Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz
alle Richtungen davon schleuderten.
Sentenza ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten wäre er auf
Angriffskurs gegangen, um es den Outsidern zu zeigen, doch er wusste, dass die Ikarus dann nur das Schicksal der Infinity geteilt hätte.
Ihre einzige Chance, gegen die Hairaumer zu bestehen, waren die Abwehrforts.
Mit der geballten Feuerkraft der orbitalen Waffenplattformen und der Britannia sowie der Helena würden sie vielleicht genug Feuerkraft aufbieten
können, um Schutzschirme und Panzerung der Outsiderschiffe zu durchdringen.
»Rod?« Sonja. Sie sah von ihrer Station auf. Eine steile Falte entstand
zwischen ihren Brauen. »Die Praetorianer und die beiden Hairaumer
haben den Kurs geändert. Sie fliegen jetzt direkt auf das Sprungtor zu.«
Sentenza glaubte sich verhört zu haben. »Sie ziehen sich zurück?«
»Offensichtlich, ja.«
»Eingehende Nachricht von der Britannia «, meldete Weenderveen.
Kurz darauf erschien Nicole van der Linderns Antlitz auf dem Hauptschirm. »Sollen
wir einen Abfangkurs einschlagen? Wir haben eine Route berechnet, die uns ungefähr
zeitgleich mit ihnen am Sprungtor eintreffen lassen wird.«
»Negativ«, sagte Sentenza. »Ohne die Rückendeckung der Abwehrforts
sind wir zweien dieser Hairaumer hoffnungslos unterlegen. Dazu kommt noch die Praetorianer . Lassen wir ihn ziehen. Joran hat für heute verloren.« Endlich! , fügte er in Gedanken hinzu.
»Captain, noch eine Nachricht, diesmal von der Oberfläche Persephones.«
Weenderveen senkte seine Stimme. Etwas Ehrfurcht schwang plötzlich in ihr
mit. »Sie ist von Kaiser Thrax persönlich auf privatem Kanal.«
Sentenza runzelte die Stirn. Er warf einen letzten Blick auf die taktische Anzeige.
Die drei Feindschiffe hielten unvermittelt auf das Sprungtor zu.
»Stellen Sie durch in mein Quartier, Darius.« Er ignorierte Sonjas
fragenden Blick, erhob sich aus dem Kommandosessel und verließ die Brücke
mit den förmlichen Worten: »Chief DiMersi, Sie haben die Brücke.«
In seinem Quartier öffnete Roderick Sentenza den obersten Knopf seiner
Uniform, ließ sich ermattet in den Bürostuhl fallen und wartete darauf,
dass der Bildschirm auf dem Schreibtisch zum Leben erwachte. Die kaiserlichen
Insignien des Multimperiums flammten kurz auf, dann war Ercilar Thrax' Gesicht
zu sehen.
»Captain Sentenza …«
»Sire?«
Thrax lächelte traurig. »Heute wurde mein Herz gebrochen, Captain.
Zu erfahren, dass der eigene Sohn seinen Vater verrät, hat etwas in mir
sterben lassen.«
»Ich verstehe, Sire.«
»Aber ich habe auch etwas hinzugewonnen: Nämlich das Vertrauen, auf
meine innere Eingebung zu hören. Seit damals der Unfall an Bord der Antagonist geschah und Sie aus dem Flottendienst entlassen wurden, habe ich gespürt,
dass dies falsch war. Wie konnte ich ahnen, dass alles Jorans Schuld war? Sie
haben damals jegliche Schuld auf sich genommen.«
Sentenza nickte nur.
»Es wurden Fehler begangen. Schreckliche Fehler. Captain, ich werde kaiserliches
Pardon walten lassen und Sie in den militärischen Dienst der Raummarine
zurückbeordern. Sie erhalten wieder Ihr eigenes Kommando.«
Sentenza zuckte bei den Worten zusammen.
Eigenes Kommando.
Kaiserliche Raummarine.
Er blickte dem Kaiser fest in die Augen. Innerlich aufgewühlt versuchte
er zu widersprechen, doch Thrax setzte dem Ganzen die Krone auf.
»Sie erhalten die Antagonist zurück, sobald sie das Raumdock
verlassen hat, Captain.«
Sentenza schluckte. Er merkte, wie nervös er würde und wünschte
sich mit einem Mal weit, weit fort. Für einen kurzen Moment dachte er darüber
nach, wie es sich anfühlte im Kommandostand seines alten Schlachtkreuzers
zu stehen, die Befehle zu geben, dem Multimperium zu dienen … doch dann
sah er Sonja vor sich. Die anderen aus der Crew der Ikarus . Die Missionen,
die sie in den letzten Jahren bestanden hatten. Er dachte an Milton Losians
Tod. Bilder von Jason Knight und Shilla, die noch immer als verschollen galten,
blitzten vor seinem inneren Auge auf.
Roderick Sentenza atmete tief durch und gestattete sich entgegen jedweder Etikette,
für einen kurzen Augenblick die Lider zu schließen.
»Captain?«, hakte der Kaiser nach.
Der Chef der Rettungsabteilung des Freien Raumcorps öffnete die Augen und
straffte sich. »Sire … Eure Hoheit, ich weiß dieses Angebot
wirklich zu schätzen. Zu jeder anderen Zeit hätte ich angenommen,
allerdings muss ich dankend
Weitere Kostenlose Bücher