Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
Vom Netzwerk:
erlauben durfte, den er kürzlich im Sunset Limited gemacht hatte. Er hatte zwar gewusst, dass der Zug verfolgt wurde, aber leichtsinnigerweise angenommen, es handele sich um einen Agenten auf einer Solomission. Du Narr! Als Wu den Zug beschleunigt hatte, um das erste Reiter -Quad abzuschütteln, hatte der Fahrer einfach einen Funkspruch an einen Kameraden fünfzig Kilometer weiter nördlich abgesetzt.
    Der zweite Reiter hatte dann mit dem Gas-Granatwerfer bereitgestanden, und Wu war ihm prompt in die Falle gegangen.
    Wie viele von ihnen noch da draußen waren? Durch ganz Kalifornien patrouillierten? Aus allen Himmelsrichtungen durch die Wüste fuhren, um sich Henry Marco zu schnappen, während Wu hier mit Spekulationen Zeit vergeudete? Ein Reiter war schon schlimm genug. Du musst jetzt zuschlagen, bevor noch mehr auftauchen.
    Als die Gasgranate vor einer halben Stunde in die Lokomotive geschossen worden war, war Wu vom Jäger zum Gejagten geworden. Er hatte sich auf das eigene Überleben konzentriert und ärgerte sich nun über die Rückstufung in der Nahrungskette. Er hatte sich auf den Boden geworfen, tief eingeatmet, und dann hatte orangefarbener Qualm den Führerstand erfüllt. Eine Lunge voll Sauerstoff– das war alles, was man ihm zugestanden hatte, und mehr brauchte er auch nicht. Er kroch, vom Rauch verfolgt, auf Händen und Knien den Gang entlang. Er schlängelte sich gerade über die mumifizierten Leichen der Mechaniker hinweg, als er hörte, wie Marco im Qualm würgte und gegen die Konsole prallte.
    Wu konnte im Moment nichts für ihn tun. Seine Lunge schmerzte, und die Augen brannten wie Feuer. Schließlich erreichte er die Tür zum nächsten Waggon, hieb auf die Taste und brach zusammen, als die Tür sich noch öffnete. Ein paar Rauchschwaden züngelten nach ihm, doch dann schloss die Tür sich und schnitt sie ab.
    Keuchend rollte er auf den Rücken. Die Augen tränten und wuschen das giftige Gas aus. Vom Fahrgestell des Zuges hörte er das Zischen der Luftdruckbremsen und verspürte einen kurzen Moment ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Der Zug wurde langsamer. Weil niemand mehr am Führertisch stand, hatte der Totmannwarner die Maschinen abgeschaltet und die Bremsen betätigt.
    Er hustete und stieß einen bitter schmeckenden Schleimklumpen aus. Er bekam wieder einen freien Kopf und konnte klar denken.
    Marco.
    Der Amerikaner war zweifellos noch am Leben. Das Gas war nicht tödlich; Wu kannte den Gestank von Kolokol-1, einem alten sowjetischen Betäubungsgas, das noch immer illegal produziert wurde.
    Natürlich ein Betäubungsgas. Eins mit tödlicher Wirkung wäre auch unsinnig gewesen; der Feind brauchte Marco schließlich lebendig, wenn er sie zu Roger Ballard führen sollte.
    Wu versteifte sich und setzte sich aufrecht hin.
    Der Feind brauchte nur Marco. Sie hatten wahrscheinlich den Befehl, Wu sofort zu exekutieren. Er konnte natürlich flüchten und versuchen, sich zu retten… Wenn sie jedoch feststellten, dass er nicht mehr im Zug war, würde Alarm geschlagen und die ganze Gegend abgesucht, bis man ihn gefunden und getötet hatte.
    Was konnte er also dagegen unternehmen? Er zerbrach sich den Kopf, wälzte Ideen, und wenig später hatte er einen Plan entwickelt– zwar riskant, aber immerhin ein Plan. Doch die Zeit wurde knapp. Er musste handeln.
    Er rappelte sich auf und drückte mit dem Ellbogen auf den Türöffner. Als die Tür stöhnend aufging, atmete er tief ein und füllte die Lunge wieder mit Luft.
    Dann lief er in die von Rauch erfüllte Lokomotive zurück.
    Der Qualm schlug über ihm zusammen und tauchte ihn in ein gespenstisches orangefarbenes Glühen. Sein Blick reichte zwar nicht weiter als bis zu den ausgestreckten Händen, aber er konnte sich nach dem Gedächtnis orientieren. Die toten Mechaniker erschienen zu seinen Füßen. Ohne zu zögern, packte er die obere Leiche an den Schultern und zog daran; schließlich löste sie sich mit einem lauten Knacken von der darunterliegenden Leiche.
    Bisher klappte alles. Jedoch spürte Wu ein seltsames Ziehen zwischen den Rippen– er brauchte Luft. Beeile dich.
    Mühsam schleppte er die Leiche nach vorne in den Führerstand. Marco lag dort reglos auf dem Boden, doch Wu hatte keine Zeit, ihm den Puls zu fühlen; er ließ die Leiche neben Marco auf den Boden fallen und drehte sie auf den Bauch.
    Seine Uniformjacke hing über dem Hocker am Führertisch; er schnappte sie sich und streifte sie dem Mechaniker hastig über. Ein Täuschungsmanöver,

Weitere Kostenlose Bücher