Rettungslos verliebt
Joe. Sie spielt dir etwas vor. Mir gegenüber hat sie erwähnt, dich nicht vergessen zu können."
"Dann müssen wir ihr die Wahrheit sagen."
"Das ist gar nicht so leicht."
Er legte seine Hand auf ihre. "Das Problem ist nur, sie ist deine Schwester. Glaub mir, Lydia, trotz all meiner Sünden und abgesehen davon, dass ich einige Male mit Daisy ausgegangen bin, habe ich ihr nicht den geringsten Anlass zu irgendwelchen Hoffnungen gegeben.
Ich habe sie nie angefasst."
"Joe", erwiderte sie und sah ihm in die Augen, "ist dir denn nicht klar, dass eine Erwartungshaltung entsteht, wenn ein Mann mehr als einmal mit einer Frau ausgeht?"
"Doch. Aber da ist noch etwas, das ich dir nie erzählt habe, weil ich weiß, wie sehr du Daisy immer verteidigst: Sie war es, die angerufen hat und mit mir ausgehen wollte." Er gestikulierte ungeduldig mit der Hand.
"Das habe ich allen Andeutungen entnommen. Aber du hättest nicht mitzugehen brauchen. Behaupte bitte nicht, du wüsstest nicht, wie Frauen auf dich reagieren."
"Du auch?" Sein Blick wirkte spöttisch und seine Miene arrogant.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Ärgerlich schob sie die Tasse weg und stand auf. "Ich habe keine Lust, mit dir zu streiten, Joe. Und ich werde mich auch nicht mit meiner eigenen Schwester entzweien wegen eines Manns, den ich vielleicht noch nicht einmal mag. Gute Nacht."
"Mögen und lieben sind zwei verschiedene Dinge, Lydia. Außerdem hat es dir gefallen, was wir gemacht haben."
"Du kannst ausgesprochen rücksichtslos sein", stieß sie verbittert hervor.
"Rücksichtslos?" Er zog eine Augenbraue hoch. "Ich war nur ehrlich.
Denk doch mal darüber nach. Hast du dich letzte Nacht nicht einsam gefühlt so allein in deinem Bett? Ich bin mir jedenfalls verdammt einsam vorgekommen", fuhr er sanft, aber bestimmt fort. "Alles andere ist unwichtig. Wenn du ehrlich wärst, müsstest du es zugeben, Lydia."
Schweigend drehte sie sich um und ging aus der Küche. Er brauchte nicht auch noch zu bemerken, dass sie errötete.
Am nächsten Morgen brachte Lydia ihrer Schwester den Tee ans Bett.
"Danke, das ist lieb von dir." Daisy reckte und streckte sich, ehe sie sich aufrichtete. "Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Das muss an der Landluft liegen. Aber was ist los mit dir?" Sie runzelte die Stirn. "Hast du nicht geschlafen?"
"Doch, aber nicht gut", gab Lydia zu und setzte sich aufs Bett. "Ich muss dir etwas gestehen, Daisy. Doch zuerst musst du mir eine Frage beantworten. Hat Joe dir jemals Hoffnung gemacht, dass aus eurer Freundschaft mehr werden könnte?"
"Machst du dir etwa immer noch Sorgen um mich?"
"Bitte, Daisy, sag es mir."
Daisy überlegte. "Nein", erwiderte sie schließlich. "Ich habe mir natürlich alles Mögliche eingeredet." Sie seufzte plötzlich. "Aber immer musste ich die Initiative ergreifen, und er hat dann dafür gesorgt, dass wir nie allein waren."
"Als du dich entschieden hast, ihn für dich zu gewinnen und von ihm ein Kind zu bekommen, hat er dich da geküsst oder dergleichen?"
Daisy blickte ihre Schwester wehmütig an. "Nein. Ich weiß, worauf du hinaus willst. Vielleicht bin ich verrückt, aber es ist so, dass..."
"Das wollte ich damit nicht andeuten. Es geht um etwas anderes, Daisy... Er hat mich geküsst." Und dann erzählte Lydia alles, was sich zwischen ihr und Joe Jordan abgespielt hatte.
"Warum hast du es mir denn nicht gestern schon erzählt?" flüsterte Daisy. "Ich wäre sogleich nach Darwin zurückgeflogen."
"Ich konnte einfach nicht die richtigen Worte finden. Es tut mir so Leid..."
"Nein." Daisy schlug die Decke zurück und setzte sich neben Lydia.
"Ich mache dir doch keinen Vorwurf. Aber ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen", fügte sie hinzu. "Offenbar haben wir beide uns in denselben Mann verliebt. Nein, so ist es ja gar nicht. Ich war ja nie richtig in ihn verliebt. Es war eher ein Wunschtraum, sonst nichts", versicherte sie Lydia rasch.
Lydia umarmte sie. "Kannst du deshalb nicht aufhören, an ihn zu denken, weil es nur ein Wunschtraum war?" fragte sie sanft.
"Oh, damit höre ich auf, ganz bestimmt", versprach Daisy. "Du kennst mich doch. Ich verliebe mich sehr leicht, aber nach kurzer Zeit ist es schon wieder vorbei. Du bist ganz anders. Wenn du endlich über Brad hinwegkommen und dich wieder verlieben kannst, bin ich die Erste, die sich darüber freut. Wie kann ich dir das klarmachen?" fragte sie beunruhigt.
Lydia umarmte sie noch einmal und schwieg eine Zeit lang. Dann sagte sie langsam: "Es
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