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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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unterernährten Körper Energie sparten, indem sie das höhere Gehirn abschalteten und nur noch mit dem Stammhirn arbeiteten. Mit dem Reptiliengehirn, wie es oft bezeichnet wird. Höher entwickelte Funktionen wie Ethik und Moral verpufften einfach. Für die Reptiliengehirne der Männer gab es nur eine Alternative– den Jungen fressen oder sterben. Also aßen sie ihn. Und diese Leichen unterscheiden sich nicht wesentlich davon.«
    » Interessant. Aber ich warte immer noch darauf, etwas über die Funktionsweise ihrer Erinnerung zu hören.«
    » Nun, sie haben eindeutig noch etwas Saft– soll heißen, Bioelektrizität–, die zwischen den Gehirnsystemen fließt. Zwar nicht viel, aber dieser Strom muss noch fließen. Also ist diese Verbindung zwischen dem Reptilienhirn und dem höheren Gehirn noch immer aktiv, und hin und wieder gehen quasi ein paar Lichter an. Bedenken Sie, diese Dinger sind zwar tot, aber es sind noch immer eine Billiarde Megabyte an Daten in ihren Gehirnzellen gespeichert– die Informationen eines ganzen Lebens. Also haben sie vielleicht einmal einen lichten Moment und folgen, vom Instinkt getrieben, den schönen Bildern. Vielleicht wollen sie sich sogar wieder lebendig fühlen.«
    Osbournes Mundwinkel zuckte, und Marco war fast schon geneigt, das als Lächeln zu interpretieren. Aber er lächelte nicht. Stattdessen machte er eine Handbewegung, und ein Beamter erschien auf dem Bildschirm und stellte ein Glas Wasser auf den Tisch. Osbourne führte das Glas zum Mund, nahm einen Schluck und spülte sich den Mund aus. Als er fertig war, fuhr er sich mit einem Finger über die Unterlippe, um einen letzten Tropfen wegzuwischen.
    Dann faltete er wieder die Hände.
    » Vielen Dank, Doktor Marco«, sagte er knapp. » Das war informativ. Und wie ich schon sagte, zuerst wird meine Neugier befriedigt und dann Ihre. Wir sind jetzt so weit. Um mit Ihrer ersten Frage zu beginnen, Sie befinden sich nicht in Schwierigkeiten– vorausgesetzt, Sie sind weiterhin so kooperativ.«
    » Sie wollen mich engagieren«, mutmaßte Marco.
    » Ja«, räumte Osbourne ein. » Den finanziellen Aspekt habe ich bereits mit Mr. Ostroff erörtert. Der Vertrag ist großzügig ausgestaltet, und die Einkünfte wären auch von der obligatorischen Überlebenden-Steuer befreit.«
    » Wahnsinn. Sind Sie sich auch sicher, dass Sie sich das überhaupt leisten können?«
    Der Direktor ignorierte das. » Was ich Mr. Ostroff aber noch nicht mitgeteilt habe, sind die Details des Auftrags.«
    » Die da wären?«
    Osbourne blickte mit seinen grauen Augen direkt in die Kamera. » Die würde ich Ihnen gerne erläutern, Doktor. Aber ich werde nicht gegen Ihre Zimmerdecke sprechen. Bitte richten Sie Ihre Kamera so aus, dass ich Sie sehen kann.«
    Verdammt. Marco krümmte den Hals, sodass die Wirbel knackten. Ach, zum Teufel. Darauf kam es jetzt wohl auch nicht mehr an. Er streckte die Hand aus und richtete die Kamera wieder auf sich. Osbourne nickte.
    » Schon viel besser. Ich spreche nämlich nicht gerne ins Nichts.«
    » Das tun Sie noch immer«, sagte Marco mit einem halben Lachen.
    » Vielleicht«, sagte Osbourne ungerührt. » Sie sehen auf jeden Fall schlechter aus als auf Ihren Fotos. Die Lebensbedingungen müssen dort hart für Sie sein.«
    » So gut in Form war ich noch nie im Leben. Lassen Sie uns über die Details sprechen.«
    » Ein echter Soldat. Also gut, die Details. Ich möchte, dass Sie eine Person– eine Leiche– an der Westküste finden. Sarsgard, Kalifornien. Ich kann bei Ihnen uneingeschränkte Reisebereitschaft voraussetzen, wenn es um die Erledigung von Aufträgen geht?«
    Kalifornien. Marco verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Scheiße. Er war zuletzt vor drei Jahren dort gewesen. Er war nicht sicher, ob sein Herz eine weitere solche Reise verkraften würde.
    » Ja«, sagte er ohne allzu große Begeisterung. » Können Sie. Ich nehme an, dass Benjamin das auch schon in das Honorar einbezogen hat, das er Ihnen genannt hat.«
    Osbourne machte eine wegwerfende Geste. » Ja, ja. Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu feilschen.«
    » Also gut. Der Einsatz in Kalifornien wird aber ziemlich lange dauern. Je dichter bevölkert ein Gebiet ist, desto vorsichtiger bin ich. Desto langsamer gehe ich vor.« Marco rieb sich die Kehle; er war erschöpft von dem ganzen Gerede, als wäre die bloße Erwähnung von Kalifornien schon zu viel für ihn gewesen. » Hören Sie«, sagte er schließlich. » Sie kennen meine Geschichte. Familie und

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