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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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dich aufgegeben …
    Mein Gott! Damit stellst du die Fakten auf den Kopf. Du hast doch gar keine Engagements mehr bekommen …
    Ach wirklich? Du Arschloch …
    Du hast gesagt, dass du in der Nähe deiner Schwester sein willst …
    Du weißt ganz genau, was ich wollte. Du suchst mal wieder nur nach Ausflüchten, Henry.
    Schwachsinn, das stimmt doch gar nicht …
    Du hast gesagt, dass wir es noch einmal versuchen sollten …
    Ich weiß, was ich gesagt habe …
    Ich wollte …
    Ich habe nie versprochen …
    Plötzlich ertönte eine laute Männerstimme. Ich kann Hannah retten, sagte sie bestimmt.
    Marco wachte abrupt auf. Das klamme Hemd klebte auf der Haut, und er zitterte. In der Lokomotive war es unangenehm kalt geworden, während er schlief. Sie war in der Wüstennacht ausgekühlt, und der Boden war so hart wie Beton. Er blinzelte, rieb sich die Hände und beruhigte seinen schnellen Herzschlag mit tiefen Atemzügen, die die Lunge bis zum Bersten mit Luft füllten. Er war dankbar für die kühle Luft– er war sofort wach und sperrte den bösen Albtraum in dem Käfig im Unterbewusstsein ein, wo er hingehörte. Bis zum nächsten Schlaf würde er ihn nicht mehr verfolgen. Doch obwohl die Geräusche und Bilder verblassten, der Puls sich verlangsamte und der Atem wieder gleichmäßig ging, zitterte er noch immer am ganzen Körper.
    Er konnte Danielles Worte nicht vergessen, die ihn wie Pfeile getroffen hatten. Bruchstücke der Streitereien, die ihm nun wie Splitter unter der Haut steckten.
    Und die letzte Stimme in seinem Traum, die Männerstimme.
    Es war die Stimme von Roger Ballard gewesen.
    Marco schluckte. Schon komisch, dass sich in seinem Bewusstsein im Traum Roger mit Danielle verbündet hatte– sie hatten in einem Krieg der Worte gemeinsam Front gegen ihn gemacht.
    Ich kann Hannah retten.
    Hast du aber nicht, dachte Marco. Du hast es verbockt. Wir beide haben es verbockt.
    Er spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. Diese Reise nach Kalifornien setzte ihm immer mehr zu. Und wieder hatte er das Gefühl, frontal auf irgendetwas zuzurasen… aber auf was?
    Auf irgendetwas Furchtbares.
    » Sie sind ja schon wach.«
    Wus Stimme dröhnte in Marcos Ohren. Er hatte fast vergessen, dass der Sergeant auch noch da war, verschluckt von den Schatten weiter vorne.
    Lieber Gott, bitte sage mir, dass ich nicht im Schlaf gesprochen habe.
    » Ja«, antwortete er. » Ich bin fit wie ein Turnschuh. Wollen Sie jetzt eine Runde schlafen?«
    » Nein.«
    » Kommen Sie schon, ich wiege Sie auch in den Schlaf. Und ich singe Ihnen ein Schlaflied.«
    Wu trat ins trübe Licht. Sein Gesicht wurde von Sorgenfalten durchzogen.
    Marco setzte sich besorgt auf. » Was ist denn los?«
    Wu deutete in die mitternächtliche Welt hinter dem Fenster.
    » Wir werden verfolgt«, sagte er.
    7 . 2
    Marco stand der Mund offen. Er war wie gelähmt durch Wus Mitteilung. Verfolgt? Eine Weile verharrte das Wort an der Peripherie seines Bewusstseins– es klang zwar dramatisch, hatte aber keinen konkreten Kontext– und brach sich dann mit voller Wucht Bahn ins Gehirn.
    » Von wem?«, fragte er.
    » Ich weiß nicht«, antwortete Wu. » Die Verfolger haben sich mir noch nicht vorgestellt.«
    Marco war jetzt hellwach. Beim Aufstehen kippte er beinahe um; er hatte durch die stundenlange unbequeme Position auf dem Boden einen Krampf in den Beinen. Er stützte sich an der Wand ab, humpelte zum Fenster und presste die Handfläche gegen das kalte Glas.
    Der Nachthimmel präsentierte sich nach wie vor in seiner ganzen Intensität. Die Schwärze wurde vom hellen Licht der Sterne durchdrungen. Das Gelände war unerwartet klar zu erkennen. Das Land war mit silbernen Eisenholzbäumen und Wüstensträuchern bewachsen. Die Schienen wurden auf einer Länge von hundert Metern vom Scheinwerfer der Lokomotive angestrahlt; und der Vollmond schien so hell, dass man den Eindruck hatte, das Licht eines entgegenkommenden Zuges zu sehen. Nur die fernen Berge entzogen sich einer deutlichen Betrachtung– felsige Grate erhoben sich am Rand der Wüste wie ein Publikum in einem dunklen Amphitheater, das auf die nächste Vorführung wartete.
    Marco ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Bei der unangenehmen Vorstellung, von irgendeiner unsichtbaren Gestalt beobachtet zu werden, bekam er eine Gänsehaut. Er beugte sich nach vorn, bis die Stirn das Fenster berührte, und versuchte, den Zug auf ganzer Länge zu überblicken. Er atmete so heftig, dass das Glas beschlug. Egal, er konnte

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