Return Man: Roman (German Edition)
ab, schlang ihn um den Oberarm und führte ihn schließlich unter der Achselhöhle hindurch, damit er nicht verrutschte.
» Ich habe Straßenkarten gefunden, mit denen wir nach Sarsgard kommen«, fuhr er fort, während er sich verarztete. » Wir nehmen aber nur Nebenstraßen– auf den nächsten hundert Meilen wird es von Reitern nur so wimmeln.« Er registrierte Marcos verwirrtes Stirnrunzeln. » Reiter, wie unser Freund in der Bar. Eine kalifornische Miliz, bestehend aus Anarchisten mit Verbindungen zu Terroristen im Iran und in Kasachstan. Sind Sie ihnen hier draußen noch nie begegnet?«
» Nein, definitiv nicht. Ich bin schon seit einer Weile nicht mehr in Kalifornien gewesen.«
» Da können Sie von Glück sagen. Reiter sind nämlich gefährlich.«
» Was soll der Name bedeuten? Und der Schädel am Quad?«
Wu zuckte die Achseln. » Ein biblischer Bezug. Wie bei den vier…«
» …apokalyptischen Reitern«, beendete Marco den Satz. » Ich verstehe. Eroberung, Krieg, Hungersnot und Tod. Sehr nett. Was sind das also für Typen– religiöse Fanatiker?«
Wu musterte ihn. » Lassen Sie sich nicht von dem Namen beirren, Doktor. Das ist martialisches Gebaren, um die Leute einzuschüchtern. Mit Gott haben die Reiter nichts am Hut. Sie sind Diebe und Plünderer. Sie streben nach Geld und Macht, und sie bedienen sich der Auferstehung, um beides zu erlangen.«
» Eroberung«, erinnerte Marco sich. » So hatte der Typ mit dem Bart sich am Funkgerät gemeldet. » Conquest Drei, habe ich ihn sagen hören.«
» Ja«, sagte Wu. Er wirkte etwas konsterniert. » Sie sind auch hinter Ballard her– sie wissen aber nicht, wo er ist. Deshalb sollten Sie sie zu ihm führen.«
» Ich wünschte, ich wäre in der Highschool auch so ein gefragter Typ gewesen.«
Wu ignorierte den Scherz. » Dieser Reiter hat per Funk unseren Standort durchgegeben. Wir sollten also besser weiterfahren. Durch den Tod des Spähers haben wir uns nur einen kurzen Vorsprung verschafft.«
Die Erinnerung an die Hinrichtung des bärtigen Soldaten löste bei Marco wieder Gewissensbisse aus. Für Wu bedeutete die Ermordung des Mannes überhaupt nichts– das war nur Teil einer Strategie, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Ja, es war logisch, es war rational… und trotzdem sträubte Marco sich mit jeder Faser dagegen.
Wu zog den Verband noch einmal stramm und fixierte ihn mit den Metallclips. Marco schaute zu und fühlte sich auch nicht bemüßigt, ihm zu helfen. Wahrscheinlich sollte er ihm dankbar sein; Wu hatte sich immerhin eine Kugel eingefangen, um ihn vor dem feindlichen Soldaten zu retten– dem Reiter. Zugleich erkannte Marco aber auch instinktiv, dass Wu nicht aus Menschenfreundlichkeit gehandelt hatte. Er hatte Marco aus höchst selbstsüchtigen Motiven gerettet.
Aber was genau waren das für Gründe?
Marco erinnerte sich an seine Antwort im Zug, kurz vor der Explosion der Gasgranate.
» Auf die Frage schulden Sie mir noch eine Antwort«, sagte er nun. » Wer sind Sie wirklich?«
9 . 2
Marco sah, dass Wu sich anspannte und es vermied, ihm in die Augen zu schauen.
» Wie meinen Sie das, Doktor?«, fragte Wu und überprüfte den Sitz des Verbands.
» Sie sind nicht bloß irgendein popliger Unteroffizier. Dieser ganze Mist, den Sie verzapft haben, von wegen, wir seien nur das dumme Fußvolk. Scheint so, als ob Sie verdammt viel mehr wüssten, als Sie durchblicken lassen. Verzeihung, wenn ich naiv klinge, aber alles, was Sie mir im Zug erzählt haben, hat sich nach höchster Geheimhaltung angehört. Nicht die Art von Information, die die Armee ihren Wasserträgern zukommen lässt.«
Wu tippte auf den Verband und hob vorsichtig den Arm, um seine Beweglichkeit zu prüfen. Er zuckte zusammen. » Entspannen Sie sich, Doktor«, sagte er. » Die Wahrheit ist nicht so dramatisch, wie es sich bei Ihnen anhört.«
» Was ist dann Sache?«
» Ich bin vom militärischen Nachrichtendienst.« Wu sah ihm in die Augen. » Ich bin dem AAE -Team zugeteilt worden, das sich mit Ihnen treffen sollte. Osbourne brauchte nachrichtendienstliche Erkenntnisse, um auf dieser Grundlage militärische Entscheidungen zu treffen. Das ist meine Rolle. Auf Ihre Rolle beziehungsweise auf unser Verhältnis wirkt sich das überhaupt nicht aus. Es ist im Grunde so belanglos, dass ich es auch nicht vor Ihnen verheimlichen muss– zumal Sie sowieso schon einen Verdacht hegen. Sind Sie jetzt zufrieden?«
Marco betrachtete ihn skeptisch. Stück für Stück nahm das Bild
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