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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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sollten, wenn sie brav der Schwerkraft folgten. Stattdessen war ein kleines
Haus, das einige Dutzend Meter entfernt stand, nicht mehr in sehr gutem Zustand.
Oder auch, das konnte man mit Fug und Recht behaupten, es war gar kein Haus
mehr. Nur ein Haufen Schutt, den irgendetwas über die angrenzenden Straßen
verteilt hatte. Zum Beispiel dort hinüber zu den entwurzelten Bäumen
eines kleinen Parks. Oder noch weiter nach hinten, wo aus einem Hochhaus große
Teile des vierten Stockwerkes entfernt worden waren, mit deutlich mehr roher
Gewalt als Geschicklichkeit. Kentnok hob langsam immer mehr den Blick und sah
ein weiteres Gebäude, an dem die ganze Ecke bis in dreißig Meter
Höhe fehlte. Er erkannte drei große Transportgleiter, die wie gestrandete
Loppolos auf der Seite lagen, allerdings mitten in den Trümmern der Dachterrasse
eines Einkaufszentrums. Die Spur der Zerstörung zog sich immer weiter und
weiter, bis sie irgendwann in Richtung des Hafens aus Kentnoks Blick verschwand.
Und während er mit aufgerissenen Augen und unvorteilhaft hängendem
Kiefer stand und auf die Trümmer starrte, machten alle anderen Leute um
ihn herum Filmaufnahmen, posierten an der zerstörten Bahntrasse und kauften
kleine Zuckertiere von einem Süßigkeitenhändler, der mit dem
Bauchladen zwischen ihnen herumstreifte. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis
Kentnok sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er den Mund zuklappen
und blinzeln konnte. Dann blickte er sich rasch um. Außer ihm schien jeder
zu wissen, was hier passiert war. In Gedenken an die groben Worte der alten
Frau aktivierte Kentnok rasch sein Lesegerät und überschlug die fünf
Seiten Werbung, die jedem Nachrichtenblock vorweg ging und an denen er sich
meist auf seinem Arbeitsweg festhielt. Ein großes Bild prangte auf seinem
Monitor, darüber die wenig aussagekräftige Überschrift »DAS
MONSTER UND DER HELD!!!!« Es zeigte irgendeine Art von Untier, eine Echse
anscheinend, die auf ihren Hinterbeinen laufen konnte und die Arme nach oben
gerissen hatte. Soviel zu dem Monster. Aber wo war der ... Kentnok stutzte und
stellte das Gerät auf Vergrößerung. Und dann erkannte er plötzlich,
was er eigentlich sah. Der Hintergrund des Monsters stimmte genau mit dem Panorama
der Vernichtung überein, das vor seinen Augen lag! Da, der Echsenschwanz
peitschte auf Höhe des vierten Stockwerks durch das Hochhaus. Das Vieh
auf dem Bild musste unglaublich groß sein! Es beugte sich gerade leicht
vor, als wollte es ... Wieder hob Kentnok den Blick. Als wollte es gerade ein
Stück aus der Hochbahn beißen. Genau. Jetzt wusste er auch, warum
ihm die halbkreisförmige Lücke in den Schienen so vertraut vorgekommen
war. Er sah so was fast jeden Morgen in seinen Pfannkuchen, nachdem er den ersten
herzhaften Happs genommen hatte.
    »Oh«, kam es ihm schwach über die Lippen. Die mehr als nur ein
bisschen hysterisch wirkende junge Frau neben ihm, die sich mit einem Selbstauslöser
bereits ein Dutzend Mal vor dem Chaos abgelichtet hatte, nahm das als Beginn
eines Gesprächs.
    »Nicht wahr?«, kreischte sie glücklich. »Es ist unglaublich!
Hier ist es gewesen, hier hat er den Verschlinger niedergerungen!«
    »Er? Wer? Den Verschlinger?«
    »Genau hier!« Wie zum Beweis streckte sie die Arme aus und machte
noch ein Foto von dem zertrampelten Park. »Mit bloßen Händen!
Hach, hätte ich das nur gesehen! Wäre ich nur dabei gewesen!«
    Kentnok blickte auf die mehrere Meter durchmessenden Baumstämme hinunter,
die wie Zahnstocher gebrochen waren, und dachte, die junge Frau sollte sich
diesen Wunsch noch einmal genauer überlegen. Er spürte, wie sich sein
erster Magen verkrampfte. Die Leute in dem kleinen Haus da unten wären
sicher auch lieber nicht dabei gewesen. Aber wenn der Verschlinger jetzt
»das Monster« war, wer war dann »der Held«?
    »Jemand von der Armee?«, sprach Kentnok seinen ersten Einfall laut
aus. »Hat jemand von der Armee den Verschlinger mit einem Panzer
... oder einem kleinen Kampfraumer ... abgeschossen?«
    Die junge Frau hielt mitten in irgendeiner ausschweifenden Bewegung inne und
starrte ihn nun fast empört an.
    »Armee? Einer von diesen dürren, widerlichen Kerlen? Diesen ekligen Hungerhaken ?« Kentnok kam zu der Überzeugung, dass diese Frau
nicht nur zwei Mägen, sondern auch nur zwei Gehirnzellen hatte, eine zum
Atmen, die andere zum Sprechen. Er war

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