auf dem Spiel. Auf Trapag weiß man noch nicht, was geschehen ist.
Senden Sie einen Funkspruch, der die Leute dort informiert. Die Basis muss sofort
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