Rettungslos verliebt
blickte Lydia ernst an. "Sie hat nichts erzählt, was ich nicht schon wusste. Sie hat auch betont, was für ein perfektes Paar du und Brad gewesen seid und wie schwierig es für dich sei, ihn zu vergessen."
"Oh."
"Und dann hat sie mir einige weise Ratschläge erteilt, die nur mich selbst betreffen." Er zog die Augenbrauen hoch.
"Was für welche?"
"Sie hat gesagt, ich solle mir nicht einbilden, das Beste zu sein, was einer Frau passieren könne."
"Hat sie das wirklich gesagt?"
"Hm."
Ungläubig sah sie ihn an. "Sollte das ein Scherz sein? Oder hat sie sich geärgert?"
"Man hätte meinen können, ihre Gefühle für mich hätten sich ins Gegenteil verkehrt. Nein", er lächelte, als er Lydias entsetzte Miene bemerkte, "sie war ausgesprochen ehrlich. Sie hat erklärt, sie habe sich dumm benommen und für uns beide die Sache unnötig kompliziert gemacht."
"Und was hast du geantwortet?" fragte Lydia besorgt und fasziniert zugleich.
Joe sah über ihren Kopf hinweg ins Leere, als versuchte er, sich zu erinnern. "Dass ich froh sei, sie zu kennen, denn sie sei auf ihre Art einzigartig, und wenn ich ihr nicht begegnet wäre, hätte ich dich nicht kennen gelernt."
"Oh."
"Du wiederholst dich, Lydia." Er schnitt ein Gesicht.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich komme mir vor wie auf einem Schiff ohne Kompass."
"Ich mir auch."
Lydia warf ihm einen erstaunten Blick zu.
"Die Sache ist die ..." Er machte eine Pause und sah sie nachdenklich an. "Wenn du wirklich dein Leben in der Erinnerung an Brad verbringen willst, möchte ich nicht versuchen, dich umzustimmen."
"Hat Daisy so etwas angedeutet?"
"Nein. Ich fühlte mich einfach verpflichtet, es zu sagen."
"Danke." Ihre Stimme klang rau, und Lydia räusperte sich. "Ich weiß es selbst nicht. Doch, natürlich weiß ich es", korrigierte sie sich sogleich. "Obwohl er immer einen Platz in meinem Herzen haben wird, habe ich nicht vor, nur von Erinnerungen zu leben."
"Heißt das", fragte er langsam, "dass ich freie Bahn habe, Lydia?"
"Es ist das Eingeständnis", erwiderte sie, "dass du mich irritierst, ärgerlich machst und ein Feuer in mir entfachst. Mehr kann ich momentan noch nicht sagen."
Joe lächelte wehmütig. "Eine kurze und knappe Aussage, die in etwa auch das beschreibt, was ich für dich empfinde."
Irgendwie hatte Lydia plötzlich das Gefühl, er hätte ihr den Wind aus den Segeln genommen. Nur mühsam konnte sie sich eine schroffe Antwort verbeißen.
"Was wolltest du sagen?" fragte er dann auch prompt und betont unschuldig.
"Nichts, außer dass es so ein Moment ist, in dem ich mich über dich ärgere. Aber du kannst selbst herausfinden, warum. Hast du nichts mehr von Sarah gehört?"
Ihm war klar, dass sie absichtlich das Thema wechselte, und lächelte.
"Nein. Ich versuche heute Abend, sie zu erreichen. Ich dachte wirklich, sie sei in dem Flieger angekommen. Stattdessen war es Daisy, und ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Da fällt mir ein, ist das eine Zitronentorte in der Küche?"
"Ja, ich hole sie."
Aber Joe folgte ihr und legte Lydia die Hände um die Taille, während sie die Torte anschnitt.
Sie drehte sich zu ihm um. "Was willst du, Joe?" fragte sie atemlos.
"Weißt du es nicht?" Sanft streichelte er ihren Hals mit den Fingern.
Lydia erbebte. "Doch", gab sie so leise zu, dass er es kaum verstehen konnte. "Ich habe mich die letzten zwei Nächte auch einsam und allein gefühlt."
"Trotzdem ist es ein großer Schritt für dich, oder?" Er berührte ihre Stirn mit den Lippen und sagte an ihrem Haar: "Für mich auch."
Sekundenlang schwieg sie verblüfft. Dann legte sie ihm die Hände auf die Arme, und Joe sah ihr in die Augen. "Das meinst du doch nicht ernst, Joe."
"Warum nicht? Bei dir komme ich mir manchmal wie ein blutiger Anfänger vor, Lydia." Er umfasste wieder ihre Taille. "Oder wie ein Playboy, ziemlich oberflächlich und verantwortungslos, denn ich bin immerhin schon zweiunddreißig und habe noch keine feste Beziehung gehabt."
"So etwas habe ich nie gesagt."
"Nein, aber angedeutet." Er zuckte die Schultern und streichelte ihr Haar. "Dann bist du aufgetaucht und hast mich völlig überrascht. Für eine Großstädterin bist du unglaublich mutig. Und du bist offenbar auch eine gute Tierärztin. Und was bin ich? Nur ein flatterhafter oder leichtfertiger Künstler oder so etwas in der Art. Du kannst mir glauben, dass ich mich irgendwie minderwertig fühle."
Lydia blickte ihn sprachlos an.
Joe lächelte und zog dabei mit
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