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Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Autoren: Dirk van den Boom
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beließ es dabei.
    Sie begann wieder mit den kreisenden Bewegungen in seinem Haar.
    Vince schloss erneut die Augen.
    Er wusste nicht, was ein Paradies war und wo er es finden konnte. Botero benutzte das Wort manchmal, und Vince war sich ziemlich sicher, dass er damit etwas meinte, das nur für ihn positiv war, weniger für andere.
    Vince wusste nicht, wie sein eigenes Paradies genau aussehen würde.
    Aber er war sich ziemlich sicher, dass es in etwa so sein musste wie das Hier und Jetzt.

     
    »Dann musst du ihnen jetzt sagen, was sie zu tun haben!«
    Leot hörte die Worte der Stimme, nur glauben wollte er sie nicht.
    Immerhin: Dorna war nicht dabei. Sie hatte die Führung einer zusammengewürfelten Truppe von Wilden und Freien unternommen, die damit begonnen hatte, systematisch Funktürme und andere Kommunikationsanlagen zu sabotieren, damit der Zentralcomputer nicht mehr in der Lage sein würde, seine Befehle weiterzuleiten. Ohne Befehle würden die Rekruten die jeweils letzten Anweisungen befolgen, aber nur, soweit sie auch Sinn ergaben. Das Spezifische an den Rekruten war, dass sie keinesfalls ohne jeden freien Willen waren – und auch nicht vollständig verblödet. Erkannten sie, dass Anweisungen unvollständig oder widersprüchlich waren, würden sie im Regelfalle entweder abwarten oder sich ihren alten Aufgaben wieder zuwenden.
    Und das genügte ja im Grunde auch bereits.
    Die Stimme aber hatte anderes im Sinn. Leot war über ihre plötzliche Aktivität überrascht. Sie hatte aus einer seit langer Zeit inaktiven, ja eigentlich gar nicht mehr funktionierenden Komkonsole zu ihm gesprochen, was überraschend genug war. Aber es tat sich etwas in den löchrigen Subsystemen des Zentralcomputers. Etwas erwachte zum Leben.
    »Ich kann das nicht«, begehrte Leot auf.
    »Du willst es nicht«, korrigierte ihn die Stimme, und damit hatte sie natürlich absolut recht. Er wollte nicht, auf gar keinen Fall. Er nannte sich doch einen Freien! Wie konnte er plötzlich, vermittelt durch die Stimme, autorisiert durch Manipulationen am Signalgeber des Zentralcomputers, selbst Macht ausüben und die Rekruten derart täuschen, dass …
    Oder war es überhaupt keine Täuschung?
    Leot wusste bald nicht mehr, was richtig oder falsch war. Wenn er den Rekruten Anweisungen gab, die letztlich einen Beitrag zur Befreiung aller Intelligenzwesen auf dieser Welt vom Bann der Manipulation durch das Virus bedeutete – war das ein Fehler oder nicht ein Akt der Befreiung, eine kurze Knechtschaft eines wohlwollenden Herren, der sie alle am Ende in die Freiheit führen würde?
    Leot kratzte sich am Kopf. Sein eigenes pathetisches Vokabular ging ihm gegen den Strich.
    Dorna hätte weniger Skrupel. Sie hätte die Möglichkeit sofort ergriffen.
    Vielleicht war das ja auch der Grund, warum die Stimme ihn gefragt hatte.
    »Warum tust du es nicht selbst?«, erkundigte er sich. »Du hast doch die Machtmittel.«
    »Ich bin nur eine seelenlose Stimme«, war die Antwort. »Worin bin ich besser als der Zentralcomputer oder der Usurpator? Wenn es unser Ziel ist, das System aufzubrechen, dann benötigen wir einen anderen … Stil. Ein Symbol. Ein Zeichen, dass wir keine seelenlose Herrschaft durch eine andere ersetzen.«
    »Ich bin kein Symbol.«
    »Du bist gut genug. Und wir haben es eilig.«
    »Du drängst mich. Ich mag nicht gedrängt werden.«
    »Die Umstände drängen.«
    Leot zögerte. Er kämpfte mit sich. Solche Entscheidungen traf man nicht spontan oder aus dem Bauch heraus. Diese Dinge wollten wohlüberlegt sein. Die Konsequenzen mussten bedacht werden. Was bedeutete das für ihn persönlich? Würde es überhaupt funktionieren? Wie würde er diese Rolle nachher wieder los? War er damit nicht überfordert? Worin lagen die Gefahren? Was würde Dorna von ihm halten?
    »Leot.«
    »Ja, ich überlege.«
    »Leot, der Usurpator startet eine weitere Offensive. Blut wird vergossen, so oder so. Du musst jetzt sprechen. Du musst Befehle geben.«
    »Ich muss den Tod befehlen.«
    »Du musst die Freiheit ermöglichen. Wir haben diesen Kampf nicht gewählt.«
    »Du hättest mir früher helfen sollen – uns allen.«
    »Ich war zu klein, zu beengt, hatte keine Macht. Ich bin nun erwacht. Der Usurpator hat die Dinge in Bewegung gebracht.«
    »Klingt so, als müssten wir ihm dankbar sein.«
    Leot hatte versucht, den Sarkasmus in seinem Tonfall zu begrenzen, war sich aber nicht sicher, ob ihm das auch gelungen war.
    »Eines Tages werdet ihr das vielleicht. Es sind die
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