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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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der Fingerspitze auf einen kleinen schwarzen Punkt und verspürte das Hochgefühl des Entdeckers. Dann überflog er das alphabetische Verzeichnis der Städtenamen. Salton… Salton…
    Dort.
    Er versuchte, die Entfernung bis nach Hemet per Augenmaß zu bestimmen. Vielleicht hundertvierzig Kilometer.
    Sollte er es versuchen?
    Natürlich sollte er es versuchen. Wie auch nicht? In die Aufregung mischten sich Bedenken, die sich als ein flaues Gefühl im Magen bemerkbar machten.
    Aber du willst doch nicht wirklich dorthin zurückkehren, oder?
    Er ignorierte die innere Stimme und konzentrierte sich wieder auf die Karte. Das Gefängniskrankenhaus Sarsgard befand sich viel weiter nördlich; eine Fahrt von Salton nach Hemet wäre ein großer Umweg und würde sie in südlicher Richtung auf einer einsamen Strecke durch das Wüstengebirge führen, bevor sie wieder nach Norden einschwenken konnten.
    Das würde die ganze Reise vielleicht um einen verdammten halben Tag verlängern.
    Andererseits hatte Wu explizit von Nebenstraßen gesprochen.
    Plötzlich spürte er, dass Wu ihn beobachtete. Er räusperte sich, hob die Karte auf und klemmte sie sich unter den Arm. » Wir werden vorläufig noch auf dieser Straße, der Route 111, bleiben. Ein paar Kilometer weiter können wir dann aber vom Highway herunterfahren und einsamere Straßen abseits der Hauptstrecken benutzen. Ich würde sagen, es sind etwas mehr als dreihundert Kilometer bis Sarsgard.«
    Ach ja, und wir werden zufällig auch durch eine Stadt namens Hemet kommen. Ich habe ganz vergessen, das zu erwähnen. Ich sage dir aber Bescheid, wenn wir dort ankommen.
    Hemet. Danielles Heimatstadt, wo sie geboren war, wo sie aufgewachsen war. Wo ihre Eltern begraben waren. Der Friedhof, auf dem…
    Fast hätte er überrascht aufgeschrien, als Wu ihn am Handgelenk packte und hinter die nächste Zapfsäule zerrte.
    » Au«, sagte er. Ein stechender Schmerz schoss durch die Schnittwunden am Arm. » Ausgerechnet an der Stelle, wo die Handschellen…«
    » Psst!«, unterbrach Wu ihn und wies auf einen Punkt auf dem Highway, der hundert Meter von der Tankstelle entfernt war. Marco lugte zwischen den Zapfsäulen hindurch. Er sah nichts.
    Doch dann hörte er es.
    Motoren.
    Trotz der Wüstenhitze lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Zunächst war das Geräusch noch schwach, wie das Summen einer Mücke; doch dann schwoll es immer stärker an, bis es sich anhörte, als würde gleich ein ganzer Schwarm aus nördlicher Richtung um die Kurve biegen.
    Hau ab, sagte Marco sich. Versteck dich im Minimarkt, und zwar sofort …
    Doch ehe er sich regen konnte, erschienen fünf lärmende Reiter -Quads in seinem Blickfeld und rasten auf die Tankstelle zu. Die Fahrer machten einen wilden und verwegenen Eindruck; sie trugen dunkle Motorradbrillen und grüne Helme. Sie bildeten eine Lumpenarmee– keine zwei Männer waren identisch bekleidet; einer trug eine Wüstenuniform, der nächste eine schwere Motorradlederjacke, während ein Dritter in einem zerrissenen blauen Pilotenoverall steckte, der im Wind flatterte. Und sie hatten Waffen umgehängt– Gewehre in unterschiedlicher Ausführung und schwarze Maschinenpistolen, deren Läufe wie tödliche Skorpionstachel anmuteten. Nur die Quads waren identisch: das gleiche schmutzig braune Modell, das auch der bärtige Soldat gefahren hatte. Wahrscheinlich alle aus demselben militärischen Fuhrpark gestohlen. Und an der Haube jedes Quads ein Pferdeschädel, ausgebleicht und gesprungen.
    Das ist wie eine Stampede aus der Hölle, dachte Marco.
    Das fünfte Quad unterschied sich jedoch von den anderen– es war länger und hatte einen Geschützturm hinter dem Fahrersitz. Ein zweiter Mann war Herr über ein schweres Maschinengewehr, eine Browning mit einem endlos langen Patronengurt. Der Schütze war ein robuster Typ; er hatte offenbar das Kommando und brüllte dem Fahrer Befehle zu. Noch auf diese Entfernung spürte Marco die Autorität des Mannes. Im Gegensatz zu den zerlumpten Reitern war der Kommandant mit einer schneidigen schwarzen Uniformjacke mit roten Schulterstücken bekleidet. Er hatte eine große, gekerbte Nase, die offenbar schon einmal gebrochen war; die Augen waren so scharf wie die eines Falken auf einer Felsklippe. Er trug als Einziger keinen Helm, und sein kahler Kopf schien aus Stein gemeißelt– er hatte ein schmales Gesicht mit markanten Konturen, aber einen ungewöhnlich ausladenden Schädel. Oberhalb der Ohren verbreiterte sich sein Schädel

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