Return Man: Roman (German Edition)
los und entspannte die Arme. Das Verkehrsschild schlitterte durch den Schmutz und blieb wieder in dem Brittlebrush stecken. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts, um den Schwung abzufangen, und blieb dann zitternd stehen. Der Atem rasselte pfeifend in seiner zugeschnürten Kehle. Die Hände schmerzten. Die rostige Stange hatte zwei blutige Striemen auf den Handflächen hinterlassen; Verletzungen, die tagelang schmerzen würden. Er fuhr sich mit dem Arm über die Stirn und spürte, dass sie fiebrig heiß war.
Ich müsste eigentlich schon seit einer Stunde im Bett liegen.
Er ging zu der Stelle, wo die enthauptete Leiche lag– ein stinkender Haufen aus brauner Kleidung, die Beine und der eine Arm waren in drei verschiedene Richtungen ausgestreckt wie bei einer kaputten, schmutzigen Puppe. Der Kopf lag etwa einen Meter entfernt auf der Seite– das Gesicht von Marco abgewandt, als ob es schmollte.
» Hey, komm schon«, sagte Marco. » Niemand mag schlechte Verlierer.«
Er lächelte beinahe. Und dann traten ihm abrupt Tränen in die Augen und benetzten heiß die unteren Augenlider. Geh wieder ins Haus. Es haben vielleicht noch zwanzig andere Leichen diesen Lärm gehört, und sie werden hier herumschnüffeln.
Er zog sich wieder in den Schatten der Barrikade zurück und ging dabei an dem Verkehrsschild vorbei. Die weißen Buchstaben auf dem roten Achteck sprangen ihm ins Auge:
STOP
» Ich will’s versuchen«, antwortete er. » Wirklich.«
2 . 5
Schweißgebadet umrundete Marco das Anwesen außerhalb der Barrikade und schloss das Haupttor auf. Er kehrte auf den Hof zurück und ging von dort zur Schlingenstange; die Leiter war noch angelehnt. Er erklomm sie, wickelte die Leine auf und entfernte den Arm.
Das war ein schauderhafter Anblick– wie die noch immer elastischen Hautfetzen um den Ellbogen schlackerten. Als er den Arm berührte, schien er noch einen Rest Verwesungsgestank zu verströmen. Er rümpfte die Nase und warf die Extremität über die Mauer. Sie landete in der Nähe der kopflosen Leiche.
Nachdem er wieder in den Hinterhof zurückgekehrt war, ging er in den Schuppen und nahm eine Plastikwanne von einem Regal neben dem Generator. Er öffnete den Deckel, und der Gestank toter Kaninchen stieg ihm in die Nase. Die struppigen Kadaver waren in Reihen aufgestapelt; etwa ein Dutzend, die er draußen im Unterholz mit ausgelegten Ködern vergiftet hatte, bevor er nach Montana aufgebrochen war. Er nahm einen Kadaver von oben weg und platzierte ihn in der Schlinge, sodass die Falle wieder in der Nacht zuschnappen konnte.
Manchmal überkam ihn jedoch Ungeduld, und dann spielte er mit dem Gedanken, um die gesamte Barrikade herum Fallen aufzustellen. Doch die Befürchtung, dass dadurch die Luft im Umkreis von Meilen mit dem Fleischgeruch geschwängert und mehr Leichen angelockt würden, als er zu bekämpfen vermochte, hatte ihn bisher davon abgehalten. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, die Zombies zu einer Fressorgie einzuladen.
Ein glücklicher Gewinner pro Tag. Das war das Limit.
Nur dass er bisher noch kein Glück gehabt hatte. Keine Danielle.
Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung beendete er die Sicherheitsüberprüfung und ging zum Haus zurück. In der Küche wusch er sich die Hände, Handgelenke und Unterarme bis zu den wunden Ellbogen hinauf, schrubbte sie geradezu masochistisch mit Seife und Peroxid ab, bis das schmutzige Gefühl verschwunden war, das der Griff der Leiche hinterlassen hatte.
Er bekam schon wieder einen klaren Kopf, und der Hals war auch nicht mehr so wund; also hatte das Sudafed vielleicht doch noch gewirkt. Er rieb sich die Augen, wobei die Augenlider über die geschwollenen Äderchen rubbelten. Es waren keine Monster auf dem Hof, deshalb konnte er wieder an Schlaf denken.
Er deponierte die Glock und den Baseballschläger oben im Wandschrank. Er fragte sich, wie Joan Roark den Rest des Tages verbringen würde, während er schlief. Er stellte sich vor, wie auch sie völlig erledigt ins Bett fiel, vielleicht noch mit einer schönen Dosis Valium.
Dann fiel ihm siedend heiß ein, dass er sich noch gar nicht bei Benjamin zurückgemeldet hatte. Er verspürte Gewissensbisse.
Scheiße.
Marco schaute sehnsüchtig den Flur entlang zum Schlafzimmer. Die Tür winkte, die verlockende Dunkelheit dahinter, die heruntergelassenen Rollos, und er spürte beinahe, wie die Schaumstoffmatratze sich an seinen erschöpften Körper schmiegte. Aber er wusste auch, dass sein Freund
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