Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
beschuldigte, ein neues Kleid
in der falschen Farbe zu tragen ... von seinen Kindern in einem hartnäckigen
Verhör die Zensuren der letzten Klassenarbeit erfahren wollte ... Andere
schienen dem Gedankengang des Pentakka zu folgen, denn hier und da kam Unruhe
unter den Zuschauern auf, Geflüster und leises Gelächter. Beim Großen
Regen, das hatte es bei den anderen Zeugen nie gegeben. Was machte er bloß
verkehrt? Thorpa unternahm noch einen Versuch, wieder wissenschaftlich und seriös
zu wirken.
    »Aber das ist auch ganz gut! Es gab und gibt natürlich einige Probleme
in der Crew, da ist es nicht verkehrt, wenn jemand nachforscht, warum das so
ist!«
    »Probleme? Welcher Art?« Herr von Bussev stellte diese Frage so beiläufig,
dass Thorpa gleich das Gefühl bekam, auf dünnes Eis gelockt zu werden.
    »Nun, die üblichen. Sich zusammen finden. Mit dem Stress der Einsätze
zurechtkommen. So was eben ... Aber Konflikte sind der wahre Nährboden
für Kommunikation und somit für Wachstum.« War das ein Zitat?
Thorpa konnte sich nicht erinnern, es von einem Lehrmeister gehört zu haben.
Also war es wohl von ihm selbst. Er musste es später unbedingt aufschreiben.
    »War Jovian Anande eines dieser Probleme?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Da sind Sie sich so sicher?«
    »Ja, er ist von allen Mitgliedern der Crew bestimmt derjenige, der am wenigsten
... äh ... Unruhe gebracht hat.« Thorpa versuchte angestrengt, nicht
zu den Leuten der Ikarus hinüber zu sehen. Sie würden ihm nachher
bestimmt alle Zweige einzeln ausreißen.
    »Wie ist Ihr Eindruck von Jovian Anande?«
    »Er ist sehr auf seine Arbeit ausgerichtet. Am Anfang konnte ich gar nicht
aus ihm klug werden«, gab der Pentakka zu, und seine Stimme wandelte sich,
ohne dass er es selber merkte. Der unsichere, hohe Tonfall wurde tiefer und
fester. »Er war – und ist es auch jetzt noch – sehr still, zurückgezogen,
durchaus auch freundlich und humorvoll, mit einer bescheidenen, ja fast spartanischen
Lebensweise. Ich fand es verwunderlich, dass er so wenig über sein Privatleben
äußerte – noch weniger als die anderen. Aber dann wurde mir
klar, dass er kaum ein Leben jenseits seiner Arbeit führte. Ehrlich gesagt,
gegen sein Engagement wirkt meine Begeisterung für die Arbeit wie der Eifer
eines Schösslings ... ich meine, eines Kindes.«
    »Und haben Sie nicht den Gedanken gehabt, es könnte noch etwas anderes
hinter dieser Verschwiegenheit stecken?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Dass nicht Bescheidenheit oder Arbeitseifer der Grund für die Zurückhaltung
sind, sondern das Bestreben, etwas für sich zu behalten – vor allen
anderen zu verbergen.«
    Thorpa legte die Spitzen von zwei Zweigen gegeneinander, eine Pentakka-Geste
der Bestimmtheit.
    »Sie versuchen anzudeuten, Doktor Anande könnte sich an etwas aus
seiner Vergangenheit erinnern und hätte das geheim halten wollen? Wir haben
alle das Gutachten von Doktor Nicolas gehört – es gibt keine Erinnerungen
mehr, die Doktor Anande verbergen könnte. Also ist diese Vermutung hinfällig.«
    »Vielleicht keine konkrete Erinnerung«, lenkte von Bussev scheinbar
nachgiebig ein, orientierte sich an dem plötzlich veränderten Verhalten
des Zeugen. »Aber vielleicht ein diffuses Gefühl von Schuld oder einfach
solche Charakterzüge wie Skrupellosigkeit, Gier und Ignoranz gegenüber
den Rechten und Wünschen anderer, die ja in erster Linie zu seinem Verbrechen
geführt haben. Wäre es nicht nahe liegend, so etwas vor den neuen
Kollegen zu verbergen?«
    »Ich möchte auf diese Frage mit einem Zitat meines Lehrmeisters Diboo
antworten, einem auch weit über Pentak hinaus bekannten Experten auf dem
Gebiet der Xenopsychologie: ›Wer etwas zu verbergen hat, macht oft viel
Wind, weil er hofft, dass der Sturm unliebsame Wahrheiten davonträgt‹.
Nein, ich denke nicht, dass die Zurückhaltung von Doktor Anande der Versuch
ist, etwas zu vertuschen oder jemanden zu täuschen. Ganz im Gegenteil.
Sie ist Ausdruck seiner jetzigen, unbescholtenen Persönlichkeit.«
    von Bussev nickte knapp.
    »Danke für Ihre Einschätzung.« Dann wandte er sich an das
Gericht und das Publikum. Seine Stimme war jovial, aber mit einem harten Unterton.
    »Was wir hierbei nicht vergessen dürfen, ist die Tatsache, dass Thorpa
als Praktikant auf der Ikarus arbeitet – er ist ein Student im zweiten
Semester und absolviert eine Pflichtzeit an Bord

Weitere Kostenlose Bücher