Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
das möglich?« Hooyar schüttelte den Kopf.
»Saphir war sauber. Er ist von Prospektorenschiffen gescannt worden, man
hat uns optimale Bedingungen für unser Vorhaben bestätigt.«
Die Funkzentrale meldete sich und entschuldigte sich dafür, dass man nicht
in der Lage war, eine Verbindung zum leitenden Wissenschaftler herzustellen.
Ehe Hooyar seinen Untergebenen deswegen rügen konnte, korrigierte sich
der Mann und meldete eine ankommende Transmission von der Oberfläche.
»Es ist Lieutenant-Commander D'Angelo, Sir!«
»Durchstellen!«
Ein Rauschen war aus den Brückenlautsprechern zu vernehmen, dann ein hartes
Knacken.
»... Forschungsstation ... heftigen Beben ... erbitten Inspektionsteam,
kommen!«
»Commander, hier ist Captain Hooyar von der Praetorianer . Wir haben
keine Ausrüstung und keine Geospezialisten an Bord, wie stellen Sie sich
das vor?«
Das Rauschen überlagerte für einen Moment jedes andere Geräusch
auf der Brücke. Nicole vermochte nicht zu sagen, ob D'Angelo überhaupt
Hooyars Worte verstanden hatte. Sie merkte nur, dass ihr Herz schneller schlug,
als sie an ihren Ersten Offizier dachte.
»Irgendetwas passiert hier!« D'Angelos Stimme brach noch einmal deutlich
durch. Entschlossen trat Nicole einen Schritt an das Kommandopult heran und
sprach ins Mikro.
»Ich komme runter, Eins. Van der Lindern, Ende.«
Hooyar starrte sie entgeistert an. »Sie werden gar nichts tun!«
»Das ist mein Erster Offizier dort unten!«
»Erster Offizier von was ? Sie haben ja nicht mal ein Schiff, Nicole!«
In einem Reflex ballte Nicole van der Lindern die Rechte zur Faust und drohte
die Beherrschung zu verlieren. Nur das schnelle Eingreifen des Herrlichen Lakaien,
bewahrte Hooyar davor, Bekanntschaft mit Nicoles Schlagkraft zu machen.
» Wir gehen runter!«
»Ja, wie denn?« Hooyars Stimme klang nur mühsam beherrscht.
»Wir nehmen ein Bergungsteam mit«, sagte Nicole. »Ein Shuttle
soll im Hangar startklar gemacht werden!«
Hooyar hätte Nicole von der Brücke entfernen lassen, wenn Tanna Remir
nicht gewesen wäre. So aber brachte er nur ein lahmes Nicken zustande und
gab den Befehl, eine Landefähre vorzubreiten, an seinen Zweiten Offizier
weiter. Nicole drehte sich um und lief bereits zum Ausgang der Brücke,
dicht gefolgt von Tanna.
Im Lift, der zu den Hangardecks führte, sah sie dem weiblichen Lakai das
erste Mal direkt in die Augen.
»Danke!«
Die Frau mit dem feuerroten Haar runzelte die Stirn. »Ich tue das nicht
für dich.«
»So? Für wen dann? Oder haben Sie Angst, dass Sie nicht mehr nach
Hause zurückkommen, wenn dort unten was mit dem Tor schief geht?«
Tanna erwiderte nichts. Im Gegenteil, sie wich sogar Nicoles Blick aus. Schweigend
fuhren sie die letzten Decks hinunter zu den Hangarbuchten. Ein mulmiges Gefühl
machte sich in Nicoles Magengegend breit. Sie hatte eine dumpfe Ahnung, dass
die Beben mit dem Prototypen des Sonnentors zusammenhängen konnten –
und sie hatte einen noch erschreckendere Verdacht, dass Tanna sie nur aus einem
einzigen Grund nach unten begleitete: Um einen der ihren zu retten!
Beim vierten Beben vermochte niemand mehr, sich auf den Füßen zu
halten. Die Vibrationswelle, die sich durch die Forschungsstation zog, riss
Wand- und Bodenplatten auf, erschütterte den gesamten Komplex und sorgte
stellenweise für explosionsartige Ausbrüche an Generatoren und in
Treibstoffdepots. Hilferufe wurden laut. Etliche Ebenen der Einrichtung standen
in Flammen und wurden hermetisch abgeriegelt.
Roderick Sentenza, Sonja und Lieutenant-Commander D'Angelo hatten es mit dem
Lift bis in das erste Untergeschoss geschafft, ehe der automatische Notstopp
aktiviert wurde und sie die Kabine verlassen mussten. Sie rannten einer Gruppe
Männern und Frauen in grauen Kitteln, die wie kopflos den Gang durchstreiften,
genau in die Arme. Sentenzas Kommandoinstinkte erwachten sofort. Er packte sich
den erstbesten und fragte ihn aus, was geschehen war, doch der Mann deutete
nur mit zittrigen Fingern auf einen anderen in der Gruppe. Sentenza ließ
ihn los und wandte sich dem großen Blonden zu.
»Was ist hier los?«
Der Mann starrte ihn nur verständnislos an. Dann fing er sich, und seine
Miene verzog sich zu einer wütenden Grimasse. »Wer sind Sie eigentlich?«
D'Angelo drängte sich an Sentenza vorbei. »Sie erkennen hoffentlich mich noch, Doktor Paynehill. Also, was ist hier
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