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Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz

Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Tod.
     
    Die Dunkelheit allein war nicht das Schlimmste. Dunkelheit gepaart mit der Enge
eines Sarges mochte auch in den stärksten Menschen ein unerträgliches
Gefühl der Klaustrophobie hervorrufen. Roderick Sentenza bekam Schweißausbrüche,
obwohl die Klimaautomatik des Raumanzugs einwandfrei funktionierte. Er atmete
stoßweise und glaubte, keine Luft zu bekommen. Auch nur Einbildung, denn
die Sauerstoffzufuhr arbeitete perfekt. Er wünschte sich, eine Helmlampe
mitgenommen zu haben, doch der Raum, in dem er sich befand, war dermaßen
begrenzt, dass genau jene Lampe über dem Helm verhindert hatte, dass man
den Deckel über ihm schließen konnte.
    Als Sentenza vor Jahren eine Methode zum Einschleusen von Spionen auf fremden
Welten ersonnen hatte, hätte er sich im Leben nicht träumen lassen,
einmal selbst auf diese Art und Weise auf einen Planeten geschickt zu werden.
Eingezwängt in den hohlen Tubus eines Torpedos fühlte er sich tatsächlich
wie in einem Sarg liegend und lebendig begraben. Die Waffenspezialisten der Britannia hatten in der Kürze der Zeit gute Arbeit geleistet und
Sprengsätze sowie das elektronische Leitsystem im Kopf des Torpedos entfernt.
Nur der Antrieb und der Hitzeschild, der verhinderte, dass bei Einsatz in oberen
Atmosphäreschichten der Gefechtskopf nicht zu früh detonierte, waren
dem Stahlgehäuse belassen worden. Die Abschirmung verhinderte eine Kommunikation
mit der Brücke der Britannia. Sentenza war von jetzt an auf sich
allein gestellt, viel mehr noch: Er war den Zielkünsten der Bordschützen
auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Der Plan sah vor, bei Ausbrechen des Gefechts eine Salve Torpedos gegen die Infinity zu feuern. Einer dieser Torpedos würde als Fehlzünder
in die Atmosphäre eintreten und mit gut Glück genau bei jenen Koordinaten
aufschlagen, an denen Sentenza eigentlich mit einem Shuttle hätte landen
sollen.
    Aufschlagen. Das war eines der Probleme, die Sentenza beschäftigte. Der
Plan hatte einige gewaltige Lücken, die nicht im Manöverbuch standen.
Als er die Idee entwickelte, hatte er genügend Zeit zur Vorbereitung eines
Torpedotubus einkalkuliert. Steuerdüsen, Prallfelder. In diesem Fall gab
es die Zeit nicht. Sentenza würde wie ein Stein vom Himmel fallen, wenn
die Bremsfallschirme nicht so zündeten, wie er es sich vorstellte.
    Vielleicht verglühe ich auch in der Atmosphäre.
    Ehe er sich Gedanken darüber machen konnte, die Mission in letzter
Sekunde abzubrechen, spürte er einen unangenehmen Ruck, begleitet von einem
schrillen Pfeifen. Eine Sekunde darauf verstummte der Laut und er fühlte
sich schwerelos.
    Ich bin im All!
    Stille.
    Reglosigkeit.
    Roderick Sentenza fühlte nicht das Geringste, doch in Gedanken malte er
sich aus, wie der Torpedo mit zwanzigtausend Kilometer in der Stunde durch den
Raum schoss und sich nach wenigen Sekunden vom gleichzeitig abgefeuerten Pulk
löste, um den Planeten Toleon anzusteuern.
    Gleich. Gleich müsste er vom Schwerefeld angezogen werden. Sentenzas Augen
waren weit geöffnet, als könne er die Panzerung des Tubus' durchdringen
und ins All hinaus blicken. Der Ritt durch die Dunkelheit, die Ungewissheit,
ob ihn nicht doch eine Strahlensalve der Infinity vernichtete oder zumindest
streifte, nagte an ihm. Er merkte, wie er begann zu hyperventilieren. Sein Puls
raste. Der Schweiß rann ihm in Bächen über das Gesicht, und
der geschlossene Raumhelm nahm ihm jegliche Möglichkeit, sich die Tropfen
von der Haut zu wischen.
    Sentenza hörte sich keuchen. Er glaubte, den Verstand zu verlieren. Seine
überreizten Sinne gaukelten ihm vor, durch einen Laserhagel zu rasen. Er
glaubte zu spüren, wie sengende Blitze über die Außenhülle
des Torpedos tasteten und Löcher in das Material brannten.
    Dann ist es aus!
    Das Innere des Tubus erwärmte sich. Sentenza aktivierte mit dem Kinnschalter
des Helms die digitale Anzeige für die Anzugwerte. Das feinblaue Licht
der Leuchtdiode blendete ihn wie ein Sonnenstrahl. Erschrocken zuckte er zusammen,
stieß mit einem Arm gegen die Metallwand und fluchte. Die Anzeige verriet
ihm, dass er sich die plötzliche Hitze nicht einbildete. Bevor die Ziffern
wieder in der Dunkelheit verschwanden, erkannte er eine Innentemperatur von
über fünfundvierzig Grad. Die Klimaautomatik passte die Werte des
Anzugs an, dennoch schien sie die enorme Hitze, die von draußen ins Innere
des Torpedos

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