Rettungslos verliebt
der Tankdusche stehst."
Joe betrachtete die Flasche, ehe er das Bier mit großen Schlucken trank. Dann sah er Lydia an. "Du hast Recht. Man kann nie wissen, vielleicht fange ich ja während dieser Prozedur, die gut ist zum Abhärten, noch an zu singen." Er drehte sich um, sprang die Verandastufen hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
Eine Zeit lang blieb Lydia reglos stehen, während die verschiedensten Emotionen auf sie einstürzten. Sie war erleichtert, dass das Eis endlich gebrochen war. Zugleich kam sie sich jedoch vor wie ein verliebter Teenager.
Plötzlich hörte sie ihn singen. Sein klarer Bariton übertönte sogar das Rauschen des Wassers, manchmal schien er fast zu jodeln.
Sie lehnte sich an den Türrahmen und lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen.
6. KAPITEL
Joe Jordan wirkte ungemein aktiv und sehr erfrischt, als er sich zum Dinner Lydia gegenüber an den Tisch im Verandazimmer setzte. In dem grauen Trainingsanzug sah er so männlich aus, dass sie tief beeindruckt war. Sie spürte seine Kraft und Stärke und konnte sich seiner sinnlichen Ausstrahlung nicht entziehen.
Weiß er eigentlich, wie er wirkt? überlegte Lydia. Was genau machte ihn so attraktiv? Sicher, er war groß und sein Körper geschmeidig.
Aber das allein war es nicht. Er strahlte Vitalität aus und hatte Sinn für Humor. Zweifellos besaß er eine gewisse Arroganz, die er geschickt mit seiner Intelligenz kombinierte. Und wenn er mir all seine Aufmerksamkeit schenkt, fühle ich mich wie im siebten Hummel, gestand sie sich ein.
All das ging ihr durch den Kopf, während sie ihm die Suppe vorsetzte und den Korb mit Croutons hinschob.
"Ich sterbe beinah vor Hunger", erklärte er. "Und wenn das da Roastbeef ist, Lydia", er wies auf das Sideboard, wo mehrere Schüsseln auf einer Heizplatte standen, "hast du mein Herz gewonnen."
Lydia nahm einen Löffel in die Hand. "Du bist ausgesprochen gut gelaunt, Joe." Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er die Bemerkung als Anspielung auf ihren Streit am Abend zuvor verstehen könnte, und sie fügte hinzu: "Für jemanden, der sich stundenlang mit eigenwilligen Bohrmaschinen und Pumpen herumgeschlagen hat."
Er warf ihr einen rätselhaften Blick zu. "Ich befinde mich ja auch in einer einzigartigen Position."
"So?"
"Ja." Unbekümmert aß er die Suppe.
"Du willst es mir wohl verheimlichen", stellte Lydia schließlich fest.
In seinen Augen blitzte es mutwillig auf. "Es könnte dir missfallen."
"Hast du wieder mit dir selbst gewettet?" fragte Lydia und ahnte Schlimmes.
"Nein. Den Fehler mache ich nicht noch einmal. Das war eine schmerzliche Lektion."
"Joe, das stimmt doch gar nicht!"
Er sah sie überrascht an. "Ich kann dir versichern, es ..."
"Du weißt genau, was ich meine", unterbrach sie ihn. "Du warst doch derjenige, der ... sich zurückgezogen hat." Als ihr bewusst wurde, was sie da gerade zugegeben hatte, war sie entsetzt.
In seinen Augen leuchtete es sekundenlang liebevoll auf. Oder hatte sie sich getäuscht?
"Meg hat uns in der vorletzten Nacht unterbrochen, das war alles", wandte er ein.
"Viele Männer hätten trotzdem weitergemacht."
"Ja, aber die haben sicher noch nichts von Plan C gehört."
Lydia musste lächeln. "Du bist manchmal... unglaublich nett, Joe."
"Na ja." Er zuckte die Schultern. "Ich bin erleichtert, denn ich habe befürchtet, du würdest wieder sagen - unglaublich süß."
Jetzt musste sie hellauf lachen. "Wenn du nicht mit dir selbst gewettet hast, was war es sonst?" fragte sie neugierig.
Er aß den Teller leer und stand auf. "Soll ich das Fleisch schneiden?"
"Ja, bitte", erwiderte sie leise und räumte die Teller weg.
Joe hob den Deckel und atmete den Bratenduft ein, ehe er einige Scheiben von dem Fleisch abschnitt. "Ich befinde mich in der einzigartigen Position, von beiden Kelso-Schwestern gewarnt worden zu sein, mich der anderen gegenüber anständig zu benehmen." Er legte eine Scheibe Roastbeef auf einen Teller.
"Daisy hat mit dir geredet?"
"Sie hat mich gewarnt, dich zu verletzen. Sonst würde ich es mit ihr zu tun bekommen. Übrigens, ich bewundere deinen Mut, mit ihr offen und ehrlich zu reden. Ich weiß, dass ich es vorgeschlagen habe. Aber mir war klar, dass es nicht leicht sein würde, obwohl zwischen Daisy und mir nie etwas war."
Lydia schluckte. Dann nahm sie den Teller an, den er ihr reichte, und hob den Deckel von der Schüssel mit dem Gemüse. "Was genau hat sie gesagt?" fragte sie.
Er setzte sich mit seinem Teller hin und
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