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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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stattdessen dort an. Diese
clevere Kette der Mehrfachnutzung fand ihr natürliches Ende dann, wenn
die Wassertiere erstickten, vergiftet waren und starben. Alles, was vorher noch
irgendwie überleben konnte, galt als unbedenklich. Nur Feinschmecker konnten
sich die Extravaganz leisten, einen Trawler auf die Jagd zu schicken, und es
gab nicht viele davon. Nimtok dachte immer, dass er lieber ein Loppolo hier
draußen wäre als ein Zappler in einer Farm. Dann hatte er zumindest
noch ein bisschen Freiheit. Viele seiner Kollegen sahen das anders. Immerhin
wurden die Farmzappler regelmäßig und reichlich gefüttert. Und
Freiheit stand auf der Liste der Dinge, die einem Schluttnick wichtig sein sollten,
nicht an erster Stelle.
    »Ich glaube, einer der Loppolos war so groß wie unser Beiboot«,
schnatterte der Schiffsjunge weiter, denn er war es gewöhnt, von der satten
Mannschaft keine Antworten zu bekommen. Zumindest warfen sie auch keine Flaschen
mehr nach ihm. Der Schiffsdirektor hatte es verboten.
    »Ich glaube, die Sonne ist jetzt fast ganz unter gegangen. Sieht aus wie
eine letzte Schicht überbackener Käse, da hinten.«
    Nimtok grunzte und schloss wieder die Augen.
    »Ich glaube, irgendwie sind gar keine Fische mehr in der Nähe von
unserem Boot.«
    Ein sanfter Schlummer breitete seine Decke über den Schiffsdirektor aus.
    »Ich glaube, ich hab da unten was gesehen.«
    Der Seewind erstarb zu einer leichten Brise.
    »Ich glaube, das Meer hat gerülpst.«
    Diese letzte Aussage des Schiffsjungen brachte Nimtok fast gegen seinen Willen
dazu, die Augen langsam wieder zu öffnen.
    »Was meinst du damit?«, fragte er und spürte eine seltsame, grundlose
Anspannung.
    »Naja, gerülpst.« Der Schiffsjunge wirkte selbst verblüfft
– entweder über Nimtoks Nachfrage oder über das, was er gesehen
hatte. »Eine große Luftblase kam von unten. Ist hier dicht neben
dem Boot hoch gekommen. Hat komisch gerochen.«
    Mit einiger Mühe erhob sich Nimtok aus seinem Stuhl und stellte das Bier
ab. Zwei seiner Fischer hoben träge die Köpfe und wunderten sich,
als ihr Schiffsdirektor zur Reling strebte. Eine Luftblase? Na und? Aber Nimtok
lehnte sich nun nach vorne und spähte auf das mittlerweile fast schwarze
Wasser – sein uralter Seefahrerinstinkt sirrte wie eine gespannte Saite.
    »Wonach gerochen?«
    »Äh ... nach altem Fisch oder so. Sehr altem Fisch.« Der Junge
verzog das Gesicht. »Wirklich altem Fisch.«
    Für einen Moment passierte gar nichts. Dann wölbte sich das Wasser
ungefähr zehn Meter neben dem Schiff erneut auf, etwas Silbriges war zu
sehen. Eine große Blase brach mit einem vernehmlichen Geräusch durch
die Oberfläche. Einen Moment später kam der Geruch – ein widerwärtiger,
intensiver Gestank nach Verwesung wehte über das Deck und ließ auch
den letzten der Seeleute mit einem Ausruf des Ekels aufspringen. Ausrufe begleiteten
das Chaos.
    »Igitt, ekelhaft!«
    »Boooh, sach mal, hast du gefurzt?«
    »Ääh, das stinkt wie ein Ratsmitglied auf Fastenkur!«
    Dieser letzte Vergleich ließ Nimtok aufhorchen. Er wollte wirklich nicht
wissen, welches Meerestier es da unten geben konnte, das zu lange gefastet hatte
und in der Lage war, solche großen Blasen auszustoßen.
    Aber Nimtok hatte kein Glück.
    Er sollte es erfahren.
    »Ich glaube ...«, kreischte plötzlich der Schiffsjunge mit deutlicher
Panik in der Stimme und zeigte wieder auf das Meer, aber er beendete seinen
Satz nicht. Das musste er auch nicht.
    Der Schiffsdirektor sah den gewaltigen, dunklen Schatten selber, der aus der
Tiefe herauf schoss wie der rächende Geist eines überdimensionalen
Loppolo. Die Oberfläche des Wassers wölbte sich zu einer schimmernde
Kuppel und zerbarst dann mit einem Geräusch wie ein lautes, urgewaltiges
Rülpsen.
    Und in einer Wolke aus stinkender Luft erhob sich ein geschuppter Schrecken.
    Ein Körper, schwarz wie die Nacht, schraubte sich in den flammenden Himmel:
Stacheln, Klauen, Fänge, Hörner, Krallen, die Silhouette eines Alptraumes.
Wellen schlugen gegen den Trawler und warfen ihn zur Seite. Alle griffen nach
etwas, um sich festhalten zu können – der Schiffsjunge war zu langsam
und stürzte über die Reling ins aufgewühlte Meer, noch immer
den Ausdruck von tiefem Erstaunen im Gesicht. Niemand bemerkte es. Als wären
sie alle Marionetten an unsichtbaren Fäden, hoben die erstarrten Fischer
die Köpfe und starrten auf

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