Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
vorbehaltlos mit euch
teilen, um Shilla zu befreien und die zu vernichten, die ihr das angetan haben.
Jetzt lasst mich in Ruhe.«
Jason wollte nicht länger mit den anderen diskutieren und über die
möglichen Konsequenzen nachdenken, die dieser missglückte Einsatz
und seine neuen Pläne haben würden – auch für Unbeteiligte,
die vielleicht an seiner Statt würden büßen müssen. Jason
hörte, wie die Tür sich öffnete, das Geräusch sich entfernender
Schritte, dann glitt die Tür zu.
Langsam drehte er sich um.
Clia war nicht gegangen.
Als Jason erwachte, lag Clia neben ihm zwischen den zerwühlten Laken.
Er fühlte nichts als Leere in sich, wusste jedoch sehr wohl, dass es ihm
zu einem späteren Zeitpunkt leid tun würde, die junge Frau benutzt
zu haben, um seine aufgewühlten Emotionen für einen Moment zu betäuben.
Die Affäre mit der ehemaligen Adjutantin Prabsts würde ihm auch in
anderer Hinsicht nicht gut tun: Alix Sinj würde diesen Punkt sicher gegen
ihn benutzen und behaupten, dass er sich die Syridianerin im Bett gefügig
gemacht habe.
Er lachte lautlos, und es war ein böses Lachen. Vielleicht sollte er sich
die alte Hexe ... Das wäre der Gipfel der Ironie, schließlich hatte
sie auf genau diese Weise Einfluss über Prabst gewonnen. Sie mochte es
nötig haben …
Nach einer ausgiebigen Dusche fühlte er sich etwas besser, aber noch immer
irgendwie … schmutzig. Er hatte Shilla nicht helfen können. Er hatte
Prabst und viele Begleiter nicht retten können. Er hatte gelogen. Er wollte
Ansarek für seine Ziele verwenden. Und er hatte Clia benutzt. Er würde
auch Sessha und Taisho benutzen und jeden anderen.
Scheiß drauf.
Aus seinem Anzug fischte er den Beutel, den ihm Shilla gegeben hatte. Vielleicht
kannst du es brauchen … Wozu? Was hatte sie ihm damit sagen wollen? Wie
auch immer, er steckte das Owari ein.
Jason ließ die junge Frau schlafen und begab sich in die Zentrale. Der
Kommandant erstattete Bericht.
Bislang gab es keine Verfolger, und auf dem Mond war die Evakuierung bereits
im vollen Gange. In zwei Tagen würde man dort eintreffen. Jason hoffte,
dass ihnen die Exekutoren so viel Zeit ließen, bis sie zu ihrem Gegenschlag
ausholten. Zur Not, versicherte der Kommandant, würden die Rebellen von
dem Mond mit dem letzten Schiff fliehen und die Basis zerstören. Ein geeigneter
Treffpunkt war bereits vereinbart worden.
Dann sah Jason die Berichte durch, die von den Entertrupps erstellt worden waren.
Zu seinem Bedauern gab es nichts, was ihm neue Erkenntnisse über den Feind
hätte liefern können. Er befahl, dass man an Hand der Aufzeichnungen
genauere Detailpläne des Hierarchieschiffs berechnen sollte und fügte
seine eigenen Beobachtungen hinzu. Anschließend bat er die Exobiologen
um ihre Eindrücke, das fremde Wesen betreffend.
Als nächstes besah er sich die Koordinaten, die für den neuen Stützpunkt
in Frage kamen. Eine Welt schien wie die andere, so dass er sich intuitiv für
jene entschied, die in der Richtung lag, in der die Hairaumer mit Shilla verschwunden
waren. Natürlich war es Unsinn zu glauben, dass er auf diese Weise näher
bei ihr war oder ihre Spur leichter finden konnte. Die Schiffe hatten gewiss
ihren Kurs geändert und waren durch ein Sprungtor an einem weit entfernten
Ort angelangt. Die Wahrscheinlichkeit, Shilla zu lokalisieren in der Unendlichkeit
des Alls, war nahezu Null.
Daran, dass sie womöglich nicht mehr am Leben war, wollte er lieber nicht
denken. Vielleicht brachte man sie um, nachdem sie alle Geheimnisse verraten
hatte und nutzlos geworden war. Womöglich brauchte man auch Shillas Gehirn
für wer weiß was. Nein, sicher nicht. Wenn man sie für eine
Angeli hielt – oder für eine besondere Form dieses mysteriösen
Volks –, dann war sie gewiss auch weiterhin nützlich. Als Versuchsobjekt.
Als Gedankenspionin. Als Killerin.
Darüber wollte er nicht länger grübeln. Wichtiger war zu handeln,
überlegt zu handeln.
»Geben Sie durch«, sagte er zum Kommandanten, »das man unbedingt
die Unterlagen über das Diadem mitnehmen muss. Das Prinzip war gut und
hat kurzfristig geholfen. Die Wissenschaftler sollen in dieser Richtung weiter
forschen. Das Gerät muss viel stärker werden. Wenn sie das schaffen,
können wir Shilla zurückholen – und dann wird sie uns die Geheimnisse
der Exekutoren und des Nexus' verraten.«
Der Mann
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