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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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sie eindringlich. Elvis hatte ihm erzählt, dass sie schon einmal auf die Kleine aufgepasst habe. Nach seiner Einschätzung war Gracie Sands das erste Kind, für das Clare nach Evans Tod Interesse zeigte. Bislang hatte sie um fremde Kinder einen Riesenbogen gemacht. Das war doch ein viel versprechender Anfang, überlegte Sam mitfühlend. Vielleicht bestand ja noch Hoffnung, dass seine Clare irgendwann wieder wie früher würde. »Ich hab die Kleine am ersten Tag in Bill’s Garage gesehen. Ein niedliches, kleines Mädchen.«
    »Sie erinnert mich irgendwie an Evan, Sam«, räumte Clare ein. »Sie hat so was.«
    Gütiger Himmel! Seit Evans Tod hatte sie den Namen ihres Sohnes nicht mehr erwähnt. Sam hielt das für ein positives Zeichen. Zumal er sich wahnsinnig nach Clares Nähe sehnte, dem gegenseitigen Verständnis, das er früher
für selbstverständlich gehalten hatte. Spontan ging er zu ihr und nahm sie zum ersten Mal seit langem wieder in die Arme.
    Clare versteifte sich, worauf Sam die Arme sinken ließ. Insgeheim kritisierte sie sich für ihre schroffe Reaktion, aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Und ihr fehlte es an Selbstbewusstsein, den ersten Schritt zu tun und auf ihn zuzugehen. Immerhin blieb sie bei ihm in der Küche. Zerbrach sich den Kopf, wie sie irgendwie einlenken könnte. Herrje, das hatte sie schon ewig lange nicht mehr versucht …
    »Ich hab alles zwischen Emma und Jenny geregelt«, informierte sie ihren Mann. Zögernd räumte sie ein: »Und ich hab den Termin extra auf Freitag gelegt, weil Emma dann noch eine Woche bleiben muss.« Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie das so hingebogen hatte. »Vielleicht bitte ich sie, sich mein Auto nächsten Freitag vorzunehmen. Dann bleibt sie noch eine weitere Woche.« Sie biss sich nervös auf die Unterlippe, suchte nach einer Reaktion in Sams Gesicht.
    Er zündete sich seelenruhig eine Zigarette an. »Meins kann sie die Woche drauf in Schuss bringen«, meinte er grinsend.
    Am liebsten hätte sie sich in seine Arme gestürzt. Das war der Sam, den sie geheiratet hatte. Der »Meine Freunde such ich mir selber aus und damit basta«-Sam. Schon mit fünfzehn hatte sie sich unsterblich in ihn verliebt. Da war er achtzehn gewesen und mit Elvis Donnelly durch dick und dünn gegangen. Trotzdem blieb er der Sonnyboy mit dem umwerfenden Lächeln - und sie hatte spontan gedacht: Der oder keiner. Den heirate ich.
    Sie hatten geheiratet. Und waren mehr als zehn Jahre
lang glücklich gewesen. Clare war schleierhaft, wie ihr Leben dermaßen aus der Bahn geraten konnte.
    Sam öffnete das Fenster über der Spüle und schnippte seine Zigarettenkippe in den Garten. Er sah sie über die Schulter hinweg an. »Und was bezweckst du damit?«, wollte er wissen. »Clare, möchtest du, dass Emma hier bleibt, oder geht es dir mehr um ihre Tochter?« Er zog das Fenster zu, drehte sich um und schwang sich auf die Arbeitsplatte. Die Schenkel gekreuzt, wippte er mit den nackten Füßen. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen.
    »Von beidem ein bisschen«, gestand sie. »Ich spiele gern mit dem kleinen Mädchen. Und Emma hat so was … sie ist eine echte Lebenskünstlerin und eine ehrliche Haut. Dazu warmherzig und liebenswürdig - meine Güte, Sam, sogar zu Elvis sagt sie Cher - mein Lieber! Kannst du dir das vorstellen - zu dem Brummbären?« Die meisten nannten ihn Sheriff, sofern sich eine Anrede nicht vermeiden ließ.
    Sam lachte. »Das hab ich mitbekommen. Er weiß wohl nicht recht, was er davon zu halten hat.«
    »Heute Nachmittag hab ich ihr das mit Evan erzählt«, fuhr Clare fort. »Ich wollte, dass sie es von mir erfährt und nicht von den anderen. Und weißt du was, Sam? Sie hat mitfühlend meinen Arm gedrückt und gesagt: ›Ach, Cher, das tut mir so leid für Sie. Ich kann nur ahnen, wie Sie sich fühlen müssen.‹« Sie schlang die Arme um ihren Körper und spähte zu Sam. »Anders als dieser mitleidige Ach-die-arme-Clare-Blick oder das Getuschel hinter meinem Rücken. Als erwachsener Mensch weiß ich natürlich, dass jeder anders reagiert. Aber sie ist so herzerfrischend offen, Sam. Und ich bin froh, dass sie es von mir weiß. Dass sie meine gesamte Lebensgeschichte noch
nicht von diesen lästigen Klatschmäulern erfahren hat, die es wie die Spatzen von den Dächern pfeifen.«
    Sie stand auf und ging zur Kaffeemaschine, um sich ebenfalls eine Tasse einzugießen. Während sie den Becher mit beiden Händen umklammerte, drehte sie sich zu ihrem Mann um.

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