Rettungskreuzer Ikarus Band 026 - Antagonist
Ikarus .
Du hast darum gebeten, dass Besatzungsmitglieder dieses Schiffes mit dir sprechen.
Drei davon sind nun hier. Ich begrüße dich.«
Sentenza runzelte die Stirn, als ein seltsames, abgehacktes Geräusch aus
dem Lautsprecher erklang. Erst nach einigen Sekunden erkannte er, dass es sich
um ein Lachen handelte.
»Ich sehe schon, Captain, du hast erkannt, dass ich kein Raumschiff bin,
sondern ein Lebewesen. Die Begegnung mit dem armen Holin hat dich einiges gelehrt.
Nun, ich habe nichts anderes erwartet. Die Sachwalter der Ushu suchen sich ihr
Werkzeug durchaus mit Sorgfalt aus.«
»Mir wurde bereits zugetragen, dass du uns über unsere ›Rolle‹
aufzuklären gedenkst. Ich bin auf diese Aufklärung sehr gespannt,
noch mehr interessiert mich aber, warum du und deine Artgenossen uns in der
Stunde der Not geholfen habt und welche weiteren Pläne ihr habt.«
»Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Es ist eine längere
Geschichte, und wir stellen fest, dass die Zerstörungen in diesem System
erheblich sind. Wie viel Zeit kannst du mir schenken?«
»Einige Stunden, wenn das notwendig sein sollte. Ich bin längere Geschichten
mittlerweile gewöhnt. Die letzte hatte bereits viel mit den Ushu und ihren
Feinden zu tun. Du wirst dich anstrengen müssen, wenn du mich überraschen
möchtest.«
Wieder das Geräusch des Lachens. Urian verfügte immerhin über
ein gewisses Verständnis für menschlichen Humor.
»Dir sind die Ursprünge der Outsider bekannt, Sentenza?«
»Wir haben historische Informationen erhalten. Auch die Ushu kennen wir,
ich habe sogar einen persönlich getroffen.«
Ob Urian über diese Enthüllung überrascht war oder nicht, konnte
man aus dem leichten Zögern bis zu seiner Antwort nicht recht ermessen.
»Gut«, sagte er dann weitgehend emotionslos. »Dann kann ich mir
diesen Teil der Geschichte schon einmal sparen. So wird sie dann doch nicht
so lang, wie ich befürchtet habe. Aber ich kann ihr wohlmöglich einige
Details hinzufügen, die dir bisher unbekannt sind.«
»Gerne.«
»Wie du sicher erfahren hast, ist der Kampf zwischen denjenigen, die Ihr
Outsider nennt, und den Vertretern der Ushu eine sehr langwierige Angelegenheit
von enormer historischer Tragweite. Als die Ushu merkten, dass nicht alle ihrer
Samen sich eigenständig gegen die stetig wachsende Gefahr der Outsider
verteidigen konnten, installierten sie ein universales System von Wächtern.
In allen Galaxien mit signifikanter Verteilung der Ushu-Sporen wurde ein solcher
Wächter stationiert. Seine Aufgabe war es, auf mögliche Intrusionen
der Outsider zu warten und im Falle eines Falles Abwehrmaßnahmen zu koordinieren.
Dafür stand ihm eine Palette an Machtmitteln zur Verfügung, die er
von einer interdimensionalen Energieblase aus lenkt, in der er in Hibernation
existiert, so lange sich keine Gefährdung ergibt.«
»Wächter? Machtmittel? Willst du uns sagen, dass dies auch für
die Milchstraße gilt?«
»In der Tat. Der Wächter Eurer Galaxis ist aktiv und versucht, Maßnahmen
gegen den Angriff der Outsider zu treffen.«
»Hat er dies damals, vor der Großen Stille, auch getan?«, hakte
Thorpa nach. Der Pentakka war durch den Vortrag Urians sichtlich fasziniert.
»Ja, wenngleich sich die Notwendigkeit nicht in dem Maße ergab, da
Euer altes Imperium durchaus in der Lage war, wenngleich unter hohen Opfern,
der Bedrohung Herr zu werden. Dem ist jetzt nicht mehr so. Leider hat der Wächter
ein Problem: Über die Jahrtausende sind im zahlreiche seiner Machtmittel
abhanden gekommen, darunter sein allerwichtigstes: seine Armee.«
»Seine Armee? Er hatte also so etwas wie eine militärische Streitkraft,
die er gegen die Outsider hatte einsetzen können?«
»So ist es. Ein Volk genetisch gezüchteter Wesen, das lediglich die
Bezeichnung ›Adlaten‹ trug. Es diente ihm treu über einen langen
Zeitraum.«
Sentenza überlegte kurz. Die Schlussfolgerung lag nahe. »Gehe ich
davon aus, Urian, dass es sich dabei um dein Volk handelt? Dass du einer der
Adlaten bist?«
Erneute das abgehackte Geräusch.
»Das ist richtig, wenngleich wir diesen Namen abgelegt haben. Es kam die
Zeit, da wir der Dienerschaft überdrüssig waren. Wir haben uns vor
vielen hundert Jahren vom Wächter abgewendet und unsere Freiheit gesucht
und gefunden. Wir nennen uns jetzt Lediri, die ›Freigeborenen‹, wenngleich
diese Bezeichnung in den letzten Jahrzehnten
Weitere Kostenlose Bücher