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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Henry? Mein Gott! Siehst du auch diesen Scheiß…«
    » Danielle!«, schrie Marco und verlor die Beherrschung. » Ist sie bei euch?«
    » Was? Nein… Nein. Es sind nur wir beide hier. Trish fragt, ob du…«
    Das Telefon knallte auf den mit orangefarbenen Fliesen ausgelegten Boden. Marco rannte durch den Flur ins Foyer und zur Tür hinaus und hechtete in den Audi. Die Räder drehten kreischend durch, als er aufs Gas trat, und das Auto raste über das Kopfsteinpflaster. Zurück in die sterbende Welt.
    Er fuhr auf dem Superstition Freeway nach Westen in Richtung Scottsdale. Der Wahnsinn hatte weiter um sich gegriffen, das war offensichtlich; abseits des Highways marschierten Legionen toter Männer und Frauen wie in einer Parade aus der Hölle über die Straßen. Sie hatten ein bösartiges Grinsen auf den aschgrauen Gesichtern. Sie wankten auf steifen Beinen mit durchgedrückten Knien dahin. Totenstarre, diagnostizierte er. Ihre Gesichtsmuskeln und Gliedmaßen zuckten heftig. Vielleicht würden sie gleich hinfallen und nicht mehr aufstehen…?
    Reines Wunschdenken. Wenn das nur so einfach wäre.
    Er richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den Highway und hielt verzweifelt Ausschau nach Danielles blauem Honda. Zweimal sah er sie… falsch, nicht sie, gottverdammt, sondern nur ein ähnliches Auto mit einem anderen Fahrer, der in einen sehr individuellen Tod raste.
    In Scottsdale verließ er den Highway und raste an toten Fußgängern vorbei, die sich an jeder gottverdammten Ecke stapelten; Phoenix quoll förmlich über, oder vielleicht brachen überall spontan neue Wellen aus. Als er eine Seitenstraße entlangraste, sah er plötzlich einen wilden Kampf durch die rechte Seitenscheibe– ein Mann auf einem Fahrrad war von einem Rudel der Monster angegriffen worden. Der todgeweihte Mann lag auf dem Boden, den Fahrradsattel zwischen den Beinen, und trat noch immer panisch in die Pedale, als die Toten über ihn herfielen, ihm das Hemd vom Leib rissen und ihm die Haut in feuchten, gummiartigen Fetzen abschälten.
    Marcos Fuß streifte das Bremspedal. Dann trat er wieder aufs Gas. Es gab nichts, was er tun konnte. Sein Gesicht juckte wie verrückt vom Schweiß und dem verkrusteten Blut. Nichts … Konzentriere dich …
    Ungefähr zehn Kilometer von Trishs Haus entfernt wurde er plötzlich kreidebleich.
    Danielles Auto.
    Er trat so fest auf die Bremse, dass die Räder blockierten und der Audi schlingernd zum Stehen kam. Er begriff instinktiv, dass die folgenden Ereignisse– diese nächsten, entscheidenden Sekunden– ihn tausendmal in seinen Albträumen verfolgen würden, und im tiefsten Inneren spürte er, wie sein Unterbewusstsein sich schmerzerfüllt aufbäumte. Benommen stieg er aus dem Auto aus und wankte auf den Honda zu. Er war wie in Trance. Der Asphalt saugte wie Schlick an den Füßen– das alles war für immer in sein Muskelgedächtnis eingebrannt. Die Ohren summten, als ob seine Angst hörbar wäre.
    Nein.
    Ihr Auto stand halb auf dem Gehweg, die Motorhaube an einem gesplitterten Telegrafenmast eingedrückt, dieses gottverdammte blöde YIN  YANG -Nummernschild…
    Nein nein nein.
    Blutverschmierte braune Fingerabdrücke an den offenen Türen, der Motor war noch immer heiß und zischte…
    Nein nein nein, verdammt verdammt verdammt.
    Marco warf einen Blick auf den schmutzigen Fahrersitz. Er war mit Eingeweiden bedeckt, zerrissenen Darmschlingen, einer abgebissenen halben Leber. Auf den Fußmatten stand das Blut zentimeterhoch. Aber keine Danielle.
    Delle …
    Eine Spur aus roten Fußabdrücken führte aus dem Auto heraus, zog sich quer über den Gehweg und verschwand im Unterholz.
    In der öden Wüste.
    Sie hatte ihn verlassen.
    12 . 6
    Im Gefängnislabor hustete und spuckte Marco; er hatte noch immer den säuerlichen Nachgeschmack von Erbrochenem im Mund. Dann sog er tief die Luft ein und wurde durch die Zeit wieder in die Gegenwart katapultiert. Sein Blick hatte sich in den letzten paar Sekunden eingetrübt, als hätte er einen Grauschleier vor Augen gehabt, und plötzlich fluteten die Farben zurück, und der Raum erwachte in quälender Klarheit zu neuem Leben. Da war Wu: Er stand steif neben dem Operationstisch, der linke Arm war mit einem braun-roten Verband umwickelt, und seine grünen Augen huschten zwischen Marco und dem Impfstoff auf dem Wandregal hin und her– als ob er zwei Optionen prüfte und jede einzelne sorgfältig in den verborgenen Tiefen seines Bewusstseins abwog.
    Und da war Ballard, der noch

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