Rettungskreuzer Ikarus Band 045 - Wächter des Imperiums
Deckung gegangen. Ihn aber hatte ein Querschläger getroffen und dabei das empfindliche Innenleben des Androiden in Mitleidenschaft gezogen. Darius Weenderveen hatte sich mit sorgenvoller Miene an die Wartung seines Kunstwesens gemacht. Der Oberkörper des Androiden war geöffnet und gab den Blick auf Elektronik und künstliche Organe frei. Ein Kabel führte von seinem Brustkorb zu einem Diagnosecomputer, den der Ingenieur in den Händen hielt.
»Ich kann immer noch nichts sehen«, hörte er Trooid sagen.
»Immer mit der Ruhe, mein Junge.« Weenderveens Stimme zitterte merklich. »Das haben wir gleich.«
Anande führte Lorik zu der Rampe, die zu der draußen wartenden Ikarus hinüberführte. Dort nahm Doktor Cortez den Verletzten in Empfang.
Hier standen auch Roderick Sentenza und Sonja DiMersi und unterhielten sich leise. Sonja hatte einen Arm tröstend um die Schultern ihres Mannes gelegt. »Es tut mir alles so leid, Schatz.«
»Es kommen auch wieder bessere Tage«, brummte der Captain.
Anande deutete auf die durchsiebten Leichen von Josfan und Tilrong. »Ich will deine Weisheit ja nicht infrage stellen, aber war das wirklich nötig?«
Sentenza sah auf. »Wovon redest du?«
»Na, das.« Anande wiederholte seine Geste mit Nachdruck. »Die Ikarus ist kein Kriegsschiff und es gehört auch nicht zu unserer Stellenbeschreibung, die Führer einer unabhängigen planetaren Regierung niederzumähen.«
»Erstens war der rechtmäßige Generaladministrator dieses Planeten bereits tot – umgebracht von diesen beiden Clowns da«, erinnerte ihn Sentenza grollend. »Und zweitens war das keine Vergeltungsmaßnahme, sondern eine Geiselbefreiung. Für so etwas gibt es standardisierte Dienstanweisungen und an die haben wir uns gehalten. Komm mir jetzt nicht damit, dass du Mitleid mit den Geiselnehmern hast. Darüber kann ich als betroffene Geisel nicht wirklich lachen.«
Anande hob ergeben die Hände. »Schon gut. Ich meine ja nur.«
»Ich weiß, ich weiß.« Sentenza rieb sich die Augen. »Ich bin auch müde, Jo.«
»Was ist das eigentlich für eine Tür da?«, fragte Sonja.
Anande drehte sich um und folgte mit den Augen dem ausgestreckten Arm der Ingenieurin. »Was für eine Tür?«
»Na, die hier.« Sie ging zu der gegenüberliegenden Wand, wo die Geschosse aus den Maschinenkanonen der Ikarus ein großes Stück der Vertäfelung vom Mauerwerk heruntergerissen hatten.
Anande blinzelte überrascht. Die Bordingenieurin hatte recht – es gab dort eindeutig eine verborgene Tür.
»Merkwürdig.« Sentenza tastete die Wand ab und versuchte, die Abmessungen des Eingangs abzuschätzen. Als seine Finger unter einer Zierleiste einen Knopf ertasteten, betätigte er ihn entschlossen. Daraufhin klappte ein Teil der Holzvertäfelung heraus und gab den Blick auf ein kleines Scannerterminal frei. Auf der grün leuchtenden Glasplatte waren die Umrisse einer Hand aufgemalt. Der Captain runzelte die Stirn. »Und jetzt?«
»Jetzt brauchten wir die Hilfe von Generaladministrator Kolt«, sagte Sonja nachdenklich.
»Streng genommen bräuchten wir eigentlich nur seine Hand«, gab Anande zu bedenken. »Aber wer von den Toten ist dieser Kolt?«
Weenderveen sah kurz von seiner Arbeit auf. »Vermutlich der mit der fantasievollsten Uniform.«
Der Arzt lächelte grimmig. »Guter Punkt.« Er ging suchend um den Konferenztisch herum und blieb vor der Leiche eines Mannes stehen, dessen Oberkörper von mehreren Treffern aus Josfans Waffe geradezu püriert worden war. Zu Lebzeiten musste er eine farbenprächtige Paradeuniform getragen haben, aber davon waren nur noch Fetzen übrig.
»Ich glaube, ich habe ihn gefunden«, sagte er. »Oder das, was von ihm übrig ist.«
»Schaff ihn her«, rief Sentenza ungeduldig und hörte für einen Augenblick damit auf, die Wandvertäfelung abzuklopfen.
Anande seufzte ergeben und kniete neben Kolts Leiche nieder. Wie stellte sich Roderick das eigentlich vor? Sollte er den zerschmetterten Körper alleine zu ihm hinübertragen? Als er die tödliche Verletzung des Mannes näher untersuchte, bemerkte er, dass der rechte Arm nur noch mit einer Sehne am zersplitterten Schultergelenk hing. Kurz entschlossen zückte er sein Skalpell und durchtrennte die Gewebefaser mit einem raschen Schnitt. Dann stand er auf und drehte sich mit dem erbeuteten Körperteil in der Hand zu Sentenza um. »Rod?«
»Ja?«
»Ich habe da was für dich!«
Hinter der Geheimtür entdeckten sie eine Aufzugkabine. Der Lift brachte
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