Rettungskreuzer Ikarus Band 045 - Wächter des Imperiums
anschließend geduscht und rasiert hatte. Es gelang ihm nicht.
»Da wären wir«, sagte Kozz, als sie am Fuße einer großen Treppe stehen blieben. Die Stufen waren mit rotem Samt bezogen und führten hinauf zu einer enormen Flügeltür, die mit goldener Farbe lackiert war. Sowohl der Samtbezug als auch der Anstrich hatten schon bessere Tage gesehen; der Stoff war abgewetzt und der Lack schälte sich an zahllosen Stellen vom Holz.
»Das ist sein Büro?«, fragte Sentenza.
»Dort residiert der Generaladministrator, ja.« Kozz atmete tief durch. »Er und sein Beraterstab tagen bestimmt immer noch. Ich hatte mich aus der Besprechung kurz abgemeldet, als ich Loriks Nachricht mit der Bitte um ein Gespräch erhalten hatte.«
»Also los.« Sentenza wies mit einer einladenden Geste die Treppe hinauf. »Dann wollen wir den Herrn Generaladministrator nicht warten lassen.«
Er hatte gerade den Fuß auf die unterste Stufe gesetzt, als hinter der Tür die ersten Schüsse fielen.
Kozz und Sentenza wechselten einen entsetzten Blick. Dann rannten die beiden Offiziere wie auf ein unausgesprochenes Kommando los, dicht gefolgt von Trooid und Lorik.
Aus dem Raum hinter der Tür waren immer mehr Schüsse und die Schreie Sterbender und Verwundeter zu hören. Sentenza zog seine Waffe, als er den obersten Treppenabsatz erreicht hatte, und postierte sich am linken Türflügel. Er nickte Kozz zu, der eine antik aussehende Strahlenpistole zückte und damit auf der anderen Seite in Stellung ging. Trooid und Lorik folgten ihnen.
»Auf drei«, rasselte der General. »Eins, zwei …«
»Drei!« Sentenza warf sich gegen die massive Tür, die überraschend leicht nachgab und aufschwang. Er musste einen Ausfallschritt machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und der Länge nach hinzuschlagen.
Den Männern von der Ikarus bot sich ein Bild des Grauens. Generaladministrator Roban Kolt und die Offiziere seines Beraterstabs waren tot. Sie lagen um einen hufeisenförmigen Konferenztisch herum in einer rasch größer werdenden Blutlache. Inmitten des Massakers standen zwei Gestalten, die Sentenza nicht kannte – Kozz und Lorik wussten hingegen offenkundig nur zu gut, wen sie vor sich hatten.
»Tilrong! Josfan!« Loriks Augen drohten aus den Höhlen zu treten. »Seid ihr wahnsinnig geworden? Was habt ihr getan?«
»Waffen fallen lassen«, befahl Kozz. »Hände hoch.«
»Sieh an, General Kozz.« Der Mann, den Lorik als Josfan angesprochen hatte, lächelte gütig. »Wir haben dich schon vermisst, mein Freund. Ich hatte gedacht, du würdest dabei sein wollen, wenn wir Kolt von unserer Neuen Ordnung berichten.«
»Neue Ordnung?« Der General stutzte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Josfan – Sentenza erinnerte sich daran, dass Lorik und Shmer ihn als eine Art Sektenführer bezeichnet hatten – seufzte mitfühlend. »Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Die Kallia haben uns gerufen. Und wir sind die Bewahrer ihres Imperiums. Wir sind auserwählt. Du hättest Teil davon werden können, Kozz. Aber wie ich sehe, hast du dir ja inzwischen neue Freunde gesucht«, bemerkte Josfan mit einem Seitenblick auf Lorik, Trooid und Sentenza.
»Wer gibt Ihnen eigentlich das Recht, diese Leute hier umzubringen?«, fragte Sentenza mit mühsam unterdrückter Wut.
Josfans Lächeln war eine gefrorene Maske. »Sie sind offensichtlich fremd hier, guter Mann, sonst würden Sie mich gewiss kennen. Mein Name ist Josfan und wie ich eben schon sagte, bin ich der Erbe des Imperiums der Kallia! Der Erbe der Galaxis!«
»Der Erbe des Universums!«, pflichtete ihm sein Adjutant Tilrong mit einem verklärten Grinsen bei.
»Roban Kolt und seine Leute wollten unsere Überlegenheit nicht anerkennen«, fuhr Josfan mit einem Unterton des Bedauerns fort, »daher mussten wir sie leider auf diese Art von der Ernsthaftigkeit unserer Absichten überzeugen. Ich übernehme hiermit das Kommando über die Kasernenwelt 388 und meine erleuchteten Söhne und Töchter werden unsere Weisheit auf den flammenden Streitwagen der Kallia zu den Völkern des Universums bringen.«
»Sie kommen von diesem Planeten nicht weg, Josfan. Sie haben keine Raumschiffe«, wandte Sentenza ein.
»Aber Sie haben eins.« Josfan strahlte zuversichtlich. »Holen Sie es her.«
»Hören Sie«, sagte Sentenza beschwichtigend. »Wir haben alle einen langen, anstrengenden Tag hinter uns. Bestimmt finden wir eine vernünftige Lösung, welche die Interessen aller Parteien respektiert, wenn wir in Ruhe
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