Revanche - Exposure
sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass Sie beide Augen zudrücken. Ich hätt nämlich nicht gewusst, woher ich das Geld nehmen soll.«
Statt einer Antwort nickte Elvis höflich und wandte sich zum Gehen.
»Ähm … Sheriff?«
Er drehte sich nochmals um. »Ma’am?«
»Ist diese nette, junge Dame noch in der Stadt? Diese Emma Sands?«
»Ja, Ma’am.«
»Ist ihre kleine Tochter wirklich so ein süßer Fratz, wie alle behaupten?«
Um Elvis’ Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Ja, die Kleine ist echt süß.«
»Wo kommen die beiden her?«
»Aus New Orleans, soweit ich weiß.«
Mrs. Steadman trat zu ihm in den Hof. »Stimmt es, dass sie jeden mit diesem französischen Begriff anredet - Scheerie oder so ähnlich?«
»Glaub schon.«
»Und sie versteht was von Autos?«
»Sollte man meinen. Sie hat die Inspektion an Ruby Kellys Wagen gemacht. Und heute Morgen ist der von Jenny Suzuki dran.«
»Was Sie nicht sagen.« Mrs. Steadman blickte so verblüfft, als hätte er ihr eben eröffnet, dass Emma Sands fliegen könnte.
»Donnerwetter.« Sie überlegte angestrengt. »Warten Sie mal eben.«
Sie verschwand im Haus, kehrte kurz darauf zurück und drückte Elvis einen Zettel mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer in die Hand. »Können Sie ihr das geben und sie bitten, mich anzurufen?«, erkundigte sie sich zögernd. »Mein Chevy springt so schlecht an. Vielleicht kann sie das beheben.«
Wer war er eigentlich, ihr Laufbursche? Am liebsten hätte Elvis ihr den Zettel prompt zurückgegeben, überlegte es sich aber anders. Noch vor einer Stunde hätte Mrs. Steadman vermutlich die Straßenseite gewechselt, um ihn nicht begrüßen zu müssen. Achselzuckend steckte er die Notiz in die Hosentasche. »Klar, mach ich.«
»Und sagen Sie ihr, ich kann in der Zeit auf ihr kleines Mädchen aufpassen. Endlich mal wieder ein neues Gesicht in der Stadt!«
Am Abend schaute er kurz bei seiner Mutter vorbei. Kaum dass er durch die Hintertür das Haus betrat, sprach sie ihn auf Emma Sands an.
Sie goss ihm Kaffee in einen Becher, auf dem Elvis Presley abgebildet war, und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Los, erzähl mal von dieser Frau, die neulich auf die Insel gekommen ist.« Sie schob ihm die Schale mit Oreos hin. »Diese Emma Sands. Muss ja’ne ganz scharfe Braut sein. Ist an dem Gerede was dran?«
Elvis musterte seine Mutter. Herrschaftszeiten. Trotz seiner zweiunddreißig Jahre waren seine Empfindungen für Nadine noch genauso zwiespältig wie früher. Warum konnte sie nicht so sein wie andere Mütter? »Sie ist … hübsch«, erwiderte er knapp.
»Und? Und? «
»Und gut gebaut?« Er betrachtete den Becher und zog
eine Grimasse. »Meine Güte, Mom, wenn ich schon aus diesen verdammten Elvis-Presley-Tassen trinken muss, dann gib mir wenigstens eine, auf der er nicht so fett und so verdammt geschmacklos angezogen ist.«
Sein Ablenkungsmanöver funktionierte. Sie schnellte vom Stuhl hoch und giftete: »Lass den King in Frieden ruhen, Elvis Aaron!« Allerdings war sie nicht blöd. »Und versuch nicht, das Thema zu wechseln. Erzähl mir von ihr. Soll ja sämtliche Typen verrückt machen, die Tussi.«
»Also gut. Sie ist blond, na ja, ein bisschen aufgehellt. Hat große, braune Augen. Und eine Wahnsinnsoberweite.« Zwischen seine Brauen schob sich eine steile Falte. »Wer erzählt denn so was? Was heißt hier sämtliche Typen?«
Nadine winkte ab. »Entspann dich, Baby.« Sie griff über den Tisch und wollte ihrem Sohn die Hand tätscheln. »Ach, nur ein paar von den alten Knackern; mach dir deswegen keine Gedanken.«
Elvis hob die breiten Schultern. »Wer sagt denn, dass ich mir Gedanken mache? Und welche alten Knacker?«
»Bill Harris, Rick Magoody.«
»Verflucht, Mom!« Er knallte den Becher auf die Tischplatte und verschüttete Kaffee. Diese alten Knacker waren zwei ihrer früheren Stammkunden. »Schaffst du etwa immer noch heimlich an?«
»Aber sicher«, erwiderte sie sarkastisch. »Damit mich mein eigener Sohn einbuchten kann? Red keinen Quatsch.« Mit ihren strahlend blauen Augen, die er von ihr geerbt hatte, musterte sie ihn bitter. »Du hast mir bei deiner Ernennung zum Sheriff eindeutig zu verstehen gegeben, dass dieses Geschäft für mich gelaufen ist.«
»Und wieso unterhältst du dich dann mit Typen wie Bill Harris oder Rick Magoody über Emma Sands?«
»Immerhin habe ich auch mein Privatleben, oder ist das verboten? Dass du meine Rechnungen bezahlst, berechtigt dich in keiner
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