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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Videoaufnahme auf
dem großen Bildschirm in der Suite des Prinzen zeigte noch, wie der Gerichtssaal
sich langsam leerte, dann brach sie ab. Joran gab ein Grunzen von sich, das
sowohl Zustimmung als auch Kritik bedeuten mochte.
    »Ich konnte Sentenza nicht sehen«, sagte er schließlich missgelaunt
und griff nach einer Karaffe mit Wein. »Was hat er wohl für ein Gesicht
gemacht, als er sah, was sein geschätzter Bordarzt getan hat?«
    »Der Aufnahmewinkel war nicht perfekt«, räumte Botero ein und
fragte sich, ob er es wagen konnte, sich auch ein Glas mit dem kostbaren Rotwein
einzuschenken. Er hatte gehofft, ihre Exzellenz wäre nach den ersten Eindrücken
von der endlich in Gang gekommenen Verhandlung gegen Anande besser gelaunt,
aber jetzt erschien er ihm eher unberechenbar. Nur weil er Sentenza nicht hatte
sehen können? Er sollte froh sein, überhaupt diese Aufnahme zu haben!
Wenn ihr »Spion« im Gerichtssaal nicht automatisch von den zahlreichen
Sensoruntersuchungen auf Kameras verschont bliebe, dann hätte auch Joran
sich die Informationen von den öffentlichen Nachrichtensendern holen müssen
– und das war bisher sehr wenig. Die Journalisten hatten zahlreiche Fakten
und Eindrücke veröffentlicht, aber wenig Bildmaterial, hinter dem
der Prinz mehr her war als der archaische Teufel hinter einer reinen Seele.
Noel Botero belustigte dieser Vergleich, denn er fand es sehr wahrscheinlich,
dass er in der Gestalt seiner Exzellenz einen modernen Teufel vor sich hatte,
von dem der alte sicherlich noch das eine oder andere hätte lernen können.
    »Aber immerhin, es war nicht schlecht«, gab Joran mit einem plötzlichen
Umschwung seiner Stimmung zu und lachte kurz. »Ich bin sehr zufrieden mit
diesem Ulrich Self. Er hat sich zwar gleich kooperativer gezeigt als Perusko,
aber ich hielt ihn für zu dumm, um seine Rolle zu spielen. Sein Anwalt,
von Bussev, hat ihn sich wohl zur Brust genommen ...«
    Botero nickte und versuchte dabei zu lächeln. Er wusste nicht, ob Joran
etwas mit dem plötzlichen Ableben des sturen Perusko zu tun hatte. Botero
hatte selber unzählige Menschen und andere Wesen auf vielfältige und
oft unsagbar grausame Art ums Leben gebracht, meistens offiziell für seine
Forschungszwecke, was die Sache für die Betroffenen natürlich nicht
angenehmer gemacht hatte. Er kannte mit ihnen nicht mehr Mitleid als mit einer
empfindungslosen Zellkultur in einer Petrischale. Aber die Andeutung des Prinzen,
ein leitender, ehemals bedeutender Wissenschaftler wie Perusko hätte ebenso
beiläufig in einem Spiel aus Intrige und Rachsucht sein Leben lassen können
wie die von Botero bevorzugten Stadtstreicher und Prostituierten, beunruhigte
ihn. Irgendwie erschien es nicht gerecht. Die Größe eines Geistes
sollte vor solchen Unglücken schützen.
    »Ja, von Bussev war eine gute Wahl«, stimmte er zu, um sich von diesem
Gedanken abzulenken. »Er sollte es auch sein, bei seinem Honorar. Seltsam,
dass er sich nicht wundert, warum ein Mann wie Self über solche Mittel
verfügt.«
    »Er wundert sich bestimmt. Aber es interessiert ihn nicht. Ein kluger Mann.
Ich werde ihn und seine Karriere im Auge behalten.«
    Das Versprechen – oder die Drohung – des Prinzen blieb in der Stille
hängen, als Joran erneut trank und dann den Kelch zwischen den Fingern
seiner echten Hand drehte.
    »Aber ich bin enttäuscht von dieser Anna Sorren«, bemerkte er
dann scheinbar leichthin. »Ich hatte von ihrem Auftritt mehr erwartet.
Ich war davon ausgegangen, dass sie besser instruiert worden wäre ...«
    Botero spürte den auffordernden Blick des Prinzen und zuckte mit den Schultern.
    »Sie hat gekniffen. Vielleicht dachte sie, Anande könnte sich doch
noch an sie erinnern.«
    Das Schnauben des Thronfolgers des Multimperiums machte deutlich, was er von
dieser Idee hielt. »Ich schätze, Anna Sorren wird nun feststellen,
dass sich ihre finanziellen Probleme nicht so schnell lösen lassen, wie
sie erwartet hat.«
    »Gewiss«, stimmte Botero zu und suchte nach einer Möglichkeit,
das Thema zu wechseln – es war seine Aufgabe gewesen, der Informantin und
Zeugin die Worte in den Mund zu legen, aber die hatte sich nicht daran gehalten.
Kein Wort von Anandes geheimen Exzessen, von privaten Grausamkeiten und selbstsüchtigen
Vergnügungen, die Noel Botero genussvoll in einer stillen Stunde zusammengestellt
hatte. Anna Sorren hatte ihn betrogen

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