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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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um eine Videoaufzeichnung handelte, und er war sich ohnehin nicht sicher, was er überhaupt hätte sagen sollen. Die Danielle, die dort auf dem Sofa saß, war nur das Echo der Danielle um 7:48 Uhr am 23. September 2018, an dem laut den weißen Ziffern, die in die Ecke des Bildschirms eingeblendet waren, das Video aufgenommen worden war. Sein Atem ging stoßweise, und der Puls raste. Unter dem Schreibtisch zitterten seine Füße und trampelten ein Muster auf das Hartholz, als ob die Stiefel ihn anflehten wegzurennen.
    » Henry«, sagte sie wieder. Sie schluckte und verzog das Gesicht– sein Name wäre ihr fast im Hals stecken geblieben, und dann zögerte sie und schien überhaupt nichts mehr sagen zu wollen. Sie wandte den Blick von der Kamera ab. Eine unsichtbare nuschelnde Stimme ermunterte sie weiterzusprechen, und mit einem Anflug von Hass wurde Marco sich bewusst, wer da im Hintergrund so väterlich zu ihr sprach.
    Osbourne.
    Verdammter Mistkerl. Du hast sie gefunden. Du bist zu ihr gegangen und hast mir bis jetzt nichts davon gesagt.
    Er fühlte sich hundeelend und konzentrierte sich wieder auf Danielle. Sie sprach weiter.
    » Oh Gott, Henry, ich… ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stotterte sie. Sie sprach mit unnatürlich hoher Stimme, die fast wie ein Wimmern klang, und ihre Wangen waren gerötet und feucht. So sah sie immer aus, wenn sie kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. Sie wirkte erschöpft, emotional angeschlagen, und schien in den vergangenen vier Jahren um zehn Jahre gealtert zu sein. Ihr Feenstaub war weggeblasen worden, die Magie verschwunden. Das war nicht mehr die Danielle, die er bei Tech Town kennengelernt hatte; nicht einmal die Danielle, die sich so sehr bemüht hatte, ihn hier in Arizona zu lieben. Der Zauber war verflogen. Das war die Danielle von heute – real, keine idealisierte Erinnerung; nur eine traurige, verängstigte Frau, die aus dem Zauberland verbannt worden war und deren Träume zunichtegemacht worden waren.
    Ihm sank das Herz.
    » Ich glaubte, du wärst tot«, sagte sie und rang um Fassung. » Ich schwöre dir, Henry, ich dachte, dass– sonst hätte ich dir doch gesagt, dass du… von dort weggehen und hierher, in die Sicheren Staaten kommen solltest. Ich schwöre dir, dass ich es bis heute Morgen nicht gewusst habe. Diese… Männer, diese Soldaten sind gekommen und haben mir gesagt, dass ich diese Botschaft für dich aufzeichnen soll. Sie haben mir von dir erzählt und was du tust, du und Ben. Ich dachte, dass ihr beide… Wieso warst du denn nicht auf dem Überlebenden-Register? Ich habe dich für tot erklären lassen…«
    Sie verstummte und brach in Tränen aus. Marco fühlte sich noch elender. Ben hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie beide registrieren zu lassen. Wozu auch? Alle, die sie gekannt hatten, waren tot. Trish war tot. Danielle war…
    Scheiße, Danielle war am Leben.
    Eine weitere leise Ermunterung von Osbourne ertönte außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera. Danielle straffte sich, machte einen tiefen Zwerchfellatemzug und fuhr fort.
    » Sie haben mir erzählt… was du dachtest; über mich, meine ich. Ach, Henry. Es tut mir so leid. Es tut mir so unendlich leid, dass du das von mir gedacht hast. Ich wollte doch nie…«
    Noch mehr tiefe Yoga-Atemzüge, die sie ihn einmal gelehrt hatte.
    » Ich weiß, dass du den Honda leer gefunden hast«, sagte sie. » Oh Gott, was für ein Tag. Henry, ich war das nicht, dessen Überreste du gesehen hast. Ich bin entkommen. Janis, du erinnerst dich noch an sie, sie wollte mich zu Trish fahren. Ich habe nur daran gedacht zu verschwi…zu Trish zu fahren. Ich war fix und fertig, konnte nicht mehr klar denken, und Janis sagte, dass sie mich hinfahren würde. Und dann ist der Wahnsinn ausgebrochen… Da waren Monster, die uns gejagt haben, und sie hat einen Unfall gebaut, und diese toten Leute haben die Fahrertür geöffnet und sie rausgezogen, und ich habe die Beifahrertür aufgemacht und bin weggerannt.«
    Sie verlor die Fassung und schluchzte wieder. Delle. Er wollte sie durch den Bildschirm hindurch berühren und sie trösten, ihr die Haarsträhne, die sich gelöst hatte, wieder hinters Ohr stecken. Er musste sich zusammenreißen, um diese Bewegung nicht tatsächlich auszuführen. Stattdessen wischte er sich das Gesicht mit dem Ärmel ab.
    Ein Soldat mit einer Sonnenbrille erschien im Bild; er hatte eine schwarze HK 416 umgehängt. Er reichte Danielle eine Schachtel mit Papiertüchern und

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