Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis
geschlossenes Schott, das weiter ins Innere führt.
Dahinter melden die Sensoren einen Gang, der an einem weiteren Schott endet,
und hinter diesem gibt es Energie. Möglicherweise auch Luft.«
»Möglicherweise auch Outsider«, ergänzte Sentenza und umklammerte
die MacPherson.
»Nein, sie sind weiter vorne«, widersprach An'ta. Sentenza schaute
durch die Helmabdeckung und sah, dass sie ihre Augen geschlossen hatte und wirkte,
als würde sie einem fernen Klang lauschen. Er beschloss, jetzt keine unnötigen
Fragen zu stellen.
»Dann vorwärts, Brucnik!«
Der Kommandant flüsterte etwas auf Schluttnick ins Mikro, und die Soldaten
folgten der Vorhut. Brittnak hatte bereits begonnen, mit einem Schweißbrenner
das Schott zu öffnen. Als Sentenza und An'ta den Schlachtkreuzer betreten
hatten, fiel es bereits nach innen. Die künstliche Schwerkraft funktionierte
noch. Scheinwerfer stachen helle Lichtbahnen in den Gang. Niemand zu sehen,
und am Ende das zweite Schott, mit blinkenden Kontrollleuchten. Energie war
dort vorhanden.
»Okay, wir machen hier dicht!«, meldete ein weiterer Schluttnick.
Der Andocktunnel der Ikarus wurde mit einem schnell aushärtenden
Schaumstoff ummantelt, der das Leck, durch das sie in das Schiff vorgedrungen
waren, luftdicht versiegelte. An'ta sah den Arbeiten mit sichtlicher Ungeduld
zu. Sie brannte darauf, den Helm zu öffnen und die Dichtungen des Kampfanzuges
zu lösen, damit sie ihre Effektivität als Outsiderwaffe unter Beweis
stellen konnte.
Die Schluttnicks arbeiteten schnell und präzise. Es dauerte keine Minute,
da kamen die Grünzeichen, und die Ikarus pumpte atembares Gemisch
in Jorans Flaggschiff. Sentenza musterte seine Anzugkontrollen. In Windeseile
waren ausreichende Druckverhältnisse hergestellt. An'ta atmete auf und
öffnete den Helm. Alle anderen ließen die Anzüge geschlossen.
An'tas Anzugautomatik würde den Verschlusszustand sofort wieder herstellen,
würden die Sensoren einen Druckabfall bemerken.
Abgesehen davon war die Grey ziemlich hart im Nehmen.
»Vorwärts!«, befahl Sentenza erneut. Es machte keinen Sinn, hier
allzu lange auszuharren.
Dann öffnete sich das Schott vor ihnen, und die Outsider kamen heraus.
Es waren nur drei, doch drei allein konnten im Nahkampf eine ganze Kompanie
auslöschten. Die Invasoren waren im Vorteil, denn sie mussten keine Rücksicht
mehr auf die Funktionsfähigkeit ihres Schiffes nehmen, während die
Eindringlinge ein starkes Interesse daran hatten, die gerade hergestellten atmosphärischen
Verhältnisse zu bewahren. Die Outsider warfen sich ohne Rücksicht
nach vorn. Ihre seltsame Existenzform reagierte auf Schüsse, vor allem
auf kinetische Energie, aber weniger auf Energiestrahlen, und ihr Metabolismus
– wenn man das so nennen wollte – war selbsterhaltend und autonom,
zumindest für eine gewisse Zeit.
Und sie waren schnell, fast nicht zu erkennen für das menschliche Auge.
Und sie waren tödlich.
Brittnak schaute nur kurz an sich hinab, als eine monomolekulare Klinge, eine
beliebte Outsiderwaffe, durch seinen Oberkörper fuhr und ihn in Augenblicken
in zwei Hälften zerteilte, die sofort, Blut verspritzend, zu Boden fielen.
Chrisnuk erging es nicht viel besser. Er hob noch seine Waffe, kam aber nicht
mehr zum Feuern. Ein Schemen glitt an ihm vorbei, und in diesem Vorbeigehen
starb der Schluttnick einen schnellen, gnädigen Tod.
»Lasst mich durch!«
An'ta glitt an den Männern vorbei und stellte sich vor ihnen auf, die Outsider
mit offenen Armen erwartend. An'ta sah aus wie eine Priesterin, die ihre Gemeinde
segnete, doch dieser Segen war für jene, die ihn genossen, tödlich.
Die Outsiderschemen wurden langsamer, ihr verzerrtes, für das menschliche
Auge schwer wahrnehmbares Bild wurde deutlicher, als hätte sich eine Schwingungsfrequenz
verlangsamt. Die drei Invasoren stürzten sich auf An'ta, die regungslos
da stand und sich scheinbar nicht wehrte.
Keiner der Outsider erreichte sie lebend. Hätte man sie schreien gehört,
wenn es hier eine Atmosphäre gegeben hätte? Die Art und Weise, wie
die drei Wesen vor der Grey zu Boden sackten und sich noch einige Augenblicke
zuckend in ihrer Agonie wanden, legte das nahe. Als sie starben, setzte unmittelbar
vor den Augen der Kampfgruppe der Zersetzungsprozess ein. In der Vergangenheit
hatten in solchen Fällen Forscher mit Stasiskammern bereitgestanden, um
einen Leichnam zu
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