Return Man: Roman (German Edition)
Zukunft.
Aber wir werden euch beschützen. Verleiht uns Macht.
Fürchtet euch sehr …
Und dann riss der Sergeant Marco aus seinen Gedanken.
» Also«, sagte Wu. » Roger Ballard.«
Marco schaute grimmig. » Meine Güte, Sie geben wohl nie auf, oder? Ich würde lieber über Politik sprechen.«
Wu musterte Marco mit düsterem Blick. » Doktor Marco. Der Erfolg oder Misserfolg einer Mission kann schon von einem einzigen Detail abhängen. Als Arzt werden Sie mir da sicher zustimmen. Wenn Sie eine Operation durchführen, benötigen Sie doch auch Informationen über alle Symptome. Selbst wenn sie noch so unbedeutend erscheinen mögen.«
Marco verzog das Gesicht. » In Ordnung. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen.«
» Sie legen genauso großen Wert auf die Einzelheiten wie ich. Also erzählen Sie mir etwas über Ballard, und ich werde Ihnen alles sagen, was ich über unseren Auftrag weiß. Das ist doch nur fair, oder?«
» Kommt darauf an, wer den Anfang macht. Treffen wir eine Abmachung unter Ehrenmännern?«
» Ehre bedeutet mir alles.«
» Gut. Nach dem Motto › lieber ehrenvoll sterben, als unehrenhaft weiterzuleben‹ und so weiter.« Marco fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Vom vielen Reden war sein Gaumen trocken. Er griff nach der Feldflasche, die zwischen seinen Füßen lag, und nahm einen großen Schluck. Am liebsten hätte er sich das Wasser über den Kopf geschüttet und das fettige Haar gewaschen, doch stattdessen gab er die Flasche an Wu weiter. Der Sergeant lehnte mit einem leichten Kopfschütteln ab. Marco verschloss die Flasche wieder und legte sie in den Schatten unter dem Sitz.
» In Ordnung«, sagte er. » Das ist eine faire Vereinbarung– es gilt unser Ehrenwort. Ich fange an, und dann wechseln wir uns gegenseitig ab. Und niemand lässt ein möglicherweise interessantes Detail aus.«
» Einverstanden.«
» Gut. Allerdings werden Sie dabei wohl das schlechtere Geschäft machen. Weil ich nämlich nicht viel über Roger zu erzählen habe.«
» Aber Sie kannten ihn doch.«
» Ja«, räumte Marco ein. » Ich kannte ihn. Wir haben beide am Cedars-Sinai gearbeitet. In diesem Krankenhaus in Los Angeles. Ich war in der Neurologie– aber das wussten Sie wohl schon–, und Roger war in der Enzephalopathie. Das wussten Sie wohl auch schon.«
» Er war ein Gehirndoktor«, sagte Wu.
» Für Störungen und Erkrankungen des Gehirns.«
» Wie lange haben Sie zusammengearbeitet?«
» Hm, mal überlegen. Rogers hat am Cedars-Sinai angefangen…« Marco kniff die Augen zusammen, als könnte er so in die Vergangenheit blicken. Es war in dem Jahr gewesen, als er Danielle geheiratet hatte– und in dem Jahr, als seine Mutter gestorben war.
» …2010«, sagte er schließlich. » 2013 bin ich dann nach Arizona gegangen. Also drei Jahre.«
Wu presste die Lippen zusammen. Er wirkte konzentriert. Marco stellte sich vor, wie diese neuen Daten zum Zweck einer späteren Analyse irgendwo im Bewusstsein des Mannes abgespeichert wurden.
» Und Sie waren Freunde?«, fragte Wu.
Marco versteifte sich. Er rutschte auf dem Sitz herum und warf einen Blick in den Rückspiegel; alte Gewohnheiten hielten sich eben hartnäckig. Aber hinter dem Jeep war nichts zu sehen außer endlosem Gestrüpp und Bahngleisen.
Er seufzte. » Freunde. Ja, ich glaube schon. In gewisser Weise. Jedenfalls zu Beginn.«
» Zu Beginn?«
» Ja, zu Beginn seiner Anstellung. Wir kamen beide aus dem Osten, ich von Cornell und er von Yale. Die Leute sagten, er sei ein schwieriger Typ– das kann ich aber nicht bestätigen. Er war im Grunde ein Typ wie ich, nur in einer extremeren Ausprägung– quasi ein Zerrbild. Sie wissen schon, wie in einem Spiegelkabinett, in dem man grotesk verzerrt wird. Ich bin schon kein sehr geselliger Typ, aber Roger kann man mit Fug und Recht als Einsiedler bezeichnen. Er hatte keine Familie und lebte sehr zurückgezogen. Und er war auch intelligenter als ich. Ein ausgesprochen kluger Kopf, und das war in gewisser Weise wohl auch sein Problem. Das menschliche Gehirn war ein absolutes Faszinosum für ihn– was es antrieb und was es blockierte–, aber nie der Mensch an sich. Wenn man ihn nach einer Diagnose fragte, redete er einen praktisch unter den Tisch. Doch auf die Frage, wie sein Wochenende gewesen war, bekam man keine Antwort. Vielleicht ein oder zwei Worte– drei, wenn es ein verlängertes Wochenende war. Er wollte aber nicht unhöflich sein. Er war nur der Ansicht, dass es darauf nicht ankam.«
»
Weitere Kostenlose Bücher