Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht
darum«, bestimmte Jason. »Du hast ein Auge auf mich – oder sollte ich besser sagen: einen telepathischen Fühler? Sollte etwas schief gehen, dann versiegle sofort die Schotten und sprenge notfalls den Frachtraum ab.«
Shillas Lippen formten ein O. »Siehst jetzt nicht du zu schwarz? Ich würde dich niemals opfern.«
»Du tust, was ich sage,« er schob den Injektor in den Gürtel neben seinen Strahler, »und gehst kein Risiko ein. Wenn ich ihn mit dem Schlafmittel ins Reich der Träume geschickt habe, repariere ich die Kamera und das Mikro. Du kannst jetzt die Luft im Frachtraum absaugen und durch saubere ersetzen lassen.«
»Sei vorsichtig!«
»Bin ich immer.«
Jason schritt den Verbindungskorridor hinunter zu den Laderäumen und tippte den Code ein, der das Schott zu der Kammer mit dem Raptor öffnete. Es war dunkel; anscheinend hatte die Echse auch den Leuchtkörper an der Decke beschädigt. Aus einer der vielen Taschen seiner locker sitzenden Hose zog Jason eine Stablampe und leuchtete in die Finsternis. Der Raum war nicht sonderlich groß und bot keine Verstecke. Irgendwo musste das Mistvieh liegen. Er wechselte die Leuchte in die Linke, schwenkte sie in verschiedene Richtungen und zog mit der anderen Hand den Injektor.
Langsam trat er ein und wunderte sich, dass sein Herz rascher schlug. Warum bloß? Der Raptor war betäubt, es bestand keine unmittelbare Gefahr. Ein furchtbarer Gestank schlug ihm entgegen, obwohl gerade erst neuer Sauerstoff in die Kammer gepumpt worden war. Zweifellos hatte der Raptor eine sehr gute Verdauung ... Plötzlich fühlte Jason unter der Sohle seines Stiefels etwas Weiches, Glitschiges.
»Jason!«
Shillas telepathischer Schrei dröhnte in seinem Kopf genau in dem Moment, als er ausrutschte und das Gleichgewicht verlor. Noch während des Fallens traf etwas seine rechte Schulter und wirbelte ihn um seine eigene Achse. Er landete hart auf dem Bauch und verlor den Injektor und die Lampe aus den aufschnappenden Fingern. Das medizinische Gerät verschwand im Dunkeln. Die Leuchte blieb außerhalb von Jasons Reichweite liegen, und ihr flackernder Lichtkegel tauchte den Raum in ein diffuses Gelb. Vage nahm er aus den Augenwinkel einen vorbeihuschenden Schemen war.
Obwohl der Aufprall den Atem aus Jasons Lungen presste, handelte er in einem antrainierten Reflex. Er rollte zur Seite, und eine Erschütterung des Bodens ließ ihn wissen, dass an der Stelle, an der er eben noch gelegen hatte, der Raptor stand. Die Echse brüllte ihren Zorn heraus, weil sich ihre klauenbewehrten Füße nicht in weiches Fleisch gruben.
Während Jason auf die Beine kam, glitt der Strahler wie von selbst in seine Rechte. Die Waffe war auf geringe Intensität eingestellt, so dass ein Schuss zwar die Innenwand etwas anschmoren, aber nicht durchdringen würde. Blind feuerte er in die Richtung, aus der das infernalische Röhren kam, doch der Raptor bewegte sich schnell und hielt sich dabei außerhalb des Lichtscheins, so dass der Energiefinger sein Ziel nicht fand. Das Furcht einflößende Schreien brach abrupt ab.
Nein, er hatte keinen Volltreffer gelandet, davon war Jason überzeugt. Er hielt die Luft an und lauschte, doch die Echse verriet mit keinem Laut, wo sie sich verbarg.
Er musste hier sofort raus – an etwas anderes konnte Jason nicht denken. Das Biest war ein gerissener, wilder Jäger und ihm in der Dunkelheit auf engem Raum weit überlegen. Es konnte ihn sehen, während Jason sich auf sein Gehör verlassen musste; und der Raptor verhielt sich still, lauerte auf seine Chance. Vor allem durfte die Echse den Raum unter keinen Umständen verlassen. Dann war alles verloren...
Der erleuchtete Korridor versprach Rettung: Draußen blinkte der Codegeber des Schotts. Noch hatte es die Vizianerin nicht von der Zentrale aus geschlossen, was sie auch nicht tun würde, solange Jason im Frachtraum weilte. Wenn er jetzt langsam rückwärts ging, würde ihn die Bestie zweifellos anspringen, und er war sich nicht sicher, ob sein erster Schuss ein Treffer sein würde. Für einen zweiten würde er keine Gelegenheit mehr haben. Drehte er sich um und hechtete hinaus, dann würde ihn der Raptor ebenfalls anspringen und ihm nicht einmal die Zeit zu feuern lassen. Eine auswegslose Situation.
»Jason, sofort weg!«
Instinktiv stieß er sich mit den Füßen ab, machte dabei einen Salto durch die Luft, bei dem er sich drehte, kam in der Hocke auf und sprang erneut auf den immer schmaler werdenden Spalt des sich
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