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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Führertisch zurück. » Begreifen Sie es jetzt? Der Jeep war verwundbar. Wir wären damit nie durch diesen Bahnhof gekommen, nicht bei all diesen Leichen. Stattdessen fahren wir einfach durch. Auf den nächsten fünfhundert Kilometern sind wir unbesiegbar.«
    » Ja…«, sagte Marco und verstummte. Hinter dem Hauptführertisch befand sich noch ein zweiter, kleinerer Führertisch; er ließ sich auf den gepolsterten Hocker fallen und legte die Kalaschnikow vor sich auf den Boden. Das Schaumstoffkissen fühlte sich… einfach toll an. Es war so bequem, dass er gleich im Sitzen hätte einschlafen können.
    Er kniff sich ins Ohrläppchen und massierte nachdenklich die alte Hundebiss-Narbe. In einer Hinsicht hatte Wu jedoch recht. Der Zug war unbesiegbar, eine unaufhaltsame Macht; solange sie in Bewegung blieben, waren sie vor jedem Angriff sicher. Hundert blutrünstige Leichen? Kein Problem. Sollten sie nur kommen.
    Er seufzte und schloss die Augen, sperrte alle anderen Sinneseindrücke aus und ließ nur noch das rhythmische Rattern des Zuges auf sich wirken. Das war auf jeden Fall ruhiger als die Fahrt mit dem Jeep über das Wüstengestein.
    Nach einer Weile spürte er, wie seine Entschlossenheit aufweichte. Er wurde eins mit dem Rhythmus, mit der Vorwärtsbewegung– mit dieser unverrückbaren, festen Linie, die durch die Schienen vorgegeben war. Sie beförderte ihn nach Kalifornien: in eine Vergangenheit, von der er bezweifelte, dass er schon bereit war, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
    Aber darum ging es doch bei der ganzen Sache, oder? Sich der Vergangenheit zu stellen. Mit ihr abzuschließen.
    Du willst dich doch nur drücken. Danielles Stimme ertönte in seinem Kopf– sie weinte und brach ihm schier das Herz. Du hast dich immer schon drücken wollen, Henry. Das ist nicht fair. Das ist nicht fair mir gegenüber …
    Er verteidigte sich. Nein, das will ich nicht. Diesmal nicht. Volle Kraft voraus.
    Ja, er würde es zulassen. Kontrolle abgeben. Sich zurücklehnen und die Fahrt genießen. Und überhaupt– er hatte doch schon vor Jahren die Kontrolle verloren, oder?
    Bringe das hinter dich und kehre nach Hause zurück.
    Er wiederholte das in Gedanken, diesmal langsamer: Bringe das hinter dich und kehre nach Hause zurück.
    Das war alles, worauf es ankam. Wer interessiert sich auch nur einen Scheiß dafür, wie du dorthin kommst?
    Zum ersten Mal an diesem Tag entspannte sich seine Nackenmuskulatur. Vielleicht war das wirklich eine gute Idee. Allein schon deswegen, weil er fürs Erste nicht mehr befürchten musste, gefressen zu werden.
    » In Ordnung«, sagte er und öffnete die Augen. Er wurde sich bewusst, dass sie feucht waren. » Was soll’s, zum Teufel. Ich löse ein Ticket nach L.A. Beim Jeep können wir auf dem Rückweg immer noch anhalten, stimmt’s? Und bis dahin müssten die Leichen auch ihre Party beendet haben. Ich habe mir förmlich den Arsch aufgerissen, um die ganze Ausrüstung zusammenzustellen. So schnell werde ich sie nicht abschreiben.«
    Wu zuckte die Achseln. » Wir können es versuchen.«
    » Vielen Dank auch, Sergeant. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Marco bückte sich und schnürte die Stiefel auf, um seine Füße zu befreien. » Und wie wäre es, wenn wir uns an unseren zwei streng riechenden Freunden da draußen ein Beispiel nehmen und versuchen, miteinander auszukommen?«
    Wu schien über die Mechaniker, die sich gegenseitig umgebracht hatten, nachzudenken. Er sah Marco mit einem Kopfnicken an und richtete die Aufmerksamkeit dann wieder auf die Schienen.
    » Seien Sie unbesorgt, Doktor«, sagte er gleichmütig. » Ich werde Sie jetzt noch nicht töten.«

Eindringlinge
    7 . 1
    Der Nachthimmel in der Wüste erschien Marco immer irgendwie unwirklich. Die Sterne wirkten übertrieben, so groß und hell, und die Schwärze war so intensiv, als wären Milliarden Kilometer Weltraum irgendwie auf die Breite des Horizonts verdichtet worden. Spürst du das auch?, hatte Danielle ihn einmal gefragt, als sie auf dem Balkon lagen und eine Sommernacht genossen. Ihre Stimme war leise und ehrfürchtig gewesen; diesen Tonfall hatte er oft scherzhaft als » New-Age-Staunen« bezeichnet.
    Das Universum berührt die Erde, hatte sie gesagt.
    Und in jener Nacht machte Marco sich nicht über sie lustig; er spürte es insgeheim selbst, das eigentümliche Gefühl, dass der Himmel unglaublich nah war. Als müsste man nur die Hand ausstrecken, um die Sterne zu berühren, oder als könnte man mit einem Schritt

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