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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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hinwegrollte, an der er sich eben noch befunden hatte.
    Einen Moment lang wurde er vom Blitz der Explosion geblendet, und er stürzte die Böschung hinunter. Er war sich aber ziemlich sicher, dass der Reiter ihn nicht bemerken würde– er vermutete, der Mann beschirmte die Augen vor der Explosion. Nach einer Rolle kam er wieder auf die Füße und sprintete zu den niedrigen Büschen in der Nähe der Stelle, wo Marco gefesselt auf der Erde lag. Er warf sich flach auf den Boden und verschmolz mit den Schatten, während Metallsplitter des explodierten Zugs mit lautem Scheppern auf die Schienen regneten.
    Er blieb schwer atmend und angespannt dort liegen. Aber sein Kalkül war aufgegangen; sein Sprung in die Sicherheit war nicht bemerkt worden, und der Reiter griff ihn nicht an.
    Nach wenigen Momenten war die Wüste wieder ruhig.
    Aber nicht Wu. Er tobte innerlich und verfluchte den Reiter. Und er verfluchte sich selbst. Sein Rucksack und das Handy waren in der Lokomotive gewesen. Beides konnte er nun abschreiben. Er kniff die Augen zu und stieß die Luft aus.
    Konzentriere dich, sagte er sich und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Beruhige dich. Plane den nächsten Schritt.
    Schließlich hatte seine Atmung sich wieder beruhigt, und er schlich geschmeidig und lautlos wie ein Tiger um den Busch.
    Jetzt war er in seinem Element– er war wieder der Jäger und lauerte mit gespitzten Ohren, angespannten Muskeln und geblähten Nasenlöchern auf den süßen Geruch der Beute. Er erreichte den Rand des Buschs und lugte durch die knorrigen Zweige. Der Söldner befand sich drei Meter unterhalb von ihm auf dem Hügel; er hatte sich über Marco gebeugt und ihm eine Pistole in den blutigen Mund gesteckt.
    » Oder peng«, sagte der Soldat. » Wie bei Wu.«
    Der Reiter lachte.
    Diese blasphemische Nennung seines Namens erzürnte den ohnehin schon zornigen Wu noch mehr, und er spannte die Beinmuskeln an. Sein Körper schmerzte wie eine komprimierte Feder, die flehte, endlich losgelassen zu werden. Noch nicht.
    Er grub die Fingernägel in den Erdboden, und der Schmerz diente ihm als mentaler Anker. Schweiß perlte auf seiner Haut und verdampfte in der frühmorgendlichen Wüstenhitze.
    Er wartete. Geduld.
    Schließlich zog der Soldat die Waffe wieder aus Marcos Mund und stand auf.
    Jetzt!
    Wu ließ seinem Zorn freien Lauf und setzte zum Sprung an– in der Luft visierte er seine Beute an, suchte die weiche Stelle im Nacken, in der er die Messer versenken wollte…
    …doch die Sinne des Reiters waren ebenfalls geschärft, und seine Reflexe waren besser, als Wu vermutet hätte. Beim Geräusch kullernder Kieselsteine drehte der Soldat abrupt den Kopf, wirbelte herum…
    …und als die Pistole losging und die Kugel ihn am Arm traf, wurde Wu sich bewusst, dass er sich verkalkuliert hatte– dass dieser abgerissene Soldat keine Beute war, sondern ein perfekter Killer wie er selbst–, und mit dem dumpfen Geräusch aufeinanderschlagender Knochen rollten die beiden blutverschmierten Räuber den Hügel hinunter. Es ging jetzt nur noch darum, wer wem die Kehle aufschlitzte und wer weiterleben würde, um wieder auf die Jagd zu gehen.
    8 . 2
    Marco sah zu. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, als zuzusehen– mit Handschellen ans Quad gefesselt und auf dem schmutzigen Erdboden liegend–, wie der bärtige Soldat mit erhobener Pistole herumwirbelte, ein schneller Schemen ihn von oben ansprang und die Waffe losging. Marco rollte hilflos herum und schloss schon einmal mit dem Leben ab.
    Stattdessen ging jedoch der Soldat zu Boden. Angegriffen von einer… Leiche, sagte Marco sich, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Aber nein, Gott sei Dank… es war Wu.
    Wu! Er blutete, war aber am Leben. Ein Schuss. Die Kugel hatte ihn gestreift und ein Stück Fleisch aus seinem Arm gerissen. Aus der Wunde spritzte es rot wie aus einem dämonischen Sprinkler, als Wu und der Soldat zwei ineinander verbissenen Tieren gleich den Hang hinunterrollten.
    Die zwei Kämpfer landeten schließlich in einem letzten Salto auf dem Wüsten-Highway und kamen wieder auf die Beine. Sie sprangen auf wie Akrobaten, die eine misslungene Figur abbrachen. Beide Männer waren blutüberströmt, aber zum Äußersten entschlossen. Der Soldat schlug zuerst zu– ein wuchtiger Schlag gegen Wus linke Schulter, die durch die Schussverletzung schon stark in Mitleidenschaft gezogen war. Wu stieß einen lauten Schmerzensschrei aus und taumelte zurück, und der Soldat setzte nach und schlug

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