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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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das wie die Passagierkapsel eines Kleintransporters aussah. Sie hingen
in Geschirren über dem Abgrund, würdigten die Tiefe aber nicht einmal
eines Blickes. Die Kapsel schwang herum, während das Beiboot der Ikarus vorbei glitt, und kam ins Schaukeln. Das massive Metall bewegte sich in Zeitlupe,
aber unaufhaltsam zur Seite und auf einen der Arbeiter zu, der zwischen dem
neuen Werkstück und dem Riesenraumer gefangen war.
    »Trooid! Drehen Sie...«, begann Anande, aber es war zu spät.
Gemächlich quetschte die Kapsel den Mann gegen die Metallwand, mit einem
Ton wie eine dumpfe Glocke, dann schwang sie ebenso langsam wieder zurück
und hinterließ eine schmierige Spur.
    Etwas fiel aus dem zerrissenen Geschirr in die Tiefe und verschwand in der Dunkelheit.
Die verbliebenen drei Arbeiter zogen sich hoch und gingen auf Abstand, bis das
Schwingen des Bauteils nachließ.
    An'ta brauchte nicht zu Seite zu sehen, um zu wissen, dass Anandes Gesicht eine
bleiche Maske war.
    »Waren wir das? Haben wir die Kapsel in Schwingung versetzt?«
    »Nein«, antwortete Trooid sofort, und für einen Moment fragte
An'ta sich, ob Androiden lügen konnten.
    »Sie tragen keinerlei Schutzkleidung. Warum haben wir hier drin Atmosphäre?«,
lenkte die Ceelie ab.
    »Es gab vier Energiefeldschleusen in dem Tunnel, der uns her gebracht hat.
Hier in der Halle selber haben wir genug atembare Luft, Druck und Wärme,
sogar Schwerkraft, wie wir gesehen haben. Wir können uns frei bewegen.«
    »Was wir auch langsam tun sollten, ehe wir auffallen.«
    »Wir brauchen einen sicheren Platz für das Beiboot. Ich möchte
nicht wieder kommen und sehen, dass man es an die Spitze des Raumers da geschweißt
hat.«
    »Wenn alles so läuft, wie geplant, dann werden wir das Beiboot nicht
mehr brauchen, weil wir ohnehin in dem Ding sind. Ob wir es irgendwie unbemerkt
an Bord bringen könnten? Oder zumindest an die Außenwand heften?
Es wäre beruhigend, ein Fluchtboot zu haben, nur für den Notfall.«
    An'ta hielt inne, als sie merkte, dass sie mehr sagte, als notwendig war. Es
dauerte einen Moment, bis sie verstand, warum sie so viel redete. Sie gab damit
Anande einen Grund, nicht mehr aus dem Fenster und auf den Fleck an der Bordwand
des Riesenschiffes zu starren. Von der Seite betrachtete sie das angespannte
Gesicht des Arztes und fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, ihn mit auf
diese Mission zu nehmen.
    Er wirkte ausgebrannt, erschöpft über alle Maße hinaus. Ein
paar mehr dieser Zwischenfälle – und sie war bereit, darauf zu wetten,
dass sie hier noch einige Katastrophen mit ansehen würden! –, und
er mochte einfach zusammen brechen. Es lastete schwer auf ihm, dass er nicht
in der Lage war, ein Mittel gegen den Wanderlust-Virus zu finden, obwohl er
sich mit all seinem Wissen darum bemüht hatte. Dass die anderen Experten,
die man auf Vortex Outpost zusammen gerufen hatte, gleichermaßen
erfolglos gewesen waren, bot ihm keinen Trost.
    Aber da war noch etwas anderes, eine größere Dunkelheit, die ihn
dazu trieb, sich aufzureiben.
    So ist er schon einmal gewesen , erkannte sie, vor meiner Zeit auf
der Ikarus . Vor seiner Gerichtsverhandlung. Irgendwer hat das einmal
erzählt.
    Sie konnte nicht sagen, wer es gewesen war, da sie meist ohnehin nicht wirklich
zuhörte, aber es war ihr im Gedächtnis geblieben.
    Nun, Captain Sentenza hatte entschieden, dass Anande im Team sein sollte.
    Wenn sein Arzt auf der Mission die Nerven verlor, war das letztlich seine Verantwortung.
    So einfach war das.
    »Das Kurierboot, das vor uns hier eingeflogen ist, hat dort drüben
an einer Art Pier fest gemacht.«
    »Da ist auch das Schiff von Argon-Kanath«, fügte Jovian Anande
hinzu und deutete voraus in das Dämmerlicht, durch das Scheinwerfer breite
Lichtbahnen schnitten. »Scheint fast so, als ob alle Neuankömmlinge
hier anlegen, zumindest die kleineren.«
    »Ja, die Passagiere steigen ganz ruhig aus und versammeln sich dort hinten.
Sie lassen ihre Schiffe einfach zurück.«
    »Es sind dann auch keine Schiffe mehr, es ist nur noch Material.«
Trooid steuerte nähere an den Pier heran und setzte das Beiboot hinter
den kleinen Kurierraumer. »Soll ich hier anlegen? Oder soll ich ein Versteck
für das Shuttle finden und uns damit eine Fluchtmöglichkeit offen
halten?«
    An'ta überlegte kurz, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Es wäre gut, ich hasse den Gedanken, hier fest zu sitzen.

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